Epstein / I Held You Once
I Held You Once Spielzeit: 10:45
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Alternative Music

Review vom 11.12.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Nachdem Calling Out Your Name so viel Freude bereitet hat, kann man ruhig auch noch einen Blick auf den Vorgänger werfen. "I Held You Once" stammt aus dem Jahr 2010 und diese EP steht in der Reihe der The Epstein-Veröffentlichungen an Platz drei. 2007 erschien "Last Of The Charanguistas" und "Live At The Sendesaal Radio Hall" 2009. 'Sendesaal' klingt irgendwie deutsch und tatsächlich wurden die sechs Nummern auf der EP in Bremen aufgenommen.
Top oder Flop! Bei einer EP, wie bei vorliegender Scheibe, mit nur drei Songs, gibt es nicht viel Spielraum. Die elf Minuten müssen dem Hörer gefallen, sonst kann man die Platte getrost vergessen. Vorweg sei geschrieben, dass das bei The Epstein und "I Held You Once" nicht der Fall ist.
Die Gruppe bewegt sich im Folk Rock oder der Alternative Music schon auf ihrem eigenen Grundstück. Ihre Musik hat einen großen Wiedererkennungswert und eine identische Faszination, wie "Calling Out Your Name". Bei Olly Wills' Stimme ist eine Dauer-Gänsehaut vorprogrammiert und das Zusammenspiel der Saiteninstrumente kann viele Stimmungen erzeugen. Man beschränkt sich nicht nur auf die Akustische oder E-Gitarre. Da wird auch schon einmal zum Banjo gegriffen und Tastenmann Sebastian Reynolds ist ebenfalls ein Sound-Zauberer vor dem Herrn.
Die Band aus der englischen Universitätsstadt Oxford ist nicht nur in ihren Breitengraden bekannt. Auftritte in Deutschland, Frankreich oder den Niederlanden sind so ziemlich an der Tagesordnung und mit jedem Konzert werden es mehr Fans.
Man kann andächtig-verhalten klingen und selbstredend auch rocken. Was The Epstein in einem Song unterbringt, ist gigantisch gut und die Arrangements folgen keinen festen Strickmustern. Erwähnenswert ist ebenfalls, dass die Band auch diese EP als Eigenproduktion auf den Markt gebracht hat. Lediglich das Mixen (Hugo Nicholson) und Mastering (Nevo Sound) hat man in fremde Hände gegeben. Nicholson hat bereits mit Bands/Künstlern wie Julian Cope, Heather Nova, Nigel Kennedy, Primal Scream oder The Wolfgang Press zusammengearbeitet.
Melodie ist noch so eine Trumpfkarte, die die Engländer im Ärmel haben. Einerseits werden die Songs von der Sonne durchflutet, andererseits freundet man sich sehr gerne auch mit Kompositionen an, die aus den vom Nebel verhangenen Wäldern der Cotswolds kommen. Auch auf vorliegender CD präsentiert sich die Band als Meister des Crescendo und es fließen auch fein strukturierte Bläser-Klänge in die Musik ein.
Reynolds wechselt geschickt zwischen Keyboard-/Synthesizer-Sounds und dem Piano. Jon Berry ist ein fabelhafter E-Gitarrist. Von ausgetretenen Pfaden kann man bei The Epstein in keiner Weise sprechen. Die Jungs haben einfach ein besonderes Händchen für das Songwriting und wer ein derart melancholisch-nachdenkliches "Another Band Has Gone" hinbekommt, dem ist großes Lob gewiss. Sehr schön ist der Einsatz des Glockenspiels und der Track hat die Atmosphäre einer nächtlichen Fahrt durch eine imaginäre Großstadt. Hier überzeugen die Musiker den Hörer davon, wie wenig nötig ist, um Flair zu verbreiten. Man achte nur einmal auf die Orgel-Klänge! Auch der Chorgesang ist und bleibt ein Qualitätsmerkmal der Combo. Natürlich sollte der Song-Titel nicht autobiografisch verstanden werden.
The Epstein hat es verdient, einem großen Kreis von Musik-Interessierten bekannt zu sein und die Band scheint sich für ihre Entwicklung richtig Zeit zu nehmen. Hektik wäre auch völlig fehl am Platz. Meines Erachtens hat die Band noch eine große Zukunft vor sich.
Line-up:
Olly Wills (acoustic guitar, vocals)
Jon Berry (electric guitar, vocals)
Sebastian Reynolds (keyboards)
Tracklist
01:I Held You Once (3:56)
02:Ring On Her Finger (4:30)
03:Another Band Has Gone (2:46)
(all songs written and performed by The Epstein)
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