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18. Internationales Bluesfest Eutin, Marktplatz
17. bis 20. Mai 2007
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18. Internationales Bluesfest
Eutin, Marktplatz
17. bis 20. Mai 2007
Artikel vom 30.05.2007
Tom Machoy
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Endlich wurde das Bluesfest mal wieder vom Wetter so richtig verwöhnt, worüber sich sicherlich nicht nur die Veranstalter (Kneipenrestaurant Alte Mühle, Baltic Blues e.V. sowie kreativ + konkret) riesig gefreut haben. Das Programm war erneut außerordentlich vielfältig gestaltet und beleuchtete sehr viele Arten des Blues. Vom traditionellen Blues bis zum Bluesrock gab es alles zu hören und so konnte man sich je nach Zeit und Geschmack aussuchen, was man sehen und hören wollte.
Ich selbst bin jeden Tag auf den Markt gegangen und hab mir dort ein paar ganz feine Sachen angesehen.
Siberian Blues Huskies
Der Donnerstag war den Finnen vorbehalten, die ja eh mit ihrer Musik nicht zu unterschätzen sind, was sich auch an diesem Abend wieder bestätigt hat: The Siberian Blues Huskies als Opener waren ein gelungener Einstand. Erstmalig in der Bundesrepublik zu sehen, spielten sie hervorragenden, rockigen Blues, der auch schon mal urbluesig wurde, boogiemäßig davon eilte und auch vor sehr bluesigen Balladen nicht halt machte.
Die Finnen waren absolut cool auf der Bühne, machten eine phantastische Arbeit, zeigten solistisch, was sie können und begeisterten mit ihrer Vielseitigkeit. In Bezug auf die Gitarristen heißt das wohl eher 'Vielsaitigkeit'. Herrliche Slide-Stücke, funkige Elemente, verwoben in feinsten Blues bis hin zum krachenden Blues-Rock.
Nach einer 10 Minuten-Ballade spielten die Huskies einen knackigen Boogie, griffen ganz tief in die Saiten und sind dafür mit reichlich Applaus belohnt worden, ob Alt oder Jung - irgendwie bewegten sich alle.
Nach zwei Zugaben verabschiedeten sich The Siberian Blues Huskies - und ich wiederhole mich: Ein richtig gelungener Auftakt, der die Zuschauer zum Tanzen animierte.
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Wentus Blues Band
Als zweite Band gab sich die Wentus Blues Band die Ehre und wenn auf dem Programm »Rockin' the Blues« steht, triff das vollkommen zu. Mir hat diese großartige Show gefallen, richtig ausgeflippt, temperamentvoll, und vor allem gesanglich außerordentlich stark, traten sie auf. On stage war ständig Bewegung, fröhlich und 'beswingt' ging es dort zu, Action pur war angesagt und das ging ganz schön in die Beine. Rein musikalisch gab es Blues, was sonst, bunt gemischt von hard- bis softrockig.
Die Vorstellung der Band war absolut witzig, denn auf der Bühne standen die Söhne von Bauern. Ja sie wurden tatsächlich so vorgestellt: als Sohn vom Bauern, Sohn vom Pferdebauern, Sohn vom Schweinebauern und das gleich zweimal. Und Juho Kinaret, der Sänger, ist der Sohn eines Pfarrers. Der schlug öfter mal einen Purzelbaum auf der Bühne. Schaut euch die Finnen ruhig mal an, da geht die Bluespost ab.
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Bloosblasters
Zweiter Tag, Freitag - und gleich am Nachmittag spielten die Bloosblasters aus Schweden, die das erste Mal hier auftraten und, wie die beiden finnischen Bands am Vorabend, eine richtig klasse Vorstellung ablieferten.
»Rockender Retroblues«, so die Ankündigung, stand auf dem Programm und das Besondere an den Bloosblasters - sie singen in ihrer Heimatsprache, was für deutsche Ohren natürlich ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. Doch der Sound, zum Teil im Blues Brothers-Stil, die hervorragende Technik an den Instrumenten, besonders der E-Piano/Keyboard-Einsatz und die Mundharmonika-Soli verwöhnten die des Schwedischen nicht mächtigen Lauscher.
Diunna Greenleaf & Blue Mercy
Doch das war noch nicht alles an diesem Abend. Mein nächstes Konzert spielte 'the Texas Queen of Blues' und ihre Band: Diunna Greenleaf & Blue Mercy aus den USA, direkt aus Texas eingeflogen und angekündigt als »The Lady sings the Blues«. Diese Band hat im Jahr 2005 den Blues Challange (USA) gewonnen und ein super Konzert auf dem Bluesfestival in Luzern gegeben.
Wow, hat die Frau eine riesige Stimme, die zu ihrer Gestalt und ihren Worten: »Do you love Weight Watchers? Then leave me alone!!« durchaus passte. Das Konzert strahlte sehr viel Lebensfreude aus, es gab eine großartige Show, dazu eine gigantische Stimme und fantastische Musiker, allen voran Gitarrist Jonn Richardson, der 'Guitar winner of the Albert King Award for best unsigned guitarist 2005' - und der Mann ist noch besser geworden!
Aber - ja ein aber: Sie hätten mindestens gut vier Titel mehr spielen können, wenn nicht jeder Song 15 Minuten gedauert hätte, von denen die Hälfte mit Gerede 'verspielt' wurde.
Es gab urigsten Blues, unter anderem auch ein Tribut an John Lee Hooker, es gab eigene Stücke - es gab einfach ganz tollen Blues!
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Trickbag
Vorletzter Tag, Samstag - und wieder standen vier Bands auf der Bühne.
Gesehen habe ich Trickbag, auch wieder aus Schweden, die besonders Boogie und Shuffle gespielt haben.
Wunderbare Musik, kraftvoller Sound, ein Mundispieler - Joakim Barchéus - der sehr viele Titel selbst geschrieben hat und eine Harmonica spielte, deren Klang mich an John Mayall's Bluesbreakers erinnerte.
Jeder der Musiker lieferte richtig gute Soli ab, auch die Rumba-Kugeln wurden schon mal für die Percussion hervorgeholt.
Gitarrist Jonas Göransson zeigte bei der Vorstellung eben mal seinen Bizeps, der den Umfang der Unterarme von Popeye hatte und Lars Näsman spielte den Kontrabass, ließ ihn drehen, riss ihn hoch in die Luft oder spielte ihn auch schon mal verkehrt herum, den Hals nach unten. Trickbag selbst nennen es »Explosive Houserockin' R'N'B« - dem ist auch so!
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Henrik Freischlader
Letzter Tag, Sonntag - und das war für mich der Höhepunkt des Bluesfestes: Die Henrik Freischlader Band. Der Mann war riesig gut drauf und hat das Set in Einem durchgezogen. Über zwei Stunden lang gab es Titel aus seiner ersten und der neuen CD. Für die Zugaben packte der die üblichen Jimi Hendrix-Cover aus, auch wenn die Gitarre diesmal nicht, wie sonst, hinterm Kopf gespielt wurde. Die Zuhörer zollten Applaus und waren völlig begeistert.
Statt Dirk Sengotta war in Eutin Mickey Neher an den Drums, der sogar mit einem Gesangspart aufwartete und ein sehr unaufdringliches, schönes Solo spielte.
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Kirk Smithhart Band
Zum Abschluss des Festes spielte der 'Ersatz' für die krankheitsbedingt ausgefallenen 'Papa' Don Mc Minn & Nighttrain, die Kirk Smithhart Band (USA), die richtig rockigen Gitarrenblues spielte, sehr oft auf Jimi Hendrix ("Little Wing", "Voodoo Chile") und Stevie Ray Vaughan zurückgriff, Boogies hinlegte, die einfach zum Mitmachen einluden und die Slidegitarre zum Glühen brachte.
Ja, der 22-jährige Kirk ist schon ein großartiger Gitarrist, hat nicht umsonst schon reichlich Preise für sein Spiel bekommen. Total Klasse war seine Variante von Peter Greens "Albatross". Bei den Hendrix-Covern riss er förmlich die Saiten herunter. Kirks Begleiter waren die Geschwister Rome McMinn am Bass, der ein furioses Funk-Bass-Solo regelecht hinfeuerte und Doug McMinn am Schlagzeug, ein Könner an den Stöcken.
Als Zugabe bot die Kirk Smithhart Band ein Stück von ZZ Top, also stampfenden Texasblues. Das Honorar war auch hier nicht enden wollender Beifall!
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Fazit: Das Wetter war super, die Veranstalter hatten tolle Bands eingeladen, nur diese vier Tage sind leider viel zu schnell vorbei gegangen.
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