Nach The Blues, gerade mal ein gutes Jahr auf dem Markt, kommen wir der Einladung des Wuppertaler Gitarristen und Sängers Henrik Freischlader, dem Albumtitel seiner neuen CD, gerne nach und treten näher.
Nach seinem Debüt 'freischladert' es landauf, landab. Seine Konzerte hinterlassen eine Spur der Begeisterung und mittlerweile ist die Messlatte Schritt für Schritt höher gelegt worden.
Kann mit "Get Closer" nachgelegt werden?
Gib es Parallelen zum Erstling?
Hat sich sein Blues-Stil weiterentwickelt?
Findet "Lonely World" einen ebenbürtigen Nachfolger?
Allerlei Fragen, die sich einem, ohne auch nur einen Ton der CD gehört zu haben, stellen.
In knapp 60 Minuten gibt uns der sympathische Henrik in 13 Songs seine Antworten und setzt zunächst, was seine Band betrifft, auf Bewährtes. Never change a winning team: Oliver Schmellenkamp (bass) und Dirk Sengotta (drums). Soweit die 'Stammbesetzung' auf dem Album.
Hinzu kommt wieder Sascha Kühn an den Tasten. Brenda Boykin übernimmt das Mikrofon in "Blues Music".
Mit einer powervollen Stimme zieht die Sängerin den Song 'auf links'. "Blues Music"? Das ist ein höllisch funkiger Track. Freischlader packt das Wah Wah aus und spielt am oberen Ende des Bretts. Das ist eine neue, noch nicht gehörte Seite des Songwritings. Die Boykin erzählt, abseits der Lyrics, vom Blues. Natürlich ist der Blues überall… expressis verbis erwähnt sie auch den 'Wuppertal-Blues'. Mit Recht, denn sie wirkt wie ein Katalysator für Freischlader und die Band.
Mit "Keep Playin'" wird ein Gang zurückgeschaltet, das funkige Gitarrenmuster beibehalten und mit einem Schmellenkamp/Sengotta Groove-Teppich fundamentiert.
Respekt, Herr Freischlader! Songs von solcher Qualität kann es ruhig mehr geben.
Los geht es aber mit einem kräftig riffenden Song. "Someone Like Me" könnte man als Aufwärmprogramm für die weiteren 12 Runden ansehen. Er singt u.a. über das Touren und darüber, nicht erklären zu können, welch ein Gefühl es ist, wenn alles gut läuft. Die Nummer ist, besonders durch das ausladende Gitarrensolo, wirkungsvoll und man darf gespannt auf das sein, was folgt.
War vorher vom Groove die Rede? Wer auf so etwas abfährt, scheint in einem Boot mit dem Wuppertaler zu rudern: "You", einer der kürzesten Titel auf dem Album, hat diese antörnende Rhythmik, die ohne Umwege in die Füße geht.
"Too Cool For Me": Midtempo-Blues der relaxten und ruhigen Art. Das Wort 'cool' beschreibt den Charakter des Songs trefflich. Woher nimmt der Henrik diese Gitarrenläufe? Man muss sie nicht nur im Kopf haben, sondern auch auf dem Griffbrett umsetzen.
So langsam stellt sich die Frage, ob wir es mit einem neuen Henrik Freischlader zu tun haben?
Mit einem anderen, würde wohl die Antwort lauten, denn wenn es zu "I Give Up On Loving You" kommt, steht der Songwriter auf einer Ebene mit einem Mark Selby.
Ganz großer Zauber ist das akustische Solo-Wohlfühlprogramm "Sometimes", mit dem er auf dem Album ein Zeichen mit entsprechender Dramaturgie setzt. Das Mississippi-Delta verlegt Freischlader mal eben an die Wupper.
Schmellenkamps bundloser Bass treibt das hektische "As Long As" an und man möchte es mit dem Begriff 'Großstadt-Blues' bezeichnen.
Nicht nur in der Abfolge der Songs ist "She's Back (For Another Try)" zentrales Stück auf der Platte und mit über 9 ½ Minuten auch deutlich der Längste. In Slow Blues-Gefilden angesiedelt, ist der Song, in dessen Mittelteil der Gitarrist durch ein heftiges Solo Druck ablässt, ganz großes Tennis. Urplötzlich wandelt sich die Dynamik des Tracks: Ganz dezente Drums, wenige Bass-Töne und Freischlader spielt ein weiteres Solo, ganz im Gegensatz zum Ersten. Leise gesellen sich Kühns Keyboards dazu und zum Ende hin wird es nochmals heftig. "Lonely World", vom Erstling, hat einen ausgezeichneten Nachfolger bekommen.
Ein anderer Freischlader? In "Not Of That Kind" swingt es und "Livin' It Up" shuffelt entspannt!
Der Titeltrack, den man bis zum Schuss aufgehoben hat, ist eine unverfälschte Ballade, bestens geeignet, einige Minuten die Augen zu schließen und zu träumen.
Henrik Freischlader hat alle eingangs gestellten Fragen überzeugend beantwortet.
Er hat auf individuelle Weise das Spektrum seiner musikalischen Fähigkeiten und Fertigkeiten um diverse Aspekte erweitert und wie anfänglich geschrieben, tritt man gerne näher, denn "Get Closer" wartet mit einer Vielzahl an Überraschungen auf.
Man darf gespannt sein, welches Fluidum die neuen Songs auf der Bühne haben.
Line-up:
Henrik Freischlader (vocals, guitar)
Oliver Schmellenkamp (bass)
Dirk Sengotta (drums)
Additional musicians:
Sascha Kühn (keyboards)
Brenda Boykin (vocals - #10)
Tracklist |
01:Someone Like Me (4:41)
02:You (2:55)
03:Too Cool For Me (4:46)
04:Keep Playin' (4:14)
05:I Give Up On Loving You (4:43)
06:She's Back (For Another Try) (9:40)
07:Sometimes (3:41)
08:As Long As (4:11)
09:Not Of That Kind (4:09)
10:Blues Music (3:25)
11:Busy (3:27)
12:Livin' It Up (2:55)
13:Get Closer (4:13)
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