GoMusic-Session / 07.05.2010, Coffeehouse, Kleve
GoMusic GoMusic-Session
Kleve, Coffeehouse
07. Mai 2010
Stil: Rock

Artikel vom 11.05.2010


Joachim 'Joe' Brookes
GoMusicVor der Sommerpause hatte Martin Engelien, der Organisator von GoMusic wieder ein beeindruckendes Line-up zusammengestellt. Der Amerikaner Delmar Brown hat eine Visitenkarte, die sich wie das Who's who der Rock- beziehungsweise Jazz-Musik liest. Unter anderem spielte der Keyboarder seit Ende der Siebzigerjahre für Sting, Gil Evans, Jaco Pastorius, Miles Davis, James Blood Ulmer,
Peter Gabriel oder Quincy Jones.
An der Gitarre war Glen Turner zu hören. Der Engländer ist Mitglied der Beatles Revival Band und arbeitete mit dem Tastenmann Chris Stainton (auch
Joe Cocker) zusammen. Außerdem zupfte Turner seinen Sechssaiter im "Original Tommy Musical". Engelien sowie Turner kennen sich schon lange. Seit 1999 firmiert man als Duo unter dem Namen The Returners und veröffentlichte 2005 das Album "Burnin'".
Der Drummer Jens Beckmann vervollständigte das Quartett. Der 1981 geborene Lünener begann 2003 am Drummers Institute mit einem Schlagzeugstudium und er leitet jetzt nicht nur die Musikschule an der Ruhr, sondern ist in einer Vielzahl von musikalischen Projekten beteiligt. Beckmann trommelte schon für Tore W. Aas, Golden Gospel Singers oder Götz Alsmann.
GoMusicVon der Papierform her, also beste Voraussetzungen für einen unterhaltsamen Abend.
Der Startschuss war die Michael Jackson-Hymne "Thriller". Diesen Auftakt hatte schon die GoMusic vom April. Allerdings war es schon erstaunlich, welche Entwicklung dieser Song mit anderen Musikern machte. "Thriller" befand sich klar in den Gefilden des Blues sowie Jazz. Die instrumentale Vorstellungsrunde dauerte geschlagene fünfundzwanzig Minuten! Turner feuerte ein beeindruckendes Solo in Richtung Zuschauer und am Ende steckte er sein Arbeitsgerät zurück in das Holster. Fast immer auf der Bühne unterwegs, zeigte Brown bereits zu Beginn, was man mit der Keytar so alles anstellen konnte. Die Kinnlade des Staunens befand sich auf dem Wege zum Boden. Der "Ghostbusters"-Fan Beckmann jagte nicht hinter Geistern her, sondern rief über die gesamte Spielzeit von zweieinhalb Stunden eine unglaubliche Leistung ab. Sein erstes Solo war nicht ganz so lang, allerdings sehr differenziert und markant. Martin Engelien outete sich in seinem ersten Alleingang als ein Bassist, der in einer effektvollen Darbietung die dicken Saiten wie ein Gitarrist zog. So etwas hatte ich auch noch nicht erlebt.
GoMusicDer einstündige erste Teil des Sets beinhaltete nur vier Nummern.
Wow, jetzt wurde Alarm ausgelöst! Nicht der Feuermelder im Coffeehouse wurde aktiviert. Das Quartett servierte eine heftig funkende Nummer. Dieser Track ging schon wieder mächtig in die Beine und brachte das Publikum in Bewegung. Der Funk zeigte seine Wirkung...
Den nächsten Song eröffnete Turner.
Lang war das Intro und wie der Gitarrist es hinbekam, aus seiner Improvisation ganz langsam das Thema von "Every Day I Have The Blues", einem B.B. King-Markenzeichen, zu formen, brachte die anderen drei Musiker zum Stillstand und machte sie ebenfalls zu Zuschauern. Turner ist ein Gitarrist, der nicht schon in den Gruppenspielen der Champions League ausscheidet! Seine Beiträge hatten nachhaltige Wirkung. Dieser 'Tag des Blues' war ebenfalls sehr lang. Beckmann wechselte von den Drumsticks zu den Jazzbesen und fegte den 12-Takter in ganz feiner Manier. Im Gegensatz zum Turner bediente sich Brown direkt beim Songthema und benutzte dieses als Startrampe für seine Stegreifkreationen.
GoMusicDie erste Stunde wurde durch ein weiteres Highlight beendet.
Die auf der gemeinsamen "Live!"-Platte von Carlos Santana und Buddy Miles vertretene Nummer "Them Changes" stand nun auf dem Programm. Der Track war bestens geeignet für Browns markante Stimme mit einer Mischung aus Soul sowie ein klein wenig Reibeisen. Alle Protagonisten illustrierten, wie weit einen die Kreativität bringen kann. Turner glänzte durch nicht gespielte Noten und hatte auch einige jazzige Ausflüge auf Lager. Man spürte und sah, mit welcher Freude die Künstler musizierten. Die Aktiven konnten nach Herzenslust aufspielen und es gab keine zeitlichen Begrenzungen. Vier Songs in sechzig Minuten hatten eine eigene Sprache!
In der Pause mischten sich die Musiker unters zahlreich erschienene Volk und nach einer knappen halben Stunde fand die Veranstaltung seine Fortsetzung.
Mit einer Brown-Komposition wurde der Faden des ersten Sets wieder aufgenommen. "Don't Go Away" war zunächst geprägt von einem überirdisch sphärischen Keytar-Teppich. Darunter fütterte Beckmann den Track mit einem relaxten Groove und mit einer zum Fürchten guten Dramatik baute man einen heftig rockenden Part ein. Dieser mit Schmackes gespielt Teil brachte zum wiederholten Mal die Fußwippe in Betrieb. Die Soli waren abermals Leckerbissen der Marke Zungenschnalzer.
GoMusicWenn Turner einen Song eröffnete, konnte man fast schon blind davon ausgehen, dass der Blues zitiert wurde. Über die Gelassenheit der Musiker musste man sich keine Gedanken machen. Nach den ersten Tönen der neuen Nummer sagte jemand etwas von Walzer. Schwups, und schon hatte der Gitarrist den ¾-Takt auf dem Griffbrett und die anderen machten das Spielchen mit. Diese kurze Spontaneinlage sollte nicht von "I've Got A Right To Love My Woman" ablenken. Bei dem Buddy Guy-Song stand der Gitarrist auch als Sänger im Fokus und machte dabei ebenfalls eine ausgesprochen engagierte und überzeugende Figur.
GoMusicEine leckere Torte wird erst durch die Verzierungen schön. Das Auge isst schließlich mit.
Einen besonderen Ohrenschmaus hatte man für weitere Songs bereitgehalten. Zwei Klassiker der Musik sollten die Stimmung noch weiter in die Höhe jagen. Einerseits war es "Little Wing" von Jimi Hendrix und andererseits Dave Mason "Feelin' Alright". Wieder spielte Turner atemberaubende Arrangements um das Thema. Logischerweise gaben sich auch hier die Soli die Klinke in die Hand. Es war ein ums andere Mal ebenso interessant wie bewundernswert, dass die Band mit ihren Einzeldarbietungen aus dem Irgendwo immer wieder in die Mitte eines Songs zurückfanden. Diese "Little Wing"-Interpretation entwickelte sich zur Spitze des Eisberges aller meinerseits bisher live oder auf CD gehörten Ausgaben. Als Ausdruck der guten Laune tanzten immer mehr Anwesende vor der Bühne. "Feelin' Alright" war genau das richtige Stück, um die Stimmung im Coffeehouse widerzuspiegeln. Das Publikum sang Backing Vocals.
GoMusicDen Abschluss der Setlist bildete eine weitere Delmar Brown-Nummer. Es war ein ellenlanger Dance-Funk mit getragenen Keytar-Klängen aus der Stratosphäre der guten Musik mit afrikanisch angehauchtem Gesang.
Zurück zum Blues fand der fulminante Vierer in der Zugabe.
Wie viel Soul musste eine Brown haben, um den 12-Takter so grandios zu spielen? Die Rhythmusfraktion führte in aller Öffentlichkeit ein intimes Zwiegespräch, bei dem der Bassist vorlegte und Beckmann antwortet. Das Finale des Tracks wurde so richtig ausgekostet. Engelien ging schnellen Schrittes auf die einzelnen Musiker zu, positionierte sich energisch und spielte Tonfolgen in Jetgeschwindigkeit. Das hatte Aufforderungscharakter und Turner, Brown sowie Beckmann mussten darauf in Bruchteilen von Sekunden eine Reaktion finden. Sie bestanden alle die Prüfung der anderen Art und dann setzte man dem Treiben ein gemeinsames furioses Ende.
GoMusicGegen Mitternacht waren wohl alle Anwesenden hoch zufrieden. Die zwei bisher miterlebten GoMusic-Ausgaben waren tolle Events und nach der Sommerpause wird es im September weiter gehen. Man darf gespannt sein, welche Musiker der Organisator dann präsentiert.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.

Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Glen Turner (electric guitar, vocals, backing vocals)
Delmar Brown (keytar, vocals, backing vocals)
Jens Beckmann (drums)
Bilder vom Konzert
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