Pünktlich um 21:00 Uhr enterte das Herren-Trio Martin Engelien, Joerg Dudys und Gerhard Sagemüller ( Kozmic Blue) die Bühne des Cafe Country und man musste gar nicht bis zum Grand Finale warten, um festzustellen, dass die Party in Kleve definitiv einen Namen hatte... GoMusic.
Was sich zwischen dem an Pink Floyd angelehnten instrumentalen Opener "Brecht alle Mauern nieder" mit einer zeitlichen Reichweite von über zwanzig Minuten und einer Runde "Mercedes Benz" kurz vor Mitternacht abspielte, war eine hinlangend-begeisternde Session, die diese Bezeichnung im wahrsten Sinne des Wortes verdient hatte. Gitarrist Joerg Dudys, bei dem unter anderem Julia Neigel, Edo Zanki, Nena, Herwig Mitteregger, Mousse T., Reamonn, Roachford, Jutta Weinhold, Christina Stürmer oder Hubert Kah auf der Visitenkarte stehen, zeigte bereits in seinem Vorstellungs-Solo, dass es im weiteren Verlauf des Gigs ordentlich rocken sollte. Hier lernten schon am Anfang die Gitarren-Riffs und -Licks das Fliegen und mit dem verdammt schnell in die Beine gehenden Drive von Gerhard Sagemüller herrschte beste Stimmung. Der Bassist Engelien entlockte seinem Arbeitsgerät furiose wie auch kuriose Töne und man spürte quasi, wie sich ein Teil seiner Energie im Raum entlud. Es ist immer wieder atemberaubend, wie durch unterschiedliche Musiker ein und derselbe Song individuelle Prägung erhielt.
Dann kündigte der GoMusic-Organisator Maggie Mackenthun (ebenfalls Kozmic Blue) an, die sich unter großem Vorschuss-Beifall mit einem Lächeln im Gesicht zu ihrem Mikrofon begab. Oh, diese Stimme! Hammer! Wow, mit Led Zeppelins "Immigrant Song" schraubte sich die Freude in Manier eines Pressluftbohrers durch die Decke des Saals und Sagemüller trieb die Combo mit seinem Double-Bass-Einsatz an. Erstaunlich, mit welch lockerer Schlaghand Joerg Dudys agierte. Er sorgte selbst für fantastische Zwischentöne und obwohl sich schon Feuchtigkeit auf seiner Stirn bildete, sah sein Spiel so locker aus. Selbstredend war dieses Stück auch nach dem Geschmack für Mackenthuns Stimmbänder. Übrigens spielte Sagemüller zu ersten Mal nach ellenlanger Zeit wieder Schlagzeug. Unter die Belohnung für die Musiker mischten sich erste Pfiffe der Freude.
Vom heftigen Rock zum Blues... Der Drummer hatte ordentlich viel glühende Kohle in der Feuerbüchse seiner 12-Takter-Lok und Dudys servierte ungemein viel Fretboard-Feinkost dazu. Maggie hatte zur Harp gegriffen und imponierte durch famoses Bending. Ready, steady, go... vom Blues back into the Sixties: Otis Reddings "I Can't Turn You Loose" ließ die Flüssigkeit im Thermometer weiter steigen und selbst ohne die fetzige Bläser-Begleitung des Originals wurde die Fußwippe einer Belastungsprobe unterzogen. Mackenthun wechselte von der Harp zur Querflöte und tummelte sich in jazzigen Gefilden. Dudys fügte dieser Spielart noch variantenreich Funk hinzu und immer wieder kreuzten sich die Wege des Gitarristen mit denen von Engelien. Mit ihren Instrumenten trafen sie sich zu einem ausgelassenen Zwiegespräch und daraus entwickelte sich dann ein höchst interessantes Kopf-an-Kopf-Rennen auf zehn Saiten. Auch bei dieser GoMusic gab es keine förmlichen Grenzen oder vorherige Absprachen. Spontanität und Ideen waren die Zauberworte handgemachter Musik.
Vom heißen Soul ab in den zwischenzeitlich aufgesuchten Chill-out-Bereich... Augen zu und genießen. Maggie Mackenthun sang Janis Joplins "Kozmic Blues". Gänsehaut pur und dann auch noch eine a cappella-Einlage! Dudys spielte entfesselt und einer ordentlichen Portion Körpersprache. Mit Harp-Begleitung präsentierte das Quartett "I Got You" von der Kozmic Blue-Platte Home. Wie, schon Pause? Die erste Hälfte des Sets war ein Hammer!
Die zweite Abteilung eröffnete man mit einem weiteren Stück der Band um Sagemüller/ Mackenthun. Für "I Can't Stand It" schlüpfte der Drummer in die Rolle eines 'Gitacussionisten'. Er spielte halbakustische Gitarre, Bassdrum und Hi-Hat (an dem ein Schellenring befestigt war) gleichzeitig. So kennt man ihn zum Beispiel aus der beeindruckenden Zeitreise-Show A Journey Through The Past With Janis. Bezaubernd war dieser Einsatz bei der "Tell Mama"-Verneigung vor Etta James. Es gab nicht nur Duette instrumentaler Art. Unglaublich gut war das Gipfeltreffen der Sängerin in einer vokal-gitarristen Aussprache. Danach erlebten die Zuschauer einen Dudys im Freistil. Zuweilen gingen seine Ausflüge in den Hardcore-Sektor des Rocks. Unglaublich, was der Mann drauf hatte.
Auch vor dieser Konzertreise gab es keine Proben, sehr wohl aber Absprachen bezüglich der Setlist. So war das in den Händen der vier Musiker sich zu einer hymnenhaften Ballade steigernde "Isn't It A Pity" von George Harrison eine Uraufführung bei dieser Tour. Viele Song-Intros hatten einen 'erkennen-sie-die-Melodie'-Charakter. So auch im folgenden Lied, denn urplötzlich war die Polizei anwesend. Engelien hatte bei seinem Basssolo schon ordentlichen Gebrauch vom Pedal gemacht. Bei "Message In A Bottle" begab sich Dudys auf eine heiße Wah Wah-Wanderung und fast unbemerkt saß der Meister der tiefen Töne auf seinem Verstärker und leistete Sagemüller für eine gemeinsame Diskussion Gesellschaft. Dann war der vielstimmige Cafe Country-Publikumschor wieder mit von der Partie.
Vom Gesangsverein zu einem Song-Duo, das auch voll ins Herz traf: Zunächst schwebte mit "Me And Bobby McGhee" der Spirit von Janis Joplin durch die Location und dann kam Woodstock-Feeling auf. Das von Joe Cocker bekannte "With A Little Help From My Friends" war ein weiteres Highlight. Alle warteten nur darauf und dann war er da, dieser urgewaltige Schrei, den die Mackenthun natürlich perfekt beherrschte. Es war schon keine Party mehr, sondern ein wahres Festival der guten Musik. Dudys kreierte einen ganzen Ozean an herrlichen Tönen und seine Finger bewegten sich in einer Affengeschwindigkeit über das Griffbrett. Es hatte den Anschein, als würden die Saiten glühen.
Von Woodstock zur Zugabe ... Led Zeppelins "Rock'n'Roll" ließ den Boden beben und die Wände zittern. Was die Zuschauer bereits von vorherigen Konzerten kannten, war offensichtlich völlig neu für die Musiker um Engelien, denn er animierte sie zu einem 'mach-was'-Finale. Als Zeremonienmeister zeigte der Bassist auf eine Person und forderte sie auf, irgendwas zu spielen. Fast im Sekundentakt kam es zu einem Wechsel, in den auch Mackenthun einbezogen war. Danach hatte das Publikum immer noch nicht genug und schließlich gab es noch eine Stadtrundfahrt im "Mercedes Benz", wobei die Zuschauer sogar auf der Bühne tanzen durften.
Noch gefühlte Minuten nach dem letzten Ton rhythmisierten einige Leute auf leeren Gläsern... als sollte das Fest immer noch nicht vorbei sein. Leck die Söck! So äußert der Niederrheiner an sich und im Besondern seine Begeisterung. Irgendwie war es eine herausragende GoMusic-Session und dem ist jetzt nichts mehr hinzufügen, denn mir fehlen die Worte.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Maggie Mackenthun (vocals, flute, harmonica)
Joerg Dudys (electric guitar)
Gerhard Sagemüller (drums, percussion, acoustic guitar)
|