Die GoMusic hatte mit ihrem ersten Sommer-Special 2012 Premiere und machte Station im urgemütlichen Kamp-Lintforter ABC Keller. Mit einem hochkarätigen Line-up wurde die Temperatur im Gewölbe des ehemaligen Zechengebäudes in den weit über zwei Stunden Konzertzeit ordentlich in die Höhe getrieben. Auf der Bühne heizten Svenja Schmidt, David Readman, Dennis Hormes, Wolf Simon und natürlich Martin Engelien, der Organisator der GoMusic-Session nach allen Regeln der Kunst ein. So wurde auch dieser Gig zu einem Genuss der freien Improvisation. Als Buchstützen gab es eine reichhaltige Auswahl an Songs aus der langen Geschichte des Rock. Dieses Mal war RockTimes durch zwei Redakteure vertreten. Im Vorfeld informierte ich den Kollegen Daniel Daus über den Gig. Er ließ es sich nicht nehmen, ebenfalls etwas zum Bericht zu schreiben und einige Zeilen werden im Folgenden als Zitat gekennzeichnet: »Obwohl ich in der Regel reine Cover-Konzerte scheue wie die Katze das kalte Wasser (mir sind Auftritte kreativer, eigenständige Tracks präsentierende Bands einfach lieber - leider teilt der dominierende Part des hiesigen Musikvolkes diese Auffassung nicht...), bin ich dem Lockruf des Kollegen Joe gefolgt und musste diese Entscheidung letztendlich nicht bereuen.«
»Mir persönlich gefielen das unglaublich groovende Instrumental von Pink Floyd zur Eröffnung (super klasse und fett die Performance der Rhythmusfraktion Wolf Simon und Martin Engelien) und die deutlich auseinander gezogene Version von Paul Carracks "How Long" (mit fulminanter E-Gitarrenpassage des auch im ganzen Verlauf, furios aufspielenden Dennis Hormes, der mittags zuvor sogar noch bei Rock am Ring seinen Einsatz hatte) am besten.« Neben diesen beiden Nummern gab es noch einen bunten Blumenstrauß an Songs: "Hard To Handle" (im Original von Otis Redding), "Play That Funky Music" ( Wild Cherry), "You Really Got Me" von den Kinks, U2s "One Love", "Long Train Runnin'" ( Doobie Brothers), "Black Night" sowie "Smoke On The Water" von Deep Purple, Adeles "Rolling In The Deep", "Dancing In The Street". Als Knaller-Zugabe gab es ein Medley aus AC/DCs "Highway To Hell" und "Rock'n'Roll" von Led Zeppelin.
»Zwar ließ die Songauswahl dieses GoMusic-Projekts um ihren Mastermind Martin Engelien in ihrer Originalität einiges zu wünschen übrig (der überwiegende Teil bestand aus Stücken, die man jeden zweiten Tag im Radio hört und quasi im Repertoire einer jeden Standard-Cover-Band zu finden sind - darunter persönliche No-Gos für mich wie "Black Night", "Highway To Hell" und "Smoke On The Water"), doch die Art der Darbietung von musikalischen Könnern dieses Kalibers (teilweise durch hervorragende instrumentelle Modifizierungen aufgepeppt), die unglaublich positive Energie verströmende Moderation durch den Bandleader [...], die Stimmung und das im ABC Keller gewohnt grandiose Ambiente, reduzierten diese Einwände gen Minimum.« Gerade das erwähnte Song-Trio trug maßgeblich zu meiner musikalischen Sozialisation bei und solche Nummern kann ich nicht oft genug hören. Auch bei "Black Night" in der GoMusic-Version war Gänsehaut angesagt. In seinem Solo war Martin Engelien mit seinem von Sound-Effekten geprägten Alleingang der 'Space Cowboy' auf den dicken Saiten.
Dennis Hormes war trotz seines Rock am Ring-Einsatzes voller Spielfreude und von balladesken Träumereien, die Schokolade zum Schmelzen brachten bis hin zu rockigen Granaten war er als Gitarrist eine Art Frischzellenkur für alle anwesenden Rock-Fans. Hormes war zuweilen mit seinem Wellenreiten auf den Gitarrensaiten nicht zu stoppen und zeitweise war er auf ganz großen Schwingen unterwegs. Da musste selbst ein Martin Engelien bildlich neue Energie nachladen. Wolf Simon hatte den Groove. Unglaublich, mit welcher Leichtigkeit er die Lieder zum Swingen brachte. Wenn dieser Schlagzeuger im Line-up auftaucht, dann darf man sich auf eine Vielzahl an Soli freuen. Manchmal saß er mit verschränkten Armen da und inszenierte den Groove ausschließlich durch seinen Fußeinsatz. Welch eine Performance! In einer gemeinsamen Aktion mit Martin Engelien hatte er immer die richtigen musikalischen Antworten auf die Fragen vom Bassisten.
Svenja Schmidt sowie David Readman wechselten sich bei den Lead Vocals ab. Die sympathische Schmidt hatte ungemein viel Soul in der Stimme und so mancher Song war maßgeschneidert für ihren Gesang. Das Publikum hing an ihren Lippen und spendete reichlich Szenenapplaus. Mit ihrem Fender Rhodes spendierte sie herrliche Klangteppiche und bei ihren Soli floss auch ein wenig Jazz in die Nummern. David Readman war die Rockröhre des Abends. Klasse, wie er das Publikum mit seinem Gesang animierte und die Kellerwände in Vibration versetzte. Seine Stimme ging durch Mark und Bein. Mit unterschiedlicher Auslage konnten sowohl Schmidt als auch Readman ein ums andere Mal punkten. Apropos Punkte... der GoMusic-Organisator rief zu einem fröhlichen Liederraten auf. Es wurden ein oder zwei Töne gespielt und sofort stellte man fest, dass die Anwesenden über viel Sachverstand verfügten.
Die Zugabe war das große Sahnehäubchen. Der tolle Abend wurde durch ein langes "Highway To Hell" unter Mitwirkung eines vielstimmigen ABC Keller-Chores eingeläutet. Nahtlos gab es noch ein "Rock'n'Roll" obendrauf. Bei diesen beiden Tracks rockte die ganze Location ein letztes Mal. Im Laufe des Gigs bedankte sich Martin Engelien auf ganz besonderer Art und Weise. Dazu wird Daniel Daus abermals zitiert: »... toll fand ich z. B. seine ausführlich gehaltene und verdiente Honoration bzgl. des Engagements von ABC Keller-Inhaber Uli op de Hipt – dies waren hier nicht die üblichen musikertypischen Standardfloskeln.« Wieder einmal war eine GoMusic-Session Beleg dafür, dass es den Künstlern ungemein viel Spaß machte, in einem wesentlich freieren Rahmen zu spielen und der Nutznießer war das Publikum.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Svenja Schmidt (Fender Rhodes, vocals, backing vocals)
David Readman (vocals, backing vocals)
Dennis Hormes (guitar)
Wolf Simon (drums, percussion)
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