Lange lebe der Rock! Diese Ausgabe der Go Music bekannte Farbe. Die vier Musiker gaben dem Oktoberabend einen goldenen Anstrich, nicht nur, weil sich in der Setlist Neil Youngs "Heart Of Gold" befand. Mit der Rolling Stones-Nummer "Paint It Black", Van Morrisons "Brown Eyed Girl" und "Lady In Black" von Uriah Heep streifte die Combo von den Titeln her einige herbstliche Färbungen. Allerdings brachte man die volle Palette der bunten Stimmungen erst durch die langen Interpretationen dieser und anderer Kompositionen zum Leuchten. Ergänzt wurde die Tracklist durch ein weiteres Stones-Stück mit dem Titel "The Last Time", "Eve Of Destruction" ( Barry McGuire), Lynyrd Skynyrds "Sweet Home Alabama", Supremes' "You Keep Me Hangin' On", auch bestens bekannt von Vanilla Fudge oder Kim Wilde und als erste Zugabe "Gloria" von Them.
So stand diese Session voll im Zeichen des Rocks und mit dem Kracher "Present" eröffneten Martin Engelien, Dennis Hormes sowie Sebastian Groß den musikalischen Reigen mit einem Instrumental. Über die Qualitäten eines Dennis Hormes, dessen Creditliste von The Boss Hoss über Roachford bis hin zu T.M. Stevens reicht, braucht man an dieser Stelle keine Worte verlieren. Was der zweiundzwanzigjährige Sebastian Groß uns allerdings bereits in seinem Vorstellungssolo bot, war gelinde gesagt der Hammer. Wenn auf seiner MySpace-Seite auch Percussionist steht, dann triff das den berühmten Nagel voll auf den Kopf. Groß brachte viele kleine Instrumente, die links sowie rechts vom Schlagzeug ihren Platz fanden, zum Einsatz. Nichts unbedingt Sensationelles ... aber mit der Druckluft aus der Basstrommel hätte man sich die Haare fönen können. Stimmen zum jungen Mann, der in der Band Kantig spielt und auch Unterricht gibt, lauteten: »Mensch, hat der einen Groove.« oder: »Was wird aus ihm wohl in fünf Jahren.« Sebastian Groß hatte es drauf! Er war von einem ganz speziellen Schlag! Man sah es ihm nicht an, aber er war ein echtes Power-Paket.
Nach "Present" stieg die Gruppe mit Gil Edwards in die Abteilung Southern Rock ein. Er wirkte von Beginn an mit seiner flexiblen Stimme authentisch. Der Mann war ein Meister und Zauberer an der akustischen Rhythmusgitarre und genau der richtige Kollaborateur für Dennis Hormes. Als Solist machte er eine gute Figur und Engelien hatte bei seiner Vorstellung das Fußkleid auf dem Wah Wah-Pedal positioniert. Bei diesem Gig ließ der Go Music-Macher eher den anderen Akteuren den Vortritt, was Alleingänge anging. Bei einer Frage-Antwort-Szene zwischen Engelien und Groß war der Schlagzeuger in keiner Weise wortkarg. Ein ums andere Mal begeisterte er das Publikum und heftiger Beifall war ihm immer gewiss. Gänsehaut stellte sich ein, als man in "The Last Time" nach der Solorunde mit einem von Groß initiierten Groove ganz sanft wieder in das Songthema einstieg. Klasse!
Bei "Brown Eyed Girl" bestimmte Hormes mit einem ganzen Füllhorn an Wohlfühltönen die Szenerie und Groß begeisterte durch herrliche Rhythmuswechsel. Ein Schellenring gehörte auch zum Equipment und der wurde per Fuß über einen an einem Pedal befestigten Paukenschlegel bedient. Für die herausragende Stimme von Gil Edwards konnte man sich auch in dem Protestsong "Eve Of Destruction" begeistern. Der Mann aus Oregon, der auch mit seiner in wechselnder Besetzung spielenden Begleitband The Knuckleheads auftritt, sorgte nach der Pause mit zwei Songs für weiterhin sehr gute Unterhaltung. Mit einem langen Intro aus Flamenco-Feeling und
Hochgeschwindigkeitsriffing schälte sich eine schöne Version von dem Eagles-Hit "Hotel California" aus der Pelle. Es folgte ein klasse Boogie mit Train-Rhythmus und dann war zu Beginn der zweiten Runde gleich eine Zugabe angesagt, in der Edwards eine Hillbilly-Kostprobe zum Besten gab.
Für "Piant It Black" gab Hormes seinem Arbeitsgerät einen Mandolinenklang und nach einem weiteren Hammersolo von Groß, bei dem man echt die Zeit vergaß, sorgte der Gitarrist mit elektrisch geladenen Riffs bis zum großen Finale des Tracks für Szenenapplaus. Freunde der Nacht ... als sich das Quartett dem Soul-Klassiker "You Keep Me Hangin' On" vorknöpfte, war Hard Rock angesagt. Engelien gab seine vortreffliche Einlage seiner Slapping-Technik ab und als er auf den vier dicken Saiten seines schwarzen Tieftöners Rhythmusgitarre spielte, brannte die Luft. Hervorragend!
Die erste Zugabe stand ganz im Zeichen von Thems "Gloria" und war bei Gil Edwards' Gesang einmal mehr ein Ohrenschmaus. Bei einem solchen Knaller wie der Ken Hensley-Komposition "Lady In Black" durfte man sich durchaus auch einmal ans Original halten, wenn da nicht, ja wenn da nicht Dennis Hormes mit von der Partie gewesen wäre. Er verpasste der 'schwarzgekleideten Dame' eine ordentliche Schärfe. Vom 'Cafe Country'-Chor gesungen verhallten die letzten Töne des Klassikers ganz am Schluss dann in einem finalen Beifall. Die Musiker hatten Spaß, das Publikum hatte Spaß und alle waren sehr zufrieden. Gil Edwards, Sebastian Groß und Martin Engelien fanden sich dann zu Gesprächen mit den Anwesenden am Merchandisingstand ein und der Go Music-Organisator durfte nicht nur einmal One signieren.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Gil Edwards (acoustic guitar, vocals)
Dennis Hormes (guitar, backing vocals)
Sebastian Groß (drums, percussion)
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