Wer seinen Hintern nicht aus dem Sofa bekommt, den straft das schlechte Gewissen. Die April-2014-Go Music gehört in die obersten Ränge von Gigs, die RockTimes im Zusammenhang mit der von Martin Engelien allmonatlich organisierten Session erleben durfte.
Das Line-up war exquisit. Schon von den Musikern her trafen in gewisser Weise Welten aufeinander. Das singende Energiebündel Sylvia González Bolívar stand in der ersten Reihe und die Gitarre spielte Stephan Bormann ( Hands On Strings, Cristin Claas Trio, 10String Orchestra, Open Range, Nils Landgren). Am Schlagzeug agierte der niederländische Drummer Hans in 't Zandt ( Mad Max, Bangalore Choir, Reece & Kronlund, Wicked Tempation, Chinawhite, Cooper Inc., Vengeance, Steve Fister, Marcel Coenen, Piledriver, Spirit Of The Black Rose, The Chill Factor). Dennoch fanden sich alle vier Protagonisten unter einem Dach wieder und es trug den Namen Rock.
Pünklich um 21:00 Uhr verließ ein Rock-Zug, der als Aufschrift unverwechselbar die Qualitäten und Charakterzüge einer Go Music trug, den Bahnhof. Songs wurden in einer ganz persönlichen Prägung interpretiert. Schon der instrumentale Opener "Trust" bekam durch die Akteure seinen individuellen Stempel aufgedrückt.
Mit seinem Tieftöner hatte Martin Engelien einen musikalischen Vertrag mit dem Schlagzeuger Hans in 't Zandt geschlossen und Stephan Bormann verpasste seiner halbakustischen Gitarre einen sehr speziellen Sound, der auf beeindruckende Art und Weise die Weite der Welt verdeutlichte. Nach rund zwanzig Minuten konnten die zahlreich erschienen Zuschauer in Ansätzen erahnen, was an Höchstleistungen noch auf sie zukommen würde. Der Drummer legte ein Vorstellungs-Solo hin, das die Kinnladen schon einmal in Richtung Boden bewegte und Martin Engelien zeigte, wie man mit Fantasie um das deutsche Liedgut herum herrliche Spielereien (auch mit dem Wah Wah-Pedal) kreieren konnte.
In "Black Velvet" von Alannah Myles trommelte Hand in 't Zandt den Rock an langen Zügeln, ließ ihm freien Lauf und Martin Engelien war mit einem geslappten, feurigen Solo zur Stelle. Auch Sylvia González Bolívar sorgte mit ihrer Stimme für eine Gänsehaut nach der anderen. Was die Gitarren-Aktionen eines Stephan Bormann anging, befand er sich nicht selten in gleich zwei Hauptrollen. Mit einer beeindruckenden Kreativität lieferte er inspirierte Soli aus ganz unterschiedlich gefärbten Sphären und verpasste seinem Arbeitsgerät Sounds, die bei geschlossenen Augen auch von einem Keyboarder hätten stammen können.
Rock in Reinheit war dann Gossips "Heavy Cross", das auch mit Sylvia González Bolívar auf Martin Engelien's Go Music Two enthalten ist. Ein Song, bei dem Stephan Bormann mit seinen eingeflochtenen Prog-Elementen sehr weit ausholte und bei seinem furiosen Alleingang Marke 'Gitarre extrem' in engem Kontakt mit Hans in 't Zandt stand. Hammer! Geschwindigkeit war keine Zauberei als der Schlagzeuger im letzten Lied vor der Pause beim Solo seine Double Bass im Formel 1-Tempo auf den Kurs schickte und Sylvia González Bolívar den Text zart ins Mikrofon hauchte. Brillant!
Mit einer Zwischenstation an der Getränke-Tankstelle oder beim Verdampfen von Glimmstängeln wurde der Stimmungsfaden ohne Probleme mit Anastacias Song "Left Outside Alone" wieder aufgenommen. Einer der musikalischen Hotspots war dann Lady Gagas "The Edge Of Glory". Sylvia González Bolívar war eh schon voll in ihrem Element und die Go Music-Männer zeigten, wie man eine Nummer so präsentieren musste, dass auch hier der Rock eine deutliche Sprache hatte. Es war ja schon angenehm warm im Yesterday, aber Stephan Bormann entführte das Publikum mit einer wunderschönen Reise in die Karibik.
Dann nahm der Ausflug eine ganz andere Ausfahrt. Da gab es kein Vertun ... "Hot Stuff" war auch bei den Go Music ein heißes Eisen und der Katrina & The Waves-Klassiker "Walking On Sunshine" entwickelte sich zu einer ganz besonderen Formung des Originals, denn Martin Engelien forderte Stephan Bormann dazu auf, doch zu zeigen, wie sich der Sonnenschein im Raum um Dresden anhört. Der Gitarrist benötigte nur den Bruchteil einer Sekunde und schon sprudelte völlig entfesselt Creams "Sunhsine Of Your Love" aus allen sechs Saiten. Highlight!
Die Go Music war wieder einmal die wohl nie versiegende Quelle für musikalische Veränderungen der besonderen Art. Man kennt "Simply The Best" von
Tina Turner, lernte es durch Stephan Bormanns irres Solo allerdings neu kennen. Hans in 't Zandt war der Vulkan, Stephan Bormann die Lava, Sylvia González Bolívar die Glut und Martin Engelien das Magma ... "Rebel Yell" von Billy Idol. In einer intensiven Version von Amanda Marshalls "Let It Rain" war für den Go Music-Rock-Zug in einem idyllischen Bahnhof Endstation. Das Aussteigen fiel schwer, war es doch eine Ausgabe der Konzertreise, die im oberen Regal anzusiedeln ist.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Sylvia González Bolívar (vocals)
Stepahn Bormann (electric guitar)
Hans in 't Zandt (drums)
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