15. Grolsch Bluesfestival
Schöppingen, 26.08.2006
15. Grolsch Bluesfestival 15. Grolsch Bluesfestival
Schöppingen, 26.08.2006


Mit Johnny Winter, Joe Bonamassa
Henrik Freischlader Band, Jesus Volt
Kuhhaut's Blues Kapelle

Artikel vom 05.09.2006


Michael 'Mike' Schröder
15. Grolsch BluesfestivalWeit über 1000 Besucher strömten am letzten Wochenende im August, trotz der bescheidenen Wettervorhersagen, zu einem der feinsten Bluesfestivals in Deutschland. Das 15. Grolsch Bluesfestival in Schöppingen feierte in diesem Jahr ein kleines Jubiläum und war gleichzeitig eines der erfolgreichsten in seiner Geschichte. Das war bei diesem Staraufgebot allerdings auch kein Wunder. So hat der 'Kulturring Schöppingen' in diesem Jahr Größen wie Johnny Winter, Joe Bonamassa und Jesus Volt als attraktive Zugpferde eingeladen.
Die Henrik Freischlader Band repräsentierte die Newcomer des Blues, während die Kuhhaut's Blues Kapelle mit Cover-Songs des Genres, dem Publikum einheizte. Bei diesen Voraussetzungen für ein gelungenes Festival, ließ Petrus es sich dann auch nicht nehmen und verzichtete auf die erwarteten Regenfälle.
15. Grolsch Bluesfestival                15. Grolsch Bluesfestival

Kuhhaut's Blues Kapelle
Kuhhaut's Blues KapelleCoversongs aus dem Bereich Blues und Bluesrock präsentierte zum Auftakt dieses Festivals die Kuhhaut's Blues Kapelle. Die Band trat sehr routiniert auf und heizte dem Publikum ordentlich ein. Hervorzuheben war an diesem Abend der Saxophonist Albert Schumacher, der immer wieder solistische Showeinlagen gab. Auch Wolfgang Hillmann an der Gitarre lieferte einen recht guten Job ab. Allerdings konnte seine Version von "Still Got The Blues" nicht wirklich überzeugen, da fehlte dann doch ein wenig das Feeling und die Fähigkeit für diesen Song. Ludger Bruns am Bass lieferte einen soliden Job ab und hielt das Bluesgerüst zusammen. Andreas Kößling, der den Sologesang in der Band übernahm, ist gesanglich nicht unbedingt herausragend, konnte aber durch schöne Einlagen an der Harp glänzen und unterstützte ein ums andere Mal Wolfgang Hillmann an der Gitarre. Im Großen und Ganzen lieferte die Band an diesem Tag einen ordentlichen Job ab.
Kuhhaut's Blues Kapelle       Kuhhaut's Blues Kapelle       Kuhhaut's Blues Kapelle

Henrik Freischlader Band
Henrik FreischladerNach einer erfreulich kurzen Umbaupause betrat dann der sympathische Henrik Freischlader mit seiner Band die Bühne und präsentierte Songs von seiner aktuellen CD The Blues sowie einige Coverversionen von Keb' Mo, Johnny Guitar Watson und Jimi Hendrix. Die Band ließ in Sachen Blues keine Wünsche offen, da passte jeder Ton und das Timing saß perfekt. Das schlug beim Publikum wie eine Bombe ein, die Zuschauer feierten die Band frenetisch. Nach jedem Solo bekam Henrik verdienten Szenenapplaus. Die Rhythmussektion, bestehend aus Oliver Schmellenkamp und Micky Neher, groovte mächtig, so dass kaum ein Körperteil stillstehen konnte.
Henrik FreischladerAber nicht nur an der Gitarre konnte Henrik Freischlader das Publikum überzeugen: Auch gesanglich hat der Mann einiges zu bieten. Seine Stimme passt zum Blues, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Die Soli wurden mit sehr viel Seele gespielt, leise Passagen bis zur Explosion gesteigert und machten jeden Ton zu einem Erlebnis. Als Zugabe gab es "Voodoo Chile", bei dem Henrik das komplette Solo mit der Gitarre hinter dem Kopf spielte und das, ohne auch nur einen einzigen Ton zu versemmeln. Hut ab! Ich glaube, dass die Henrik Freischlader Band reichlich neue Fans an diesem Tag gewonnen hat. Verdient haben es die Jungs allemal.
Henrik Freischlader       Henrik Freischlader       Henrik Freischlader      

Johnny Winter
Der 1944 als John Dawson Winter III in Beaumont, Texas, geborene Gitarrist und Sänger zählt heute schon zu den Legenden des Blues. Viele Besucher zweifelten bis zuletzt, ob Johnny Winter überhaupt erscheinen würde, schließlich hatte er vor ca. 3 Jahren schon mal seine Fans enttäuscht und brach unter dubiosen Umständen seine Deutschland-Tour ab, um in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in die USA zu verschwinden.
Johnny WinterDoch dann wurde der gesundheitlich schwer angeschlagene Mann auf die Bühne geführt. Winter wirkte sehr gebrechlich und krank. Alkohol und Drogen haben deutliche Spuren hinterlassen. Er setzte sich auf einen Stuhl und ließ sich die Gitarre reichen. Mitleid machte sich bei mir breit. Warum tut sich ein Mann so etwas noch an? Antwort: Weil er den Blues immer noch liebt, wie er in einem Interview sagte. Seine messerscharfen Riffs sitzen auch heute noch, nur ist das Messer ein wenig stumpfer als zu seinen Glanzzeiten. Auch seine Stimme hat etwas an Kraft verloren, was angesichts seines Zustandes aber verzeihbar ist. Songs wie "Blackjack", "Johnny Guitar", "Highway 61" oder "Lone Wolf" stehen heute auf dem Programm und machen immer noch Spaß.
Begleitet wurde Johnny von Scott Spray am Bass und dem Schlagzeuger Wayne June, der bei einigen Songs auch den Gesang übernahm. Allerdings wirkten die beiden Musiker, die eher als zweitklassig zu bezeichnen sind, sehr extrovertiert und passten nicht wirklich zu dem gebrechlichen Gitarristen, der es sich aber nicht nehmen ließ, seinen Fans noch eine Zugabe zu geben. Das Publikum zollte dem Künstler mit kräftigem Applaus seinen Respekt.
Trotz der negativen Begleitumstände war es schon etwas Besonderes, einem Musiker wie Johnny Winter bei seiner Arbeit zuschauen zu können und das aus nächster Nähe. Zum Mitleid gesellte sich dann auch Ehrfurcht vor einem Künstler, der viele Musiker inspiriert hat und zu den lebenden Legenden zählt.
Johnny Winter                Johnny Winter

Joe Bonamassa
Über den Status Geheimtipp ist Joe Bonamassa mittlerweile lange hinaus. Das mag zum einen an seiner Präsenz hier in Deutschland liegen, wo er seit drei Jahren mindestens ein- bis zwei mal pro Jahr die Bühnen rockt, und an der hervorragenden Gitarrenarbeit, die der Mann seinem Publikum präsentiert, so auch an diesem Abend.
Joe BonamassaJoe Bonamassa hat in Sachen Präsentation und Performance einiges dazugelernt und brachte seine Songs hervorragend rüber. Immer gefühlvoll, immer auf den Punkt. Aber auch seine Mitstreiter, Mark Epstein am Bass und Bogie Bowles an den Drums, lieferten solide Arbeit ab. Und so wurde an diesem Tag deutlich, das Joe Bonamassa der heimliche Star dieses Festivals war. Die Leute jaulten, schrieen und applaudierten wie bei keinem Anderen, was Joe immer wieder zu weiteren Höchstleistungen antrieb. Es wurden Songs aus der gesamten Diskographie des Ausnahmegitarristen gespielt.
Auch Joe gab seinen Fans, in Form des Slow-Blues "Asking Around For You" vom aktuellen Album You & Me, eine ausgedehnte Zugabe. Mit sehr vielen Emotionen spielte Bonamassa diesen Song, der nahtlos in "Wake Up" ("Starship Trooper") überging. Die etwas über 80 Minuten vergingen wie im Flug und hinterließen ein total begeistertes Publikum!
Joe Bonamassa                Joe Bonamassa

Jesus Volt
Jesus VoltDas achtstündige Festival beendete die französische Band Jesus Volt. Die Jungs machten ordentlich Druck, waren aber recht weit vom Blues entfernt. Da ich mich mit der Band bisher so gut wie gar nicht beschäftigt habe, musste ich erst mal nachschlagen wie man diese Art von Musik nennt. Ich bin auch fündig geworden: New Rock Blues heißt das Ganze und kommt recht gut rüber, klingt etwas mystisch und düster, ohne den Fokus auf Rock aus den Ohren zu verlieren. Highlights waren die Harpsoli und der Gesang von Lord Tracy. Die ganze Band machte einen souveränen Eindruck. Leider verabschiedeten sich viele Besucher, während Jesus Volt den verbleibenden Fans mächtig einheizten.
Alles in allem bleibt nur zu sagen: Ein hervorragendes Festival mit hervorragenden Musikern. Wollen wir hoffen, dass uns dieses Event noch viele Jahre erhalten bleibt. Ich für meinen Teil werde auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder dabei sein.
Vielen Dank an Richard Hölscher vom Kulturring Schöppingen für die freundliche Unterstützung.
Jesus Volt                Jesus Volt
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