Die Musikwelt in Rudolstadt
Das 17. tff vom 6. - 8. 7. 2007
Die Musikwelt in Rudolstadt - das 17. tff vom 6. - 8. 7. 2007 Die Musikwelt in Rudolstadt
Das 17. tff
vom 6. - 8. Juli 2007
Festival Vorbericht


Artikel vom 13.06.2007


Norbert Neugebauer
Neben dem Nürnberger Bardentreffen ist das tff (ehemals Tanz-und Folkfest) im thüringischen Rudolstadt das bedeutendste und sicher auch das schönste Festival für Folk- Roots- und Weltmusik in Deutschland. Dass es darüber hinaus ein weltoffener Treffpunkt von Musikfans unterschiedlichster Geschmäcker ist, haben ich in unserem RockTimes-Rückblick von 2005 schon festgestellt. Nachdem ich letztes Jahr pausieren musste, ist das Wochenende vom 6. bis 8. Juli 2007 aber wieder Pflichttermin!
Zum mittlerweile 17. Mal findet das tff im gesamten Altstadtbereich statt, dazu kommt noch ein Sonderkonzert am Donnerstag, 5. Juli, auf der Heidecksburg. Auf rund 20 Bühnen, von den luftigen Höhen des Burgschlosses bis hinunter in den mit alten Bäumen bestandenen Heine-Park jenseits der Saale, werden Hunderte von Künstler zu erleben sein. Weit über 60.000 'Folkies' waren jeweils in den letzten Jahren zwischen den Spielstätten unterwegs, um ihre jeweiligen Favoriten zu treffen. Neben den festen Auftrittsorten gibt es jedoch auch Kleinkunst von Straßenmusikanten, die einen weiteren Reiz des Festivals ausmachen. Trotz der vielen Besucher, die nicht nur aus ganz Deutschland anreisen, geht es ausgesprochen entspannt beim tff zu. Ein spezielles Kinderfest, eine ganze Straße voller Instrumente samt deren Bauern, Workshops und Ausstellungen sowie natürlich ein vielfältiges Marktsortiment mit entsprechendem kulinarischen Angebot gehören ebenfalls unverzichtbar dazu. Mittlerweile ist die Verleihung des Weltmusikpreises 'RUTH' fester Programmteil. Preisträger sind diesjahr u.a. Achim Reichel, Charlie Mariano und der (regelmäßig beim tff mitmoderierende) Journalist Mike Kamp.
Dass die ansonsten sehr kompetenten Macher sich ausgerechnet des ebenso falschen wie dummen Klischees für ihren US-Dreierpack zum Sonderkonzert 'COWBOY BOOTS & COUNTRY ROOTS' bedienen, ist zwar seltsam, ändert aber nichts an der Qualität der Bands. The Crooked Jades von der Westcoast spielen Oldtime Music (nicht zu verwechseln mit traditionellem Country!), Hayseed Dixies sind bekannt für ihre Bluegrass-Versionen bekannter Rocknummern und Valerie Smith & Liberty Pike als ebenfalls moderne Bluegrass-Interpreten haben mit den 'singenden Cowboys am Lagerfeuer' genauso viel gemeinsam, wie Rudolstadt mit Nashville.
Es gehört zum Understatement der tff-Veranstalter, nicht mit großen Namen zu werben, aber hier sollen doch ein paar genannt werden. Gianna Nannini (Samstag, 1 Uhr, Heinepark), Laurie Anderson (Sonntag, 22 Uhr, Heidecksburg), Achim Reichel (Samstag, 21 Uhr, Heidecksburg) oder Eleni Mandell (Samstag, 19:30 Uhr, Neumarkt) dürfen schon als Headliner herhalten. Der Länderschwerpunkt wurde erst im Frühjahr von Tansania aus Kostengründen auf die USA geändert. Neben den bereits genannten Künstlern sind hier sicher noch Nathan & The Zydeco Cha Chas und die Balkan Beat Box unter den bekannteren zu nennen. Als 'Magic Instrument' wurden heuer die Keyboards auserkoren, die sieben Musiker in einem gemeinsamen Konzert präsentieren. Der Tradition des ursprünglichen Tanzfestes wird in Rudolstadt ebenfalls noch gehuldigt, als Tanz des Jahres steht die Polonaise im Mittelpunkt.
Dass es unter den deutschsprachigen Bands auch das Freie Fränkische Bierorchester ins Bühnen-Programm geschafft hat, zeugt ebenfalls von der Stilvielfalt als auch von der musikalischen Originalität, die beim tff an allen Ecken und Enden zu erleben ist. Von Mali über Brasilien, Kanada und Turkmenistan bis Hof/Saale - das ist schon ein weiter Bogen (bei dem diesmal nur der 5. Kontinent offensichtlich nicht vertreten ist), der auch heuer wieder weltmusikalisch an nur einem Wochenende absolviert werden kann. Das komplette Line-up sowie umfassende Informationen sind auf der Homepage zu finden.
Noch ein paar persönliche Tipps für tff-Besucher. Dank des allumfassenden Sponsorenvertrags scheint es in ganz Rudolstadt nur ein bekanntes schwarzes Bier samt Softdrinks an unzähligen 'Tankstellen' zu geben. Dem ist jedoch nicht so, es finden sich durchaus andere Biersorten und Limos bei den etablierten Gaststätten mit Ausschank, auch direkt an den Bühnen.
Die bieten z. T. auch wesentlich günstigere Mahlzeiten und Imbisse an, als die 08/15-Fressbuden mit Standard- oder Exoten-Fastfood. Ein Muss sind jedoch die 'Thüringer Roster', die dicken, gut gewürzten Bratwürste! Getränke dürfen offiziell nicht in die abgesperrten Bereiche mitgenommen werden, die Geschäfte in der Stadt sind jedoch teilweise bis Mitternacht geöffnet und haben ganz normale Preise. Insgesamt ist die Infrastruktur gut auf die Gäste abgestimmt und das sonstige Preisniveau angemessen. Da es in Rudolstadt fast immer irgendwann kräftig regnet, sollten ein guter Regenschutz und evtl. Wechselklamotten eingepackt werden. Die Stadt liegt im Mittelgebirge des Thüringer Waldes, es kann sowohl sehr heiß, als auch empfindlich frisch sein. In den letzten Jahren waren einige PAs deutlich zu laut, also auch an Ohrstöpsel denken.
Übernachtungsmöglichkeiten sind vorhanden, u. a. ein Zeltplatz und eine Gemeinschaftsunterkunft, die jedoch nicht zentral liegt. Normale Zimmer dürften längst ausgebucht sein.
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