Evil Masquerade - Dritter Akt!
Man, was war ich doch gespannt, als mir das nunmehr dritte Album der Dänen angekündigt wurde, verfolge ich doch ihren Werdegang bereits seit dem Debüt, das damals haarscharf an unserer Rubrik 'Zeitverschwendung' vorbeigeschrammt ist.
Mit Theatrical Madness konnten sie dann aber schon etwas punkten, war dieses Teil im Gegensatz zu "Welcome To The Show" ausgereifter und hatte bereits wesentlich mehr Glanzlichter.
Und nun hab ich das nächste Werk, "Third Act", im Player. Ich weiß nicht, liegt es am Besetzungswechsel oder gibt es andere Gründe dafür, dass dieses Teil eingängiger ist und mehr geradeaus rockt, als die beiden Vorgänger?
Aber widmen wir uns erst mal dem neuen Line up: Kopf der Band ist nach wie vor Gitarrist Henrik Flyman. Für Henrik Brockman schwingt nun Apollo Papathanasio (ex- Time Requiem) das Mikro und anstelle von Kasper Gram zupft Thor Jeppesen den Bass. Kesselklopfer Dennis Buhl gehört noch zur 'alten' Besetzung.
Klar, dass auch wieder Gast-Keyboarder die Tasten drücken:
Richard Andersson ist auf dem Titeltrack zu hören und Tasten-Legende David Rosenthal ( Rainbow, Malmsteen, Vai, Whitesnake, Dream Theater etc.) bei "Far Away".
Und nicht nur ein Line up-Wechsel ist zu verzeichnen, man wechselte auch das Label: von Frontiers zu Escape.
Natürlich sind auf diesem Album wieder sowohl brachiale Doublebass-Salven als auch rasende Gitarrenläufe zu finden ("Third Act", "Descended From The Grave", "Under The Surface Of Water").
Dass sie in der Lage sind, auf eine Up-Tempo-Nummer immer noch eins draufzusetzen, beweisen sie zum Beispiel mit "Bring On The World". Man pocht schon fast an die Speed-Metal-Tür.
Aber alles ist wohldosiert, so dass niemand an chronischer Ohrenverknotung leiden muss.
Auch sind die Stücke wiederum mit den üblichen kleinen Schnörkeleien sowie verspielten Details geschmückt, kommen aber dennoch stets zurück auf den Punkt. Und von dem üblichen Zugekleistere mit geschwollenen Keyboardsounds ist ebenfalls recht wenig zu merken, diese sind hier sogar die sogenannten i-Tüpferl.
Die Band überzeugt mit hervorragendem Songwriting, das bei den langsameren Nummern besonders gut zur Geltung kommt.
Denn dass sie nicht nur knüppeln und bolzen können, beweisen sie eindrucksvoll mit solch melodischen Stücken wie das herrlich verschleppte und mit einem feinen Gitarrensolo garnierte "Black Ravens Cry" oder auch "The Dark Minstrel Plays". Dazu überrascht man mit harten Riffs und gekonnten Breaks.
Absolute Anspieltipps sind für mich "Far Away" und "I'll Make You Burn": Sägende, tiefergelegte Gitarren mit einem Groove, der voll in die Magengrube haut. Dazu ein dermaßen stimmgewaltiger Apollo Papathanasio, der den Songs noch den absoluten Kick verpasst. Mann hat der Typ eine Röhre! Der hat mit dem üblichen Kastraten-Gesang nichts am Hut.
Es passt einfach alles, die Songs sind toll arrangiert und von einer interessanten, sehr facettenreichen Struktur.
Sogar eine Ballade als Rausschmeißer wird uns präsentiert - und was für eine! Das hatte ich so nicht erwartet: hymnisch, theatralisch, brachial, Gänsehaut produzierend - herrlich abwechslungsreich - hier werden wirklich alle Register gezogen.
Es bleibt nur noch eins: Noch mal und noch mal muss das Stück ran.
Evil Masquerade haben mit "Third Act" meiner Meinung nach einen großen Schritt nach vorn gemacht und ich frage mich im Nachhinein, was nun besser ist: eine langsame, aber stetige Steigerung - oder aber ein Debüt, dass sofort ein Kassenschlager wird, danach aber nie wieder zu toppen ist und somit den - vielleicht ebenfalls langsamen - aber unaufhaltsamen Abstieg einer Band nach sich zieht.
Dieses Album jedenfalls ist wirklich überzeugend gelungen und - offen gesagt, ich freu mich schon auf die Fortsetzung: Vielleicht mit Fourth Act?
Spielzeit: 44:30, Medium: CD, Escape Music, 2006, Symphonic Metal
1:The Devil's Last Temptation 2:Third Act 3:Black Ravens Cry 4:Descended From The Grave 5:Far Away 6:The Dark Minstrel Plays 7:I'll Make You Burn 8:Under The Surface Of Water 9:Orchestration For More Than One Horn 10:Bring On The World 11:The Final Goodbye
Ilka Czernohorsky, 18.07.2006
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