Exlibris / Aftereal
Aftereal Spielzeit: 49:43
Medium: CD
Label: Metal Mind Productions, 2014
Stil: Heavy Metal

Review vom 22.01.2015


Markus Kerren
Wie bereits im Review zur Vorgängerscheibe Humagination berichtet, hatten die polnischen Metaller von Exlibris bzw. die beiden 'Chefs' und Gründer Daniel Lechmanski sowie Piotr Sikora lange Jahre mit Personalwechseln zu kämpfen, was die natürliche Qualitätssteigerung eines Bandgefüges natürlich deutlich erschwert. Umso positiver ist, dass die Bandbesetzung seit der letzten Scheibe dieselbe geblieben ist. Und so dauerte es dann auch nur ewa ein Jahr, bis Ende 2014 mit "Aftereal" der neueste, mittlerweile dritte Dampfhammer auf die Menschheit losgelassen werden konnte.
Von ihrer stilistischen Auslegung sind die Osteuropäer keinen Deut abgewichen, sprich es wird nach wie vor saftiger, kraftvoller (Melodic-) Metal geboten, der wenig Gefangene macht. Wobei sich der Löwenanteil der zwölf Tracks doch zumeist im mittelschnellen Bereich aufhält, gewürzt mit der einen oder anderen Abgehnummer bzw. ruhigeren Parts. Die Band ist sehr tight, der Sound sehr dicht und die Keyboards eher verbindend und zusammenhaltend als störend. Oder, anders gesagt, fügen sich die Tastensounds wie eine Eins in den Gesamtsound ein.
Mein Favorit der Platte ist ebenso das schnellste Stück des Dutzends, nämlich "Omega Point". Hier wird erfrischend herzhaft aufs Gaspedal gedrückt und der Hörer befindet sich nach den davorliegenden Touren in einem schnellen BMW nun plötzlich in einem Formel 1-Boliden. Frontmann Krzysztof Sokolowski schwingt sich hier in davor auf diesem Album nicht gehörte Höhen, die Double Bass-Maschinerie von Misiek Slusarski überrollt den Hörer wie ein Panzer und von den Saiten der Gitarre Lechmanskis sieht man vor dem geistigen Auge sprichwörtlichen Rauch aufsteigen.
Bei dem langsamen Beginn von "King Of The Pit" sorgt Maksymina Kuzianik mit ihrem Gesang für willkommene Abwechslung, bevor dann die gesamte Band wieder zu rocken und grooven beginnt. Musikalisch bzw. technisch gesehen befindet sich Exlibris auf höchstem Niveau und neben dem Powerhouse, das sich Rhythmusabteilung nennt, kann vor allem der Gitarrist Daniel Lechmanski immer wieder (wie beispielsweise bei "The Day Of Burning" oder "Suspended Animation") solistische Glanzpunkte setzen. Auch die Lead Vocals heben (wie im bereits erwähnten "Omega Point" oder auch "Darker Than Black") zu echten Sternstunden ab.
Einen weiteren Höhepunkt stellt das episch beginnende "Closer" dar, das während der Strophen bei minimaler instrumenteller Unterstützung fast ausschließlich vom Gesang getragen wird. Auch der Rest der Nummer (inklusive des schönen Soloparts des Pianos) läuft eher schleppend.
So weit also alles so gut, aber - und jetzt kommt das große 'Aber' - das Songwriting des Quintetts ist zwar nicht von schlechten Eltern, allerdings auch nicht gerade überragend. So will sich mir selbst nach knapp zehn Hördurchläufen keine einzige Nummer in der Erinnerung einnisten. Und genau hier liegt wohl der große Unterschied der Polen zu Bands wie Astral Doors, Masterplan oder
Iron Maiden, die in Verbindung mit den Warschauern immer so gerne als Referenzen bzw. Vergleiche aufgeführt werden. Sehr schade, denn ansonsten gibt es wahrlich nichts zu kritisieren.
Letzten Endes ist Exlibris erneut ein grundsolides und gutes Album gelungen, das die Fans der Band ganz sicher halten und hoffentlich auch neue hinzugewinnen wird. Aufgrund der oben aufgeführten Kritikpunkte bleibt allerdings abzuwarten, inwieweit sich die Band bezüglich der großen Konkurrenz behaupten kann.
Line-up:
Krzysztof Sokolowski (lead vocals)
Daniel Lechmanski (guitars, background vocals)
Piotr Sikora (keyboards, orchestration, background vocals)
Piotr Torbicz (bass)
Misiek Slusarski (drums)

With:
Maksymina Kuzianik (all female vocals)
Zbigniew Wocecki (violin - #3)
Piotr 'Dziki' Chancewicz (guitar solo - #7)
Tom Englund (lead vocals - #9)
Piotr Rutkowski (guitar solo - #9)
Tracklist
01:The Continuum
02:Escape Velocity
03:The Day Of Burning
04:In The Darkest Hour
05:Omega Point
06:Before The Storm
07:King Of The Pit
08:Darker Than Black
09:Closer
10:False Messiah
11:The Mental Crusade
12:Suspended Animation
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