Punk Rock-Treffen im Rheinland
Nach drei Tagen "Schneeflöckchen, Weißröckchen" und "Stille Nacht" war dem geneigten Rockfan endlich mal wieder nach Feiern und lauter Musik zumute. An diesem zweiten Weihnachtstag 2009 hatte man in der Region Düsseldorf gleich zwei Möglichkeiten, in alten Zeiten zu schwelgen und mit schönem Punk Rock abzufeiern. Die
Toten Hosen gaben zum einen ihr letztes von insgesamt sechs Konzerten in ihrer Heimat Düsseldorf. Alternativ konnte man aber auch im knapp 30 km entfernten Red Hot auf dem Gelände des Motorradausstatters Polo in Jüchen abrocken. Dort gaben sich die alten Helden des deutschen Punk Rock,
Extrabreit im Rahmen ihrer 'Weihnachts-Blitz-Tournee' die Ehre. Da ich schon immer eher
Ärzte denn
Hosen-Fan war, wählte ich also die Variante
Extrabreit und sollte meine Entscheidung auch nicht bereuen.
Von wegen 'Alte Männer rocken nicht'
Um kurz nach 21.00 Uhr ging es ohne Vorband im gut gefüllten Red Hot direkt ohne große Einleitung los und mit der allerersten Single, "Hart wie Marmelade", hatte man sofort einen perfekten Opener gewählt. Bis auf den Bassisten und Junior der Band,
Lars Larsson, haben die restlichen Bandmitglieder alle die 50er-Marke schon locker hinter sich, was man aber musikalisch zum Glück nicht merkte, denn man legte vom ersten Ton an eine so rotzige Energie vor, dass es eine Freude war. Frontmann und Aushängeschild der Band,
Kai Hawaii, war wie immer mit Anzug, Jackett und Krawatte bekleidet und bis auf den etwas schwachen Sound beim ersten Song, kam seine Stimme bestens rüber. Obwohl man im letzten Jahr mit dem gelungenen Album
Neues von Hiob ein starkes Comeback vorgelegt hatte, konzentrierte man sich an diesem Abend wie erwartet größtenteils auf die alten Knaller wie "Annemarie", "3D" oder dem damals als Duett mit
Harald Juhnke eingespielten "Nichts ist für immer".
Vom "Hiob"-Album gab es aber immerhin mit "Tanzen", "Küss mich", "Besatzungskind" oder dem grandiosen "Andreas Baaders Sonnebrille" vier Lieder.
Bunte Mischung
Erstes Highlight war dann das als
Bullen Blues von
Kai Hawaii angekündigte "Polizisten", was begeistert mitgesungen wurde (
... die Polizeieieieiei). Überhaupt hatte die Band die 24 Lieder dieses Abends wirklich gut und sehr gemischt gewählt, denn neben runter gedroschenen Punkknallern wie "Lottokönig" oder "Sturzflug" gab es auch ein paar schleppende Songs, wie das erwähnte "Polizisten" oder der ersten Zugabe "Der Präsident ist tot". Natürlich durften aber auch die sogenannten NDW-Hits nicht fehlen und auch wenn schon etwas abgedroschen, kommen live die Hits "Hurra hurra die Schule brennt" und die alte
Hans Albers-Nummer "Flieger, grüß mir die Sonne" immer noch bestens an. Auch die verrockte Version vom
Hildegard Knef-Klassiker "Für mich soll's rote Rosen regnen" wurde begeistert mitgesungen.
Nach drei Zugaben kam die Band dann zum letzten Mal auf die Bühne, um mit der deutschen Version des
Lou Reed-Klassikers "Walk On The Wild Side", das bei
Extrabreit "Junge, wir können so heiss sein" heißt, einen schönen Abschluss für das Konzert zu spielen. Nach über 100 Minuten war schließlich Schluss mit der Punk Rock-Weihnachtsshow und man sah nur zufriedene Gesichter im Publikum.
Insgesamt, wie erwartet, also eine prima Alternative zu Glühwein und Stollen bei Oma, und
Extrabreit sind auch im 31. Jahr ihres Bestehens immer noch live ein absoluter Garant für ein geiles Konzert. Die Location, das noch relativ neue Red Hot, bot einen guten Rahmen für die energiegeladene Show. Gerne auch wieder in 2010.