Im zarten Alter von 14 Jahren, mit einer umgeschnallten Gitarre und 37
Dollar in der Tasche, hatte Steve Earle vor einigen Jahrzehnten sein
Elternhaus verlassen, um Profi-Musiker zu werden und die Welt zu entdecken.
Nach einigen Stationen in Texas landete er schließlich in Nashville, wo die
damals schon genialen Musiker und Songschreiber Guy Clark und Townes Van
Zandt den Teenager unter ihre schützenden und sehr lehrreichen Fittiche
nahmen.
Genauso wie seine (nicht nur musikalischen) Ziehväter, die Steve später als 'großartige Lehrmeister, aber schlechte Einflüsse' beschrieb,
schien er aber lange Zeit karrieremäßig nicht den Absprung zu schaffen.
Bis schließlich das Album Guitar Town von 1986 dem bereits 30-jährigen Earle den grossen Erfolg brachte.
Nach langen, wilden, von Drogen- und Alkoholmissbrauch, aber auch sehr
starken Alben, geprägten Jahren, die schließlich zu einer Gefängnisstrafe führten, tauchte Steve Earle Mitte der 90er suchtfrei und erneut mit erstaunlich starken Scheiben (u.a. "I Feel Alright" und "El Corazon") wieder auf. Der Mann ist ein Qualitätsgarant! Sicherlich kann man über so manche mehr oder weniger gelungene Platte diskutieren, aber es gibt schlichtweg kein einziges schwaches Album, das den Namen des Texaners trägt.
Zum Auftritt beim Montreux Festival 2005 kam Earle 'fast nackt', sprich ohne
seine Band, nur mit Akustik-Gitarre und Mundharmonika (ganz im Dylan-Stil) 'bewaffnet', angereist. Sozusagen 'back to the roots', wie in den alten Tagen in den 70ern, nur diesmal vor wesentlich größerem Publikum.
Glänzend aufgelegt, zaubert Steve 14 Songs aus dem Ärmel, während er
zwischen diesen, manchmal nachdenklich, manchmal selbstironisch oder auch durchaus witzig, immer wieder mit dem Publikum kommuniziert. Bei der Songauswahl dominieren anzahlmäßig Stücke seiner mittleren Phase ("Ellis
Unit One", "CCKMP", "The Mountain") und den letzten beiden Studioplatten ("The Revolution Starts Now", "Jerusalem", "Condi, Condi"), aber er greift mit "Devil's Right Hand", "South Nashville Blues" oder "Copperhead Road"
auch auf seine Zeit in den 80ern zurück.
Irgendwer hat mal gesagt: »Ein Song ist nur dann ein guter Song, wenn er nur mit Akustik-Gitarre dargebracht auch noch überzeugen kann.« Und genau das
funktioniert bei Earles Stücken (die ursprünglich alle mit Bandbesetzung aufgenommen wurden) ganz famos. Speziell die neueren Titel von den Alben "Jerusalem" und "The Revolution Starts Now" kommen sogar noch direkter und
überzeugender als auf den Studioplatten.
Das erkannte auch das Publikum in Montreux und schrie, brüllte und forderte den guten Steve noch zweimal bezüglich Zugaben auf die Bühne zurück. Ein sehr starker Auftritt des aktiven George Bush-, Krieg- und Todesstrafengegners, der, als einziges Manko, mit 66 Minuten für meinen Geschmack leider aber ein bisschen kurz ausgefallen ist. Ich hätte mir problemlos noch 'ne weitere Stunde davon reinziehen können.
Die Bildschnitte laufen gemütlich und oft mit Überblendungen ab und es gibt die DVD im Dolby 5.1 Surround-Sound. Runde Angelegenheit, die mächtig Appetit auf ein hoffentlich bald erscheinendes neues Studio-Album macht.
Line-up:
Steve Earle (Vocals, Guitar, Harmonica and Mandolin)
Tracklist |
01:Jerusalem
02:What's A Simple Man To Do
03:The Devil's Right Hand
04:Warrior
05:Rich Man's War
06:South Nashville Blues
07:CCKMP (Cocaine Cannot Kill My Pain)
08:Dixieland
09:Ellis Unit One
10:Condi Condi
11:The Mountain
12:The Revolution Starts Now
13:Copperhead Road
14:Christmas in Washington
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