Ich liebe Soloalben von Bassisten! Diese Burschen sind einfach anders drauf als Gitarristen oder Keyboarder - sehr viel 'mannschaftsdienlicher', mit mehr 'Auge und Ohr' für das musikalische Gesamtbild. Antoine Fafard bewies dies mit seinem letztjährigen Meisterwerk eindrucksvoll und reihte sich damit in die Riege der Eberhard Webers und Stanley Clarkes dieser Welt ein. Nun geht es "Ad Perpetuum" mit "Occultus Tramitis" weiter - 'immerzu' auf 'verborgenen Pfaden'...
Hatte Fafard den Vorgänger noch mit einer Vielzahl namhaftester Musiker eingespielt, so verlässt er sich bei "Ad Perpetuum" vorwiegend auf ein Trioformat. Der Klassegitarrist Jerry DeVillers Jr. hat zudem co-produziert und den Opener, "Shuffle It!", mitkomponiert. Zu dem Tausendsassa Vinnie Colaiuta, der auch hier wieder seine Felle auf unnachahmliche Weise traktiert, muss man keine Worte mehr verlieren - der Name spricht nun wirklich für sich! Der ehemalige "Tonight Show"-Keyboarder Gerry Etkins und der Juno Award-Gewinner Jean-Pierre Zanella (Saxofon) bringen gelegentlich zusätzliche Klangfarben ins Spiel; John McLaughlins Drummer Gary Husband greift bei "D-Day" zu den Sticks. Was für eine Besetzung!
Ungewöhnliche Rhythmen im 6/4-Takt, den Colaiuta mächtig paukend vorgibt, bietet gleich zum Einstieg "Shuffle It!". Die Solobeiträge Fafards und DeVillers gestalten sich breit aufgefächert und überaus lyrisch. Heftig synkopisch riffend treibt Fafards Slap-Bass "Riff & Raff" voran und bietet die Grundlage für drei fantastische Soli, allen voran Etkins einleitendes Synthesizer-Solo. "PolySeven" bezieht sich wohl auf den tückischen 7/8-Beat, der auch schon mal in 'walzernde' 3/4 umswitchen kann. Krönender Höhepunkt ist das abschließende, verblüffend raffinierte Solo Colaiutas.
Das stille "Same But Different" mäandert breit durch eine harmonische Fusion-Landschaft. Fafards Bass tönt dabei mit ungemein melodischen Harmonielinien und bietet so den perfekten Gegenpol zu DeVillers 'führender' Gitarre. Ein musikalisches Fünf-Gänge-Menü bietet - nomen est omen - "Five Course Meal". Die Fünf repräsentiert sich dabei nicht - wie man meinen könnte - in der Anzahl der Soli, sondern im recht ungewöhnlichen 5/4-Takt und der Platzierung (#5) im Album.
Eine weitere Raffinesse verbirgt sich im folgenden "D-Day". Hier sind Vinnie Colaiuta auf dem linken, Gary Husband auf dem rechten Kanal zu hören. Beide zünden hier ein Schlagzeugfeuerwerk ohnegleichen ab, das in einem virtuosen Solo gipfelt. Jean-Pierre Zanella greift hier erstmals zum Sax und bringt somit, gemeinsam mit DeVillers Metheny-hafter Synth Guitar, neue Klangfarben ins Spiel.
Jeder Song - ein neues kleines Meisterwerk! Auf diese Kurzformel könnte man "Ad Perpetuum" bringen. Natürlich hört man vielfältigste Einflüsse aus allen Bereichen des Jazzrock heraus, aber Antoine Fafard beweist hier einmal mehr seine außergewöhnliche Fähigkeit, diese aufzunehmen und daraus völlig eigenständige Kompositionen zu knüpfen. Er spinnt daraus zehn charaktervolle Stücke von hoher musikalischer Substanz und enormen Kaliber. Interessant ist auch der songorientierte Ansatz des 'Tondichters', denn der Aufbau ist zwar überaus abwechslungsreich, kommt jedoch immer wieder auf prägnante Muster zurück, sodass man zu keinem Zeitpunkt den Gesang vermisst!
"Ad Perpetuum" kumuliert förmlich in "The Egg" - für mich das Masterpiece dieses Albums. Der schwer pumpende Bass wird von federleichtem Schlagwerk konterkariert, filigran überzogen von der Synth Guitar sowie einem an Bendik Hofseth erinnernden Saxofon. Ein feines Fusion-Filet, das ohne weiteres auch aus Steps Aheads Werkstatt stammen könnte!
Mit "Ad Perpetuum" hat Antoine Fafard erneut ein Jazz Rock-Album der Extraklasse vorgelegt - so darf es gerne immerzu weitergehen, um noch einmal den lateinischen Titel zu zitieren.
Hier liegt MEIN Fusion-Album des Jahres 2014 vor - da lege ich mich schon jetzt eindeutig fest!!
Line-up:
Antoine Fafard (bass, classical guitar)
Vinnie Colaiuta (drums)
Jerry DeVillers Jr. (lead guitar, synth guitar)
Additional Musicians:
Gerry Etkins (keyboards - #2,3,6)
Gary Husband (drums - #6)
Jean-Pierre Zanella (saxophone - #6,9,10)
Tracklist |
01:Shuffle It! (5:30)
02:Riff & Raff (4:49)
03:PolySeven (5:32)
04:Same But Different (4:28)
05:Five Course Meal (5:10)
06:D-Day (5:20)
07:Eternal Loop (5:23)
08:Slash One (4:51)
09:The Egg (5:52)
10:PreSilence (2:52)
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