RockTimes: Zunächst einmal vielen Dank, Antoine, dass Du Dir die Zeit für unsere Fragen nimmst. 'Occultus Tramitis', 'Ad Perpetuum' und nun 'Timeless Momentum'... Hast Du ein Faible für antike Sprachen und wenn ja, warum?
Antoine: Es sieht definitiv so aus, als müsste alles, was ich herausbringe, auf Lateinisch sein! Doch ich liebe einfach nur den Klang dieser Sprache, aber selbstverständlich ist auch deren Bedeutung im jeweiligen Kontext relevant. Wie die Musik, muss sich auch der Klang der Worte gut anfühlen. Aber vielleicht habe ich jetzt wirklich genug Latein bemüht. Ich denke, dass es nun an der Zeit für eine andere alte Sprache ist!
RockTimes: Wie wäre es mit Griechisch? Würde sich irgendwie anbieten...
Antoine: Oder vielleicht Althochdeutsch? Vielleicht kannst Du mir dabei helfen? (lacht)
RockTimes: Mîn Hērro, wolanu! [Mein Gebieter, so sei es denn!]
RockTimes: Warum bist Du vor einigen Jahren aus Deiner kanadischen Heimat noch London übergesiedelt?
Antoine: Ich bin einfach aus familiären Gründen übergesiedelt. Und nun habe ich eine Tochter, die im United Kingdom geboren ist...
RockTimes: London ist wohl einer der wichtigsten musikalischen Schmelztiegel Europas. Inwieweit haben Dich diese vielfältigen Einflüsse seit Deinem Umzug in Deiner musikalischen Entwicklung beeinflusst?
Antoine: Absolut, London ist in vielerlei Hinsicht ein Schmelztiegel. Ich glaube, jede Umgebung beeinflusst die kreative Arbeit eines Künstlers oder Musikers. Aber in meinem Fall sind diese wohl eher unterschwellig als offensichtlich. Ich gehe eigentlich nicht sehr oft aus, um Shows oder Konzerte zu besuchen, und meine Arbeit mache ich im Wesentlichen alleine. Deshalb ist es schwierig zu beschreiben, auf welcher Ebene mich mein Umfeld beeinflusst.
RockTimes: Die Occultus Tramitis-Trackliste liest sich wie ein Who-is-who des Jazz Rock. Ist es schwierig, all diese Stars für eine Aufnahmewoche zusammenzubringen oder machst Du da eher über einen längeren Zeitraum einzelne Sessions?
Antoine: Die Musik von "Occultus Tramitis" ist definitiv über einen längeren Zeitraum entstanden und dann zumeist Song für Song. Im Grunde hatte ich bereits beim Komponieren einen ganz bestimmten Musiker ins Auge gefasst. Diesen kontaktierte ich dann, konfrontierte ihn mit der Musik oder den Entwürfen und fagte, ob er an Aufnahmen interessiert sei. Die meisten hatten ihr eigenes Heimstudio und so waren diese Takes mittels der neuen Medien sehr viel einfacher und billiger zu arrangieren, als ein Studio für einen einzelnen Song zu buchen.
RockTimes: Warum hast Du dagegen Ad Perpetuum weitgehend im Trioformat eingespielt?
Antoine: Auf allen Tracks ist das gleiche Kern-Trio präsent, allerdings wurden die Instrumente jeweils einzeln aufgenommen. Mit anderen Worten: Vinnie, Jerry und ich sind vom Anfang bis zum Ende zu hören, aber wir haben eigentlich nie zusammen gespielt.
RockTimes: Trittst Du auch oft in einer Trio-Formation auf?
Antoine: In der Vergangenheit trat ich oft im Trioformat auf, allerdings erforderte dies den Einsatz von Playbacks, was natürlich nicht ideal und sehr einschränkend ist. Ich hoffe, zukünftig mit einem Quartett aufzutreten und somit auf speziell vorher aufgenommenes Material verzichten zu können.
RockTimes: Wenn Du Dir drei Musiker dafür aussuchen dürftest, wen würdest zu wählen?
Antoine: Ich wäre glücklich, wenn dies Jerry De Villiers Jr. (Gitarre), Gary Husband (Drums) und Gerry Etkins (Keyboards) wären. Ich bin sogar zuversichtlich, dass ich genau dies eines Tages realisieren kann!
RockTimes: "Ad Perpetuum" (engl.: perpetual - zu dt.: ewig) - welche Assoziationen haben Dich diesen Albumtitel wählen lassen?
Antoine: "Ad Perpetuum" bedeutet tatsächlich 'ewig andauernd'. Dies zollt der Tatsache Tribut, dass das Album eines Künstlers tatsächlich für die Ewigkeit ist. Wir Menschen haben alle ein 'Verfallsdatum'. Kunstwerke existieren dagegen - zumindest theoretisch - für immer.
RockTimes: Pick' bitte einmal zwei Titel aus "Ad Perpetuum" heraus. Zum einen das Stück, das Du musikalisch für am ambitioniersten hältst - und zum anderen das, was Dir emotional am meisten bedeutet. Und wie begründest Du diese Auswahl?
Antoine: Der erste Song, "Shuffle It", spricht mich emotional sehr stark an. Es handelt sich um den einzigen Titel, dessen Melodie von Jerry De Villiers Jr. komponiert wurde. Jerry ist ein großartiger Melodiker und ich denke, unsere gemeinsame Arbeit hat bei diesem Stück außergewöhnlich gut funktioniert. Ich hoffe, dass wir zukunftig noch sehr oft zusammenarbeiten werden! Da sind so manche ambitionierte Stücke auf "Ad Perpetuum", aber ich denke, dass "D-Day" wohl die größte Herausforderung darstellte - allein aufgrund der Tatsache, dass hier zwei Drummer, Vinnie Colaiuta gemeinsam mit Gary Husband, am Werk waren. Es war für Gary sehr anspruchsvoll, 'gegen' Vinnies vorher aufgenommene Spuren zu spielen und es war auch recht schwierig zu mischen. Ich sehe ein solches Schlagzeug-Duett immer als Experiment an - letztendlich weiß man nie, was dabei herauskommt! Aber, insgesamt betrachtet, bin ich sehr zufrieden mit diesem Ergebnis.
RockTimes: Sind die Studioversionen nur das lockere Grundgerüst für sehr viel zügellosere Live-Interpretationen und Jams?
Antoine: Momentan beschränken sich meine musikalischen Aktivitäten vornehmlich auf die Studioarbeit. Mein Ziel ist es, möglichst interessante und ausdrucksstarke Musik zu komponieren, aufzunehmen und zu produzieren. Allerdings wird nicht alles von dem einfach live auf die Bühne zu bringen sein. Ich habe bereits eine Liste von Songs erstellt, die am besten für diesen Kontext geeignet wären. Wenn ich live nicht auf Backing Tracks zurückgreifen muss, würden sich dadurch mehr Freiheiten ergeben, die Stücke auszudehnen.
RockTimes: Bei beiden Alben, die ich bislang besprechen durfte, kamen mir hinsichtlich von Atmosphäre, Harmonie und Melodik spontan Pat Metheny oder auch Jean Luc Ponty in den Sinn. Welche Beziehung hast Du zu diesen beiden Musikern und könntest Du Dir vorstellen, einmal mit ihnen ein Stück aufzunehmen?
Antoine: Jean-Luc Ponty, der tatsächlich gerade ein paar sehr nette Dinge über meine Musik gesagt hat, würde ich mich da nur zu gerne nähern. Zur Zeit ist er etwas zu beschäftigt, um mit mir zusammenzuarbeiten, aber ich bin guter Dinge, dass in Zukunft ein Projekt mit ihm möglich sein wird. Mit Pat stand ich noch nicht in Kontakt, aber natürlich wäre es großartig, eines Tages einmal mit ihm zu arbeiten!
RockTimes: Wie kamst Du auf die Idee, Deine eigene Plattenfirma zu gründen? Welche Marktlücke gedenkst Du mit Timeless Momentum zu schließen?
Antoine: Die Idee zur Gründung des Timeless Momentum-Labels fußt auf der Tatsache, dass mein Freund Jerry De Villiers Jr. über einen ganzen Katalog von großartiger Musik verfügt, die noch nie auf CD veröffentlicht worden ist. Zunächst versuchte ich, ihm einen Deal mit einem Jazz/Fusion-Label zu vermitteln, aber das funktionierte nicht. Ich dachte dann, dass es mir mit meinen Erfahrungen und Kontakten möglich sein sollte, dies selbst zu realisieren. Folglich bot ich ihm an, unter meinem eigenen neuen Label zu veröffentlichen und er war glücklich über diese Idee. Das war der Ursprung... Mein Ziel ist es, Jerry so gut wie möglich zu unterstützen, weil The Turning Point absolut erstaunliche Musik beinhaltet. Jerry verfügt über einen wunderschönen Gitarrenton und seine Phrasierungen sind enorm ausdrucksstark!
RockTimes: Das war also die erste Veröffentlichung von Timeless Momentum. Was sind die nächsten anstehenden Projekte?
Antoine: Jerry arbeitet derzeit an einem neuen Album und wir hoffen, dieses im kommenden Jahr präsentieren zu können. Das ist derzeit das einzige, klar fixierte Projekt, über das ich hier berichten kann. Aber ich halte meine Augen und Ohren für weitere Möglichkeiten geöffnet, die sich zu präsentieren lohnen.
RockTimes: Wirst Du auf einigen Stücken zu hören sein?
Antoine: In diesem speziellen Projekt nicht, denn ich glaube, dass Jerry für seinen Sound einen Kontrabassisten sucht. Aber ich habe an den Demoaufnahmen mitgewirkt. Mein Engagement bei diesem Projekt wird sein, ihm zu assistieren und einen reibungslosen Aufnahmeprozess sicherzustellen.
RockTimes: Der Jahreswechsel steht an... Welche Ziele hast Du Dir für das kommende Jahr gesteckt?
Antoine: Ich arbeite bereits an neuer Musik. Genau genommen habe ich bereits zwei Songs komplett komplett aufgenommen, die Gary Husband während einer gemeinsamen Session im Sommer eingespielt hat. Die Zusammenarbeit mit ihm fuktioniert wirklich ausgezeichnet und ich plane, irgendwann im kommenden Jahr ein komplettes Album mit Gary und Jerry aufzunehmen.
RockTimes: Werdet Ihr drei dann mit dem neuen Album im Gepäck auch zu ein paar Auftritten nach Deutschland kommen?
Antoine: Ich hoffe das wirklich... Ich weiß, dass es in Deutschland eine Menge Menschen gibt, die Fusion - progressive und komplizierte Musik - zu schätzen wissen. Ich hoffe, dies bald realisieren zu können.
RockTimes: Welche Frage habe ich Dir jetzt noch nicht gestellt und welche Antwort 'brennt' Dir folglich unter den Nägeln?
Antoine: Das ist eine interessante Frage! Ich möchte nur betonen, dass die Musik, die ich herausbringe, sehr persönlich und in dem Sinne 'echt' ist, keine Kompromisse zu machen. Ich fühle mich sehr privilegiert, dass dies einige Leute rund um den Globus sehr zu schätzen wissen! Und es ist immer sehr schön, ein Feedback dazu zu erhalten!
RockTimes: Wir danken Dir für dieses Gespräch, Antoine, und wünschen Dir und Deiner Familie alles Gute für die anstehenden Aufgaben und die Zukunft - ein friedvolles Weihnachtsfest und ein glückliches 2015!
Antoine: Ich danke Euch für die Gelegenheit, mich über meine Musik auszutauschen. Ich halte Euch über all meine zukünftigen Unternehmungen auf dem Laufenden. Genießt den Rest von 2014 und ich wünsche Euch wie Euren Lesern nur das Beste für 2015!
Alle Bilder von Zuzana Carroll wurden durch Antoine Fafard authorisiert. Dank auch dafür!
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