Fast auf den Tag genau zum Veröffentlichungstermin ihrer neuen Live-CD/DVD "Songs From The Road", die wir natürlich auch demnächst besprechen werden, tauchte die New Yorker Sängerin Dana Fuchs zu ihrer diesjährigen Stippvisite in Isernhagen auf. Einen Tag vor dem Konzert hatte ich den Longplayer auf dem Schreibtisch und konnte mir so schon mal ein Bild davon machen, auf welche Songs wir uns bei dem anstehenden Gig einstellen konnten. Es war klar, dass auf der Setlist des Silberlings vorwiegend Titel des letzten Studioalbums, Bliss Avenue, vertreten sind, denn von diesen Stücken sind bisher noch keine Liveversionen unters Volk gebracht worden. Man konnte also gespannt sein, ob die Trackliste von Konzert und Livealbum identisch sein würde.
Nicht identisch war auf jeden Fall schon mal das Line-up der Band. Gitarrist und Co-Songwriter Jon Diamond war die einzige Konstante, da er sowohl bei dem in New York aufgezeichneten Konzert als auch bei dieser Europatour dabei war. Ansonsten standen mit dem jungen italienischen Drummer Piero Perelli und dem routinierten Bassisten Walter Latupeirissa (Ex- Snowy White) exakt die gleichen Leute auf der Bühne, die auch schon bei den letzten Besuchen in der alten Welt dabei waren. Allerdings wurde diesmal auf einen Keyboarder verzichtet, sodass die Band in Quartettstärke auflief. Dadurch wurden die Stücke gitarrenlastiger und der Sound kam rauer und etwas härter aus den Boxen.
Obwohl der Konzerttermin diesmal auf einen Mittwoch fiel und außerdem wettermäßig Weltuntergangsstimmung mit Sturm und Regen herrschte, machten wir uns erwartungsvoll auf den Weg nach Isernhagen, denn ein Gig von einer der größten Stimmen der aktuellen Rockmusik ohne RockTimes-Beteiligung ist ja quasi ein Ding der Unmöglichkeit. Und genau wie wir dachten wohl auch die Rockfans aus der Region, denn selbst mitten in der Woche füllte sich die Bluesgarage ziemlich schnell. Schon vor dem offiziellen Einlass bildete sich eine Menschenschlange vor der Tür, was normalerweise gar nicht üblich für das Publikum in Isernhagen ist, das eigentlich eher auf die letzte Minute aufschlägt. Vor Konzertbeginn war die Garage dann auch ziemlich gut gefüllt. Gute Musik sorgt hier eben sehr oft für ein volles Haus.
Schon beim ausgiebigen Soundcheck, der sich etwas länger als geplant hinzog, sodass wir ihn draußen vor der Tür miterlebten, deutete sich ein wieder mal toller Sound an. Die Rhythmussektion donnerte kraftvoll durch die Wände hindurch, die Gitarre klang kräftig und klar, und als Dana schon mal probehalber ein paar kraftvolle Schreie ins Mikrofon feuerte, stand fest: Die Band war gut in Form und Dana Fuchs mal wieder topfit. Zusätzlich war eine akustische Gitarre zu hören, was wir nicht unbedingt erwartet hatten, obwohl es ja bereits einige Songs stromlos zu hören gibt, die aber bisher live auf der Bühne noch keine Berücksichtigung fanden. Ein weiterer Grund, unsere Spannung auf das Set steigen zu lassen.
Um 20:15 Uhr kam die Band auf die Bühne und begann das Konzert, das aus zwei Teilen bestand und insgesamt zweieinviertel Stunden andauerte. Und schon nach den ersten Songs wurde klar, dass es nicht nur die Titel des letzten Albums auf die Ohren geben sollte, sondern auch ein paar Highlights aus den älteren Phasen der amerikanischen Sängerin. Es gab also keine reine Kopie der neuen Livescheibe, was ich eigentlich vermutet hatte. Dana selbst war von der ersten Sekunde an hellwach, tänzelte ohne Pause über die komplette Bühne, und schon nach wenigen Minuten schwang sie ihre blonde Mähne durch die Gegend. Ihre eigene Musik hatte sie sofort gefangen genommen und in ihren Bann gezogen. Dabei zeigte sie auch immer wieder ihre Fitness. Unzählige Male lag sie auf den Knien oder verbog ihren Körper in die Rückenlage, ohne dass ihre Wahnsinnsröhre auch nur ein einziges Mal Schwächen zeigte.
Auch die Kommunikation mit dem Publikum passte. Die Frau versteht es perfekt, die Zuhörer zu animieren und für sich einzunehmen. Und das, obwohl es einigermaßen schwierig ist, sie bei ihren Ansagen zu verstehen. Aber das war natürlich nur nebensächlich. Es zählte einzig nur die Musik, und wenn eine Dana Fuchs direkt vor einem am Bühnenrand kniet und ihre Songs so inbrünstig vorträgt, ist es vollkommen egal, ob die eine oder andere Einleitung verstanden worden ist, oder eben nicht. Diese Band, und speziell ihre Frontfrau, fesselt einen mit Haut und Haaren. Und das bei jedem gespielten Song, denn es gab natürlich nicht nur die harten, eindringlichen Rocker auf die Ohren. Mehr als einmal ging es in Country-Gefilde, wobei Dana dann zur akustischen Gitarre griff. Und auch diese ruhigeren Titel brachte sie gekonnt und intensiv rüber. Die Liveversionen dieser Stücke waren wesentlich beeindruckender, als die entsprechenden Studioaufnahmen.
Alle Bandmitglieder brillierten im Laufe des Abends auch mit Soloeinlagen. Okay, Jon Diamond treibt einem bei fast jedem Stück die Tränen der Rührung in die Augen. Aber auch die Alleingänge von Latupeirissa und Perelli überzeugten in ihrer ganzen Ausdehnung, wobei sie dabei pausenlos von einer voll motivierten Dana Fuchs angefeuert wurden.
Überraschenderweise gab es dann eine richtig geile Coverversion von Johnny Cashs "Ring Of Fire" auf die Löffel, die ich mit so einer wahnsinnigen Stimme auch noch nicht gehört habe. Einfach nur großartig!
Im halbstündigen Zugabenteil, der in einem Rutsch durchgezogen wurde, ging, neben "Helter Skelter" und "Goin' Down", auch noch "Another Brick In The Wall" als kleines Tribute an Latupeirissas musikalische Vergangenheit über die Bühne. Ein Titel, mit dem man nun wirklich nicht rechnen konnte. Ein klasse Abschluss mit reichlich Mitsingeinlagen aus dem Publikum. Die Dana Fuchs Band hatte mal wieder alles im Griff. Und Henry brachte es mit seiner Band-Absage »Das war doch mal wieder ein geiler Mittwochnachmittag!« genau auf den Punkt.
Line-up:
Dana Fuchs (vocals, acoustic guitar, percussion)
Jon Diamond (guitar, backing vocals)
Walter Latupeirissa (bass, backing vocals)
Piero Perelli (drums)
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