Dany Franchi Band / I Believe
I Believe Spielzeit: 38:30
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Blues, Blues Rock

Review vom 17.11.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Aus Daniele wurde Dany und der noch auf dem Debütalbum Free Feeling die tiefen Töne zupfende Davide Medicina taucht im Line-up der Nachfolgeplatte "I Believe" nicht mehr auf. Nun ist es Carlo Dellepiane, der den Bass bedient.
Der studierte Dany Franchi hat insgesamt zehn Songs auf den Silberling gebannt. Aufgenommen wurden die Lieder bei Tony's Treasure Productions in Cadiz, Ohio. "Ol' 55" (oder auch "Ol' '55") stammt von Tom Waits und geht zurück ins Jahr 1973. Alle anderen Lieder kommen aus der Ideenfabrik von Dany Franchi.
Neben seinen beiden Begleitmusikern Andrea Tassara (Schlagzeug) und dem bereits erwähnten Carlo Dellepiane hat sich der italienische Protagonist noch acht Gäste ins Studio geholt. Unter anderem sind es John Popovich (Orgel) und Cody Romshak (Backing Vocals), die auch für die Aufnahmen zuständig waren.
Auf "Free Feeling" hat Dany Franchi je einen Song von Muddy Waters beziehungsweise
Jimi Hendrix gecovert. Nun befinden sich zwei Zitate von McKinley Morganfield und Howlin' Wolf im Booklet. Wie dem italienischen Blueser das Tom Waits-Stück gelungen ist, dazu später mehr.
Die Melodie für die neuen Ufer heißt "Away From Home" und ist ein famos-rockend-groovender Einstieg für "I Believe". Dany Franchis Glaubensbekenntnis in Sachen Zwölftakter ist durchaus auch ein Blick über den Tellerrand des Genres.
Im Opener bleibt der Mann allerdings zunächst beim Blues. Dabei unterstützt ihn Ray Fuller, der im Oktober 2014 auf Europatournee war, am Gesangsmikrofon und auf der Gitarre. Hier regiert, neben dem schönen Gesang, die Slide-Gitarre. Mit einem Texas-Klang auf den Saiten macht der Opener Appetit. Der wird aber so etwas von schnell befriedigt, da kommt kein Essen auf Rädern mit.
"Teacher" heißt das Objekt der Begierde und welche Rolle der Lehrer spielt, bleibt bei folgendem Textauszug offen:
»Teacher

Want you let me know
I just want to go
Can we break the rules
Wanna touch my jewels [...]«
Long Tall Deb singt. Ach, was heißt hier singt, diese Frau hat den lässig-lasziven Zungenschlag eines Vamps und bringt diese Nummer, ständig an der Steckdose des hypnotischen Funk hängend, ordentlich in Rotation. Obendrauf bringen sich Chuck Moore (Saxofon) sowie Trompeter James Godin ein. Wie, kann man sich beim Funk vorstellen. Dieses Stück ist definitiv nicht der Trampelpfad-Blues-Funk, dem man so allgemein begegnet.
Bleiben wir doch jetzt bei den Gastmusikern. Micah Kesselring schwingt im Titeltrack "I Believe" das Bottleneck und dieser Song pendelt zwischen dem Country-Slide der E-Gitarre und einem herrlichen Soul auf Dany Franchis Stimmbändern. Die Spannung dazwischen und ein feines Gitarrensolo des Protagonisten machen das Stück zu einem Hinhörer. Toll!
Bei "A Man So True" ist der bereits erwähnte John Popovich dabei, der die schwarzen und weißen Orgeltasten bedient. Vom Tempo her befinden wir uns in der verkehrsberuhigten Zone und in diesem Slow Blues sind die Keyboardklänge eher Beiwerk. So richtig in Aktion tritt John Popovich hier nun nicht. Der langsame 12-Takter ist trotzdem klasse.
Schließlich ist es der Produzent der Platte, der in "Never Satisfied" seine Stimme erhebt und die Gitarre schultert. Oh, wie herrlich. Dieser Sean Carney-Gesang ist zum Niederknien. Dezente Musik im Hintergrund, die Becken surren, der Bass gibt sich schön einsilbig, zunächst zurückhaltend bringt sich die E-Gitarre ein und dann ist man ganz gespannt darauf, was noch kommen wird.
Immerhin handelt es sich mit knapp fünf Minuten um den längsten Song. "Never Satisfied" ist das spezielle Stück Musik auf der Scheibe. Eine bemerkenswerte Frage-Antwort-Einlage lässt kaum einen Wunsch offen und dieses Lied ist voller Anmut, man wagt dabei kaum zu atmen.
Das Song-Trio "Keep On Trying", "Keep Away From Jim" und "Ronnie's Shuffle" ist so unterschiedlich wie die bereits erwähnten Tracks mit Gästen und doch von einer typischen Dany Franchi-Songschreiberhand geprägt. Außerdem kann er sein Arbeitsgerät, man höre in "Keep On Trying" rein, überzeugend-sanft in die Szenerie einbringen. "Ronnie's Shuffle" ist mit einem charakteristischen Chicago-Fußwippen-Rhythmus unterlegt und groovt herrlich. In diesem Instrumental kann der Frontmann seinen Gefühlen voll und ganz auf der Gitarre freien Lauf lassen. Prächtig!
Was ist mit Tom Waits und Dany Franchi? Die Färbung des Italieners liegt in der Spielweise seiner Gitarre. Da lehnt er sich nicht großartig ans Piano des Originals. Gesanglich verbiegt er sich auch nicht. Dany Franchis Version klingt einen Tick fröhlicher.
Insgesamt hinterlässt "I Believe" einen tollen Eindruck und man kann sich Dany Franchis Lieder auf der Bühne auch ausschließlich vom Trio gespielt vorstellen.
Line-up:
Dany Franchi (guitars, vocals)
Andrea Tassara (drums)
Carlo Dellepiane (bass)

Special Guests:
Sean Carney (vocals - #9, guitar - #9)
Long Tall Deb (vocals - #2)
Ray Fuller (vocals - #1, guitar - #1)
Chuck Moore (saxophone - #2)
James Godin (trumpet - #2)
Micah Kesselring (slide guitar - #3)
John Popovich (organ - #4)
Cody Romshak (backing vocals - #1)
Tracklist
01:Away From Home (4:11)
02:Teacher (3:40)
03:I Believe (3:17)
04:A Man So True (4:21)
05:Keep On Trying (4:12)
06:Keep Away From Jim (3:16)
07:Ronnie's Shuffle (3:02)
08:You Keep Me Cuessin' (3:03)
09:Never Satisfied (4:54)
10:Ol' 55 (4:36)
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