Na gut, der Maiskolben auf dem CD-Cover sieht aus, als läge seine "Erntezeit" schon ein bisschen zurück. Etwa eineinhalb Jahre? Könnte hinkommen! Solange zumindest haben sich die fünf bzw. für dieses Album sechs Jungs von Feuerseele Zeit genommen, um ihr Debütalbum "Erntezeit" fertigzustellen.
Die erste Saat der Mönchengladbacher wurde 2007 ausgebracht, 2008 wagten sich erste zarte Pflänzchen auf die Bühne. 2011 fand sich nach mehreren Line-up-Wechseln die jetzige Besetzung. Als kräftiger Dünger wirkten dabei sicher eine ganze Reihe Live-Gigs in 2011 unter anderem als Support von Nachtgeschrei sowie als Samstags-Headliner beim Collis Clamat Mittelalterevent in 2011 und 2012.
Für 2013 sind wieder ähnliche Live-Aktivitäten in Aussicht gestellt, die ganz sicher einen so wichtigen Anteil am Zusammenwachsen und Stilfinden der Band haben wie das Sonnenlicht am Pflanzenwachstum. Denn die Wurzeln der Feuerseele kommen aus ganz unterschiedlichen Böden und den Mix aus Rock-, Metal-, Punk-, Mittelalter- und unterschiedlichen Folkrichtungen zu einem stimmigen Ganzen zu züchten, war sicher keine leichte Aufgabe.
Das, was die Feuerseelen hier abliefern, entspricht nur in Teilen dem, was so gemeinhin unter 'Mittelalterrock' kursiert. Geht der Opener "Kein Sonnenstrahl" stilistisch noch ziemlich in Richtung Schandmaul, überrascht "Mutter" mit elektronisch angehauchter Eröffnung. Insgesamt bleibt aber hier und auch bei den folgenden Liedern "Ego" und "Verfluchte Karibik" der Medievaleinschlag inklusive Dudelsack noch erhalten. Die "Hetzjagd" beginnt sehr rockig, die Geige gesellt sich dazu und erst beim Refrain hat der Dudelsack seinen ersten Einsatz, lässt mich vom Liedaufbau her ein wenig an In Extremo denken.
Der Titelsong als Ballade weckt wieder die Assoziation zu den Schandmäulern, auch wenn der Gesang von Markus dabei eine gute Portion rauer und ungeschliffener rüberkommt als der der Schandmaul-Stimme Thomas Lindner. Und auch wenn ein "Fiebertraum" sich zur wahren Hölle entwickeln kann, bleibt der hier besungene ganz brav im Raster und vermag den geneigten Hörer nicht weiter verstören. Ein wenig enttäuscht mich, dass im Song "Tango" der gleichnamige Musikstil nur ganz rudimentär aufgegriffen wird. Wirklich neu wäre das auch nicht, Traumtänzer haben dergleichen schon realisiert, stattdessen bringt hier die Bluesharp interessante Akzente.
Alles gut gemacht und interessant für jeden, der einen Nachschlag an 'konventionellem' Mittelalterrock sucht.
Beim "Krieg der Blicke" bleibe ich hängen – deutlich anders kommt die Nummer rüber und lässt mich erstmal heftig grübeln … klingt wie … hm, ich komm nicht drauf, vielleicht ein bisschen in Richtung Ingrimm. Da wird aufs Schlagzeug eingeprügelt, als wäre ein Holzhacker am Werk, monoton und ziemlich dreckig. Neu, deutsch, hart statt mittelalt und rockig. Die Stimme senkt sich ab in Richtung Düsternis, es wird dunkel und böse, grad so, als ob der Mähdrescher über das Feld rumpelt. Und so wie der die Garben teilt, wird wahrscheinlich auch die Zuhörerschaft der CD hier geteilter Meinung sein. Zwei Seiten einer Medaille könnten diejenigen befinden, die ohnehin eher den metallischen Gefilden zuneigen und anfangen die Matte zu schlenkern, während die typischen Markt-Mittelalten vielleicht entsetzt von dannen stürmen. Live kann ich mir das allerdings durchaus stimmig vorstellen, zumindest dann, wenn der Übergang zu dieser Härte etwas fließender stattfindet und nicht so abrupt geschieht wie auf dem Silberling.
Tja und nun bleibt der Band nur noch zu wünschen, dass sie mit ihrer Züchtung reiche Ernte einfährt und nicht nur so'n schrumpeligen Maiskolben.
Line-up:
Markus (Gesang, Bluesharp)
Lukas (Dudelsack, Schalmei, Flöten)
Stefan (Gitarre)
Andi (Bass)
Killen (Drum)
Gast:
Matthias Michael (Geige)
Tracklist |
01:Kein Sonnenstrahl
02:Mutter
03:Ego
04:Verfluchte Karibik
05:Hetzjagd
06:Erntezeit
07:Fiebertraum
08:Tango
09:Krieg der Blicke
10:Fetisch II
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