Flogging Molly / Speed Of Darkness
Speed Of Darkness Spielzeit: 43:17
Medium: CD
Label: Borstal Beat Records, 2011
Stil: Folk Rock

Review vom 19.06.2011


Markus Kerren
Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Der immer weiter wachsende Erfolg der irisch-kalifornischen Folk Rock-Band Flogging Molly ist schon mehr als erstaunlich! Die Truppe hat mittlerweile weltweit über zwei Millionen Tonträger verkauft, ihr letztes Studio-Album Float erreichte Platz 4 in den amerikanischen sowie Platz 41 in den deutschen Charts, die Band spielt auf allen großen Festivals und füllt in Deutschland mittlerweile 5.000er Hallen. Nun liegt das mittlerweile fünfte, im Plattenstudio eingezimmerte Werk "Speed Of Darkness" vor, das in den deutschen Charts kürzlich umgehend auf Platz 27 einstieg. Eine weitere persönliche Bestmarke also, die sich die Mannen um Dave King ins Regal stellen dürfen.
Und das Septett zieht auch, von kleinen Änderungen abgesehen, auf dem neuen Werk ihr Ding gnadenlos und unbeirrt durch. Drei Jahre haben sie sich inspirieren lassen, um sich dann in der von der Wirtschaftskrise gebeutelten Arbeiter- und Autostadt Detroit zu treffen, "Speed Of Darkness" zu schreiben und auch aufzunehmen. Hinter der Aufnahme-Konsole hatten sie den Erfolgsproduzenten Ryan Hewitt (u. a. The Red Hot Chili Peppers) sitzen, der - das darf ich gleich vorweg nehmen - auch einen super Job abgeliefert hat. Der Sound kommt druckvoll, mit der gewissen Tiefe ausgestattet und herrlich differenziert aus den Speakern.
Um die oben bereits erwähnte Wirtschaftskrise - nicht nur in den USA, sondern vor allem auch in Irland - des Jahres 2008 geht es direkt im wütenden Opener "Speed Of Darkness", einem typischen Folk/Punk Rocker mit mächtig Feuer unterm Dach. Eine herrliche Portion Power gepaart mit irischen Melodien und somit auch viel Melodie. Aber wie düster die Themen der Songs auch meist sein mögen, Dave King ist kein Pessimist, der den Kopf vor Selbstmitleid in den Sand steckt, sondern ruft immer wieder zum Durchhalten, zum Weitermachen auf.
Auf dem nicht minder druckvollen "Revolution" wird die immer brisanter werdende Thematik behandelt, dass der Mensch als Arbeiter/Angestellter schon lange nichts mehr zählt. 'Profit' (der Konzerne) ist das Zauberwort, das den Mann auf der Straße vor die Hunde gehen lässt.
"This Present State Of Grace" schaltet ein paar Gänge zurück und die akustische Gitarre, das Akkordeon und die Tin Whistle bestimmen das Bild. Dave King bringt in jeder einzelnen Nummer haufenweise Emotionen in seinem Gesang unter, beherrscht dabei die volle Palette von aggressiv bis verletzlich hin zu rat- und hoffnungslos. Zum ersten Mal überhaupt in einem Flogging Molly-Song taucht bei "The Cradle Of Humankind" ein Piano auf. So beginnt das Stück sehr nachdenklich aber positiv, bevor sich die Band nach ein paar Minuten in ein höchst effektives wie fulminantes Finale stürzt. Einer der Höhepunkt von "Speed Of Darkness".
Und Flogging Molly wären nicht Flogging Molly, wenn es nicht auch ein paar richtig gute Balladen geben würde. So zum Beispiel das sehr geile "Sail On", das mit einer höchst eingängigen Gesangsmelodie und viel Feeling überzeugt, unterlegt vom Akkordeon, der Akustischen und einem samtweichen wie anrührenden Violinen-Solo. Auch unbdingt erwähnenswert ist "A Prayer For Me In Silence", einem Duett von King mit seiner Frau Bridget Regan, das vom Feeling her nahe an Klassiker des Gespanns Shane MacGowan/Kirsty MacColl heranreicht. Den Abschluss macht dann das herzhafte "Rise Up", das klug arrangiert zunächst sanft und dann überfallmäßig über den geneigten Hörer hereinbricht.
Als Fazit kann man nur festhalten, dass Flogging Molly einmal mehr ein sehr starkes Album abgeliefert haben. Der Sound, die Songs, die Performance, die Arrangements ... es stimmt alles. Wirklich musikalisch Neues bekommt man zwar nicht geboten, aber darauf dürften die meisten Molly-Fans sowieso weniger aus sein. Sehr gelungen also, sehr empfehlenswert! Da die Band im Juni nur ein paar Open Airs in unseren Landen gespielt hat, bleibt zu hoffen, dass in nicht allzu langer Zeit vielleicht auch noch eine längere Tour folgen wird. Lohnen würde es sich bestimmt, denn die Band schafft es seit Jahren, ihr Level nicht nur zu halten, sondern es immer mehr nach oben auszubauen.
Line-up:
Dave King (lead vocals, acoustic guitar)
Bridget Regan (fiddle, tin whistle, background vocals)
Dennis Casey (electric & 12-string acoustic guitar, background vocals)
Robert Schmidt (banjo, mandolin, background vocals)
Nathen Maxwell (bass, background vocals)
Matthew Hensley (accordion, background vocals)
George Schwindt (drums)
Tracklist
01:Speed Of Darkness
02:Revolution
03:The Heart Of The Sea
04:Don't Shut 'em Down
05:The Power's Out
06:So Sail On
07:Saints & Sinners
08:This Present State Of Grace
09:The Cradle Of Humankind
10:Oliver Boy (All Of Our Boys)
11:A Prayer For Me In Silence
12:Rise Up
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