Als ich am 19. November 2011 in der Bluesgarage auflief, um das Konzert von Ryan McGarvey zu sehen, ahnte ich noch nicht, dass ich neben dem Senkrechtstarter in Sachen Blues Rock gleich noch eine sehr interessante Band kennen lernen sollte, von denen ich bis dahin noch nicht einmal den Namen gehört hatte.
Doch schon nach den ersten Tönen von Footsteps, so der Name des Support-Acts, wurde ich hellhörig. Wer waren denn diese Jungs, die hier den Dampfhammer rausholten und den Begriff 'Einheizer' sehr wörtlich nahmen und dabei voll überzeugen konnten?
Inzwischen bin ich etwas schlauer. Die drei blutjungen Musiker (alle Baujahr 1990) stammen aus dem sächsischen Torgau, wo sie erste musikalische Erfahrungen sammelten und in der dortigen Kulturbastion die ersten Live-Konzerte erlebten. Dort standen sie auch erstmals selbst auf der Bühne. Das war im Jahr 2006, und seitdem sind sie unter verschiedenen Bandnamen und Besetzungen in Sachen Rockmusik unterwegs, wobei die drei heutigen Mitglieder immer zum harten Kern der Formationen gehörten.
Im August 2010 gab man sich den Namen Footsteps und spielte auch gleich das erste Album "Ain't No Big Thing" ein, das eigentlich noch für eine Vier-Mann-Formation konzipiert war. Doch kurzfristig wechselte der zweite Gitarrist Hendrik Herder an die vier dicken Saiten und die klassische Trio-Besetzung war geboren.
Die zehn Eigenkompositionen auf dem Longplayer verblüfften mich dann ein weiteres Mal. Hatten Footsteps auf der Bühne noch einen gnadenlosen und brettharten Sound rausgehauen und die Saiten zum Glühen gebracht, so schalteten sie bei den Songs auf "Ain't No Big Thing" deutlich einen Gang herunter. Entstanden sind sehr melodiöse und eingängige Rocksongs, die schön roh und ungeschliffen eingespielt wurden. Deutlich ist herauszuhören, dass eigentlich zwei Gitarren benötigt werden, um diese Dynamik auch live umsetzen zu können. Es würde mich schon interessieren, wie diese Titel auf der Bühne in Trio-Besetzung rüber gebracht werden.
Bei allen Songs steht das Zusammenspiel der drei Musiker im Vordergrund, wobei Hendrik, Marius und Lucas immer wieder zeigen, was sie an ihren Instrumenten drauf haben. Und das ist eine ganze Menge. Allein das Schlagzeugsolo auf "Hoodoo Priest" ist ein richtiges Schätzchen.
Das blitzsaubere Gitarrenspiel ist ein weiteres Highlight auf diesem Album, das übrigens über einen hervorragenden Sound verfügt, der besonders über Kopfhörer voll zur Geltung kommt. Dabei passt sich Lucas Fiege perfekt den Songstrukturen an und bringt den Sechssaiter immer genau auf den Punkt, ohne in irgendwelche gigantische Soloeinlagen zu verfallen. So sind zehn absolut zeitlose Rocksongs entstanden. Irgendwelche überflüssige Lückenfüller sind nicht vorhanden.
Und trotzdem gibt es einen einzigen Titel, der etwas aus dem Rahmen fällt und der mein absoluter Favorit auf dem Album ist. Der Song hört auf den Namen "Indian Summer Day" und geht schon fast in Richtung Country-Blues. Hier kommt auch die akustische Gitarre mal zum Einsatz und es entsteht ein tolles Zwiegespräch zwischen ihr und der Stromklampfe. Ein klasse Stück!
Anspieltipp Nummer zwei ist auch gleichzeitig der längste Song des Albums. "Unknown Ghost" kann man als die Ballade des Silberlings bezeichnen, die sich in den über acht Minuten Spielzeit permanent steigert und über das wohl schönste Gitarrensolo der Scheibe verfügt. Der Song schwimmt mit seinem ruhigen Feeling irgendwie auf den Spuren von Peter Green zu seinen "In The Skies"-Zeiten.
Mit "Ain't No Big Thing" ist Footsteps ein sehr beachtenswertes Debüt-Album gelungen, das Lust auf mehr macht. Ich bin schon jetzt sehr gespannt auf ihr zweites Werk, das auch schon im Kasten ist und im Frühjahr 2012 erscheinen wird.
Line-up:
Marius Gebhardt (drums, vocals)
Lucas Fiege (guitar, vocals)
Hendrik Herder (bass)
Tracklist |
01:Ain't No Big Thing (4:42)
02:Shufflin' Shoes (4:44)
03:Am I To Blame (4:30)
04:Prelude (1:40)
05:Dying Of The Sea (4:56)
06:Please Wake Up (3:27)
07:Hoodoo Priest (6:31)
08:One Way Trail (4:47)
09:Indian Summer Day (5:20)
10:Unknown Ghost (8:22)
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