The Force / Stone Cold
Stone Cold Spielzeit: 35:43
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Hard Rock

Review vom 05.02.2013


Jochen v. Arnim
Dass die Schweiz gleichbedeutend für althergebrachte und solide Qualität ist, wissen wir nicht erst seit letztem Jahr. Dass die Schweiz in Sachen Hard Rock eine ebenso sichere Bank ist, wissen wir auch nicht erst seit der letzten Scheibe von Gotthard. Bei den Eidgenossen kann man die Bands zwar nicht wie Tells Äpfel von den Bäumen schießen (man verzeihe mir diese Entlehnung aus der Schweizer Legendenwelt), aber Quantität war ebenso bekanntlich noch nie ein gleichzeitiges Indiz für hochwertige Erzeugnisse. Ich denke, wir sind uns einig, dass man Alben von besagten Gotthard, Krokus oder Shakra ohne großes Nachdenken in den CD-Player schieben kann. Und auch unsere Herren hier, die unter dem Namen The Force bis vor wenigen Wochen als Trio fungierten, haben Solides in ihrer Vita. Drei Langrillen hat es bisher gegeben und die vierte ist nun auch in die Regale gekommen. Keines der bisherigen Alben war ein Rohrkrepierer; im Gegenteil, man konnte bei 'Konsumenten' und Rezensenten gleichermaßen punkten. Egal, ob wir über das Debüt von 2005, das Zweitwerk anno 2007 oder den letzten Output aus dem Jahre 2009 reden, allesamt solider bluesiger Hard Rock mit Southern-Einschlag eidgenössischer Provenienz.
Es ist kein Geheimnis, dass die drei Jungs mit dem Engländer Mark Elliott an Gitarre und Mikro den Hard Rock genauso wenig erfunden haben, wie weiland Wilhelm Tell erstmaliges Schießen mit der Armbrust für sich beanspruchen konnte. Aber personalisiert, das heißt einen Stempel aufgedrückt haben sie ihrem Treiben schon. Erwartet man jetzt bei Nummer 4 etwas komplett Neues? Also ich zumindest nicht, und ich möchte das auch gar nicht. The Force haben mir schon immer so gefallen, wie sie sich mir von der ersten Begegnung an präsentiert haben. Und wenn sie nicht als gemeinsame Macht unterwegs sind, widmen sich die einzelnen Musiker zudem noch ihren Begleitprojekten: Bassist Beat Schaub und Schlagzeuger Hanns Haurein (was für ein Instrument sollte er bei dem Namen auch sonst spielen?) covern als Piledriver Quo und als Live/Wire AC/DC, während Elliott mit seiner Elliott Marks Group und als gefragter Studiomusiker die Blues-Szene unsicher macht. Für ihr neustes Werk "Stone Cold" haben sie sich nach einer kreativen Pause wieder zusammengefunden und ihr gemeinsames Können in Silber gebrannt.
Ein sattes Dutzend neuer Tracks bietet uns das Trio auf seiner vierten Scheibe und zieht uns für rund fünfzig Minuten in seinen Bann. 'Handgemacht' lautet das Schlagwort, das allerorts im Zusammenhang mit der Mucke von The Force zu hören ist und auch die Band macht sich diesen Begriff in ihren Presseverlautbarungen zu eigen. Hört man sich deren musikalische Verlautbarungen an, so kommt man nicht umhin, bei diesem Attribut zustimmend zu nicken. Satter und erdiger Hard Rock dringt da aus dem Speakern, die Gitarre dominiert, ohne durch schnelles Gefrickel auf die Nerven zu gehen, der Bass pumpt und die Felle werden kernig bearbeitet - schnörkellos nennt man so etwas auch. Der Chef am Mikro bringt uns die Texte ebenso unverblümt rüber und in Summe passen alle Komponenten wunderbar zusammen. Sehr schön sind auch die immer wieder auftauchenden Soli Elliotts oder seine Slide-Einlagen, erstmals bei "Givin' It Up", und auch die Entlehnungen bei den großen Brüdern sind stimmig. Ihre Vorliebe zu Bands wie AC/DC oder
Led Zep oder ZZ Top und auch die 'Twin Guitars' sowie noch einigen anderen Kollegen sind unüberhörbar, stören aber nicht für 5 Cent. Mit "Black Rain" schaffen es die drei Musiker auch noch, uns eine Ballade unterzuschieben, schön vertont mit akustischer Gitarre (nicht nur) und rauer Stimme des Sängers. Am Ende geht der Song dann schließlich in einen straighten Rocker über und selbst eine Hammond kommt hier noch zum Einsatz, gespielt von Reto Schaub. Als Anspieltipps möchte ich neben dem Opener auch das herrlich coole "Call Me A Doctor" anführen, ebenso wie "Stone Cold", das sich mit einer tollen Slide-Gitarre an die Spitze der Favoritenliste spielt, und den instrumentalen Rausschmeißer "New Day", der sich als Southern-inspirierte Jam-Version in unendliche Längen ziehen könnte (und live auch sollte). Der Songtitel "Only The Good Die Young" hat zwar schon einige Abnutzungserscheinungen im Laufe der letzten Jahre erfahren und dennoch kommt das Stück unseres Trios als gut gemachter zähfließender Blues-Rocker rüber - ebenfalls Live-Potential!
Mittlerweile hat sich das Line-up der Band um zwei weitere Musiker erweitert. Als neuer Lead-Sänger kommt Peter Tanner auf die Gehaltsliste, der in der schweizerischen Rockszene durch frühere Dienstverhältnisse bei Witchcraft, Bloody Six und bereits erwähnten Krokus zu den bekannten Stimmen gehört, und mit Loovy (ex-Lies) an der Hammond ist das Trio The Force nun ein Fünfer geworden. Ob sich einer der beiden Neuen bereits in irgendeiner Form auf "Stone Cold" mit einbringen konnte, geht aus dem (wenig kontrastreichen und daher schwer lesbaren) Booklet nicht hervor, die Addition klingt im Zusammenhang mit der Musik von The Force aber höchst interessant (ich verweise hierbei auf die Hammond-Orgel in "Black Rain") und ich kann nur hoffen, dass die Band ganz schnell mal bei uns in den Tourterminen auftaucht.
Line-up:
Mark Elliott (lead vocals, guitar)
Beat Schaub (bass, vocals)
Hanns Haurein (drums, vocals)

sowie:
Reto Schaub (Hammond - #5)
W.O. Pulver (guitar solo - #12)
Tracklist
01:Ride
02:Givin' It Up
03:All I Need
04:Run Run Run
05:Black Rain
06:This Time Your Turn
07:Call Me A Doctor
08:Stone Cold
09:Broken Machine
10:Cry
11:Only The Good Die Young
12:New Day
Externe Links: