Wenn mein lieber Kollege Jürgen Bauerochse sich die Scheibe Live von Steppenwolf aus dem Jahr 1970 vorknüpft, dann ist das mehr als eine Aufforderung, sich sofort um das neue Album der deutsch-englisch-schweizerischen Formation The Force zu kümmern. Was ein Zufall, da kommt der Nachfolger des Debüts aus dem Jahr 2005 zur richtigen Zeit. Das Wetter ist auch wieder heiß, die Asphalttemperaturen steigen ins Unermessliche und da kann es eigentlich nur lauten: "Voodoo Cock's Revenge".
"Remember the days, when sex was safe und music was dangerous", der Slogan gilt für die Band noch immer. Revolution pur ist angesagt, wenn Drummer Hanns Haurein öffentlich zugibt, dass er inzwischen vom ewigen Touren und vom Labelanbiedern die Schnauze gestrichen voll hat, vor allen Dingen dann, wenn nicht viel dabei rum kommt und man mit seinen eigenen Kompositionen möglicherweise zum Sklaven eines vermeintlich großen Unternehmens wird und die Gewinnmargen von dort diktiert werden. Das ist einfach nichts für dieses ehrliche Rocktrio, das zwischenzeitlich mit Dany Glinz zu einem Quartett angewachsen war. Der verließ die Band Ende des Jahres 2006 und so standen für das Einspielen des neuen Albums genau dieselben Musiker zur Verfügung wie eben auf dem Erstlingswerk.
Die Band um Ex-Vera Kaa-Schlagzeuger Hanns Haurein weiß, wo der Hammer hängt. Da haut man uns von Beginn an mit dem Eröffnungstrack "Back Where I Belong" handfeste und eingängige Riffs um die Ohren. Dazu Slides, dass die Schwarte kracht und die rauchige und knurrige Stimme von Mark Elliott vervollständigt den Song zu einem echten Kracher. Respekt! Dazu gibt es ordentlich Groove, der sich im Folgesong "Move On" ohne Pause fortsetzt. Der Bass walzt sich durch das Stück und der Hard Rock der Siebziger Jahre rockt so richtig aus der Hüfte und anschließend aus den hauseigenen Boxen.
Der Schrei nach ordentlichem Rock setzt sich mit "Cryin' In The Rain" fort, wobei mir beim Durchhören durchaus immer wieder der Titel vom Whitesnake-Album "Saints And Sinners" durch den Kopf geht. Richtig überzeugend kommt die Band bei "After The Storm" rüber. Das sind Thin Lizzy-Sounds in bester Manier, wie sie die Altmeister kaum besser spielen konnten. Es verfestigt sich die Annahme, dass The Force mit dieser neuen Scheibe einen Volltreffer gelandet haben. So bluesig rockig und eingängig haben wir in der letzten Zeit nicht besonders viel zelebriert bekommen.
Ohnehin hat man sich nicht lumpen lassen. Man scheint vor lauter Ideen nur so zu sprühen, denn immerhin 15 Titel haben den Weg auf den Silberling gefunden. Das ist eine Menge Arbeit, aber im Little Creek Studio in der Schweiz lässt sich offensichtlich mit hoher Qualität aufnehmen.
Dazu kommt, dass der Sound fantastisch ist und es beim Abspielen von "Voodoo Cock's Revenge" so richtig in der eigenen Hütte qualmt. Die Songs sind überwiegend im Midtempo gehalten und wirklich jeder Einzelne versprüht einen Hauch von Esprit, der dem ehrlichen Rocker gut zu Gesicht stehen dürfte.
Wie schon beim Vorgänger auch, finden wir den einen oder anderen artverwandten Gitarrenriff von AC/DC, wobei dies auf Live-Aktivitäten von The Force neugierig machen sollte. Das rockt ganz einfach! Und wenn sich dann schöne und ins Ohr fräsende Soli dazu gesellen, ist der geneigte Fan an sich mehr als zufrieden. Aus der Rolle fällt auf dem neuen Album wirklich gar nichts. Das ist eine Hommage an die großen 70er-Rockzeiten in einem zeitlich angepassten und modernen Soundgewand. Es ist vollkommen wurst, ob man sich das stampfende "Put It Right Back" mit deutlichen Chorgesängen gibt oder das im Vergleich dazu rasante "Not Enough" (der AC/DC-Kracher "Let There Be Rock" lässt grüßen) gibt. Hinter allem steckt ein konsequentes und durchdachtes Songwriting, bei dem es der Band gelungen ist, Spielfreude, Groove und pure Rock'n'Roll-Energie an den Hörer weiter zu geben.
Balladen wirken zu keiner Phase kitschig ("Long Way From Home"), Boogie-Rhythmen bringen die Wände fast zum Einstürzen ("Voodoo Cock's Revenge") und das coole "Be Alright" macht eigentlich auch dem Letzten klar, dass hier eine wunderbare Scheibe entstanden ist. The Force machen keinen Hehl daraus, dass sie ihre Inspiration aus den 70er-Jahren ziehen. Da sind es Status Quo, die bereits genannten Thin Lizzy und AC/DC und in ruhigen Minuten Ann und Nancy Wilsons Heart. Im Boogie kommen die Großmeister von ZZ Top zur Geltung und wer aufmerksam zuhört, wird sicherlich noch den einen oder anderen Ideengeber finden. Geklaut ist hier wahrlich wenig. The Force ist es gelungen, auf ganz elegante Art und Weise große Musik neu aufzunehmen und dabei eine riesige Portion an eigenem Antrieb und Innovation mit einzubringen. Eine richtig geile Scheibe, voller gutem Hard Rock mit wohl dosierten und an den richtigen Stellen eingesetzten Ausflügen in den Südstaaten-Rock.
Gratulation in die Schweiz, meine Laune war heute Abend nicht vom Feinsten. Das hat sich jetzt nach mehrmaligem Hören geändert. Prost und auf ein Neues!!! Die Band hat übrigens mit Oni Logan (Ex-Lynch Mob) einen Sänger für anstehende Auftritte verpflichtet. Damit dürfte das Gitarrenspiel von Mark Elliott noch mehr zur Geltung kommen.
Line-up:
Mark Elliott (lead vocals, guitars)
Beat Schaub (bass, vocals)
Hanns Haurein (drums, vocals)
Tracklist |
01:Back Where I Belong (3:26)
02:Move On (3:35)
03:Cryin' In The Rain (5:52)
04:After The Storm (6:51)
05:Killing Time (3:36)
06:Waiting For So Long (3:30)
07:Gambling Man (4:05)
08:Put It Right Back (3:33)
09:Not Enough (3:35)
10:Long Way From Home (4:41)
11:Voodoo Cock's Revenge (4:21)
12:Brother To Brother (3:51)
13:Be Alright (3:50)
14:Rescue Me (5:09)
15:All That I Want (6:59)
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Externe Links:
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