Das Schwierigste ist, für die Musik von Friend 'N Fellow die richtige Stilbezeichnung zu finden. Oder überhaupt eine. Sie singt, er spielt Gitarre. Jazzig, soulig, bluesig …
Für ein derartiges Duo, überhäuft mit Auszeichnungen und Lobeshymnen der Fachpresse für ihre Auftritte, ebenso wie für ihre audiophilen Alben, fehlen hierzulande die Vergleiche. Tuck & Patti in den USA machen ähnliches. Aber die kennen auch die wenigsten Rockfans …
Seine mittlerweile siebte CD, die erste Studioproduktion seit fünf Jahren, wird das Duo sicher dem Großteil unserer Leser auch nicht wesentlich näher bringen. Es sei denn, es sind Fans, die mindestens ein Ohr für außergewöhnliche Musik dieser Zusammensetzung haben. Das ist moderne Kammermusik zweier hervorragender Künstler. Für die Kompositionen zeichnete zumeist der Gitarrist verantwortlich, die Sängerin steuerte die Texte bei. Aber es gibt auch Songs, die komplett von einem der Künstler geschrieben wurden.
Beide haben in Weimar studiert, sie modernen Gesang, er klassische Gitarre. Schon früh waren sie international auf der Bühne gestanden, Constanze Friend zunächst mit ihrer Band Mr. Adapoe. Thomas Günther (so der richtige Name) gewann zahlreiche Preise für sein virtuoses Spiel auf der Konzertgitarre. In einem zweiten Projekt bildet er zusammen mit Stephan Bormann Hands On Strings. Mittlerweile ist er Professor für Gitarre/Worldmusic an der Musikhochschule Dresden und Leiter der Ausbildung Improvisation/Worldmusic der Musikhochschule Weimar.
1995 erschien ihre erste CD "Fairy Godmother" noch im Eigenverlag und dieser Tage eine sehr spezielle, namhaft promotete "Best of" - eine ganz beachtliche Karriere! Aber die beiden touren auch nahezu unterunterbrochen (siehe auch unsere Tourseite) und waren mittlerweile in vielen Metropolen Europas, dazu in New York, Peking und Shanghai. Friend 'N Fellow wurden maßgeblich von Luther Allison gefördert, der sie auch bei Ruf Records unterbrachte.
"Crystal" ist sicher kein Album, das schnell ins Ohr geht. Constanzes Stimme ist tief, rauchig, eine, die einen hohen Wiedererkennungswert besitzt und die keine technischen Schwierigkeiten kennt. Thomas Fellow gibt ihr auf Nylon- oder Stahlseiten ein variables Fundament und umgarnt sie gleichzeitig. Der Titeltrack beginnt mit einem kantigen Riff auf den Basssaiten der Baritongitarre, ein dunkler Kristall, der erst allmählich zu glänzen beginnt. Auf "Golden Angel" phrasiert sie höherlagig in gemäßigten Jazzgefilden. "Beauty Queen" ist leicht dahin fließender Soul, bei dem Thomas 'schwarzen' Chorgesang dazusampelt. Die Nummer hat richtig Pop-Appeal. Im lyrischen "Tomorrow" hat ein schönes Cello (Christoph Schenker) seinen Auftritt. Fröhlich ("Child Of Spring"), melancholisch ("Far Away") und lateinamerikanisch-jazzig ("Flyin' High"/"8x3") geht's weiter durch das Kunst-Biotop. "My Favorite Girl" swingt und swingt. Wo das Cello in "Melting Away" herkommt, ist zwar nicht vermerkt, aber es leitet ein langsames, sehr assoziatives Lied ein. Bei "Red Ballon" klingt die Gitarre sehr perkussiv. Auch im Schlusstrack "Elf" beschwören beide noch einmal zauberhafte Bilder. Constanze lässt ihre ausdrucksstarke Stimme ganz sanft und geheimnisvoll klingen, ihr Partner illustriert abwechsend zart und betonend. Wie aus einem Traum kommt ganz am Ende noch ein dunkler Gesang. Verpackt ist das Ganze im ansprechenden Digi-Pack, im Booklet sind die Texte abgedruckt, wofür allerdings eine Lupe hilfreich ist.
Das ist eine Platte für Feinsinnige, die die Emotion im künstlerischen Ausdruck suchen. Cognac-Musik.
Tracklist |
01:Crystal
02:Golden Angel
03:Beauty Queen
04:Tomorrow
05:Child Of Spring
06:Far Away
07:Flyin' High
08:8x3
09:My Favorite Girl
10:Melting Away
11:Red Balloon
12:Elf
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