Sachen gibt's …
Dass zurückgetretene Box-Champions irgendwann vom Rücktritt zurücktreten (natürlich aus rein sportlichen Gründen …), ist uns ja geläufig. Aber dass aus diesem Anlass eine deutsche Band ein "Best of"-Album veröffentlicht bekommt, ist wohl neu. Und dass dieses ausgerechnet einem Duo, abseits jeder Charterfolge und jedes Mainstreams, aber dafür mit großem künstlerischen Anspruch im Grenzbereich zwischen Soul, Jazz und Blues, passiert, grenzt wohl an ein Wunder.
Das Wunder geschieht anlässlich des Comebacks von Schwergewichtler Axel Schulz, der sechs Jahre nach dem verlorenen Weltmeisterschaftskampf gegen Wladimir Klitschko am 25.11.2006 erneut in den Ring steigen will und gegen Brian Minto antritt. Wollen wir hoffen, dass der 38-Jährige dabei nicht wieder so die Hucke voll kriegt, wie bei seinen letzten Kämpfen. Aber was hat das jetzt mit dem Künstlerpärchen Friend'N Fellow zu tun, dessen letzte reguläre CD Crystal ja auch erst vor einem guten Monat herausgekommen ist?
Ganz einfach, Schulz ist Fan der beiden. Die Agentur hält allerdings zwei verschiedene Versionen bereit, wie es dazu kam. Einmal soll er bei seinem Manager erstmals auf deren Musik gestoßen sein, Version zwei sagt, dass er mit seiner Frau bei einem Konzert von F 'N F war und jeweils sofort begeistert gewesen sein soll. Egal, es »zieht ihn die Musik hoch« und deshalb habe er sich für sein Comeback eine Einmarschhymne des Duos gewünscht. Das ist dann die neue Einspielung von "Light My Fire". Das F 'N F-Original steht am Anfang und die Variation am Ende.
(Danach gibt's natürlich noch einen 'Bonus -Track' - einen Remix von "Taxi". Was ist das bloß für ein blödes Rumgetue, auf einer Erstveröffentlichung gleich 'Bonus-Tracks' hintan zu hängen. Das wirkt wie »halt, ich hab was vergessen, das muss auch noch mit drauf« - so ein Quatsch. Es soll dem Käufer auch vorgegaukelt werden, er bekäme was extra für sein Geld. Einmal mehr ein Beleg, für wie blöd die PR-Fritzen bei den Plattenfirmen ihre Kundschaft halten. Das ist kein 'Bonus', sondern ein klares 'Malus', was die marktanalytischen Fähigkeiten dieser Leuchten betrifft. Und jetzt macht die Klappe wieder zu, ihr Pseudo-Nikoläuse!)
Wenden wir uns der Musik zu. Auch ohne den gesamten Fundus der beiden ausgebildeten Künstler in ihrem gemeinsamen Schaffen zu kennen, gefällt mir die Zusammenstellung recht gut. Sie zeigt die Vielseitigkeit und Interpretationsbreite der Beiden. In der ursprünglichen Aufnahme wird das Doors-Original "Light My Fire" schon in einer Version präsentiert, die sehr eigen ist. Die Stimme von Constanze Friend orientiert sich irgendwo an Julie Driscoll, allerdings nicht ganz so 'sophisticated', Thomas Fellow rifft dazu ganz kräftig auf seiner Akustischen. Die ' Schulz-Version' ist natürlich nicht mehr so puristisch, die hinzugefügten Effekte machen den Song nicht nur publikumswirksamer für den Gladiatoreneinzug, sondern auch im guten Sinn poppiger. Ich bin mal gespannt, ob das Ding nach dem Fight populär wird.
Die Bandbreite des Duos ist schon beachtlich. "One More Day" ist ein klasse Song, der eigentlich ständig in jeder Bar dudeln müsste, Latin-Arrangement mit viel Soul und großem Wiedererkennungswert. Was hat diese Frau für eine modulationsreiche Stimme! "Kiss The Rain" ist smoother Vocaljazz vom Feinsten. Kaum wiederzuerkennen ist "Fly Like An Eagle" der Steve Miller Band. F 'N F machen daraus eine expressive Jazz-Nummer, mit verwirrend-funkiger Gitarre und betont flacher Phrasierung der Sängerin. Bei "Naked In A Jacket" gehen die beiden mit verhalten erotischer Spannung vor. "This Love" ist eine groovende Solo-Nummer von Constanze, beim eindringlichen Blues "Friend Of Mine" greift Thomas mal zum Metallröhrchen. Lieblicher wird es bei "Fairy Godmother" und "Forbidden Wine". Entschmalzt machen die Beiden aus "What A Wonderful World" ein ansprechendes, bluesiges Chanson. "Taxi" in der ursprünglichen Version ist ein raffinierter Blues mit gekonnter sparsamer Instrumentierung im Stil der großen Cassandra Wilson. Im Remix wird daraus eine aufgepeppte, aufregende Ambient-Nummer. Ganz was anderes, als wir bisher von F 'N F kennen. Eine neue und sehr ansprechende Variante. Wenn's davon mehr gibt, werde ich mein Hörspektrum in diese Richtung erweitern! Die beiden restlichen Titel sind in der Rezension von "Crystal" besprochen.
Die Verbindung zwischen Axel Schulz und dem Künstlerpaar Friend 'N Fellow zu diesem Anlass mag zwar ungewöhnlich sein. Aber dass der Boxer sich das Duo geholt hat, zeugt entweder von einem sehr guten Geschmack oder von einer sehr risikobereiten PR-Abteilung seines Managements (als Nicht- Box-Insider nehme ich mal an, dass der Gegner als Nr. 27 der Weltrangliste weniger Risikopotential darstellt). Egal, wenn sich für beide Partner daraus ein Synergieeffekt ergibt, soll's ja nur recht sein. Die CD ist jedenfalls gut (mit exzellentem Klang) und als Einstieg zu F 'N F bestens geeignet. Fans von Smooth-Jazz aufpassen - es bleibt sicher nicht dabei!
Tracklist |
01:Light My Fire
02:One More Day
03:Kiss The Rain
04:Crystal
05:Fly Like An Eagle
06:Naked In A Jacket
07:This Love
08:Fairy Godmother
09:Friend Of Mine
10:Taxi
11:Home
12:Forbidden Wine
13:What A Wonderful World
14:Elf
15:Light My Fire (Axel Schulz Comeback Version)
Bonus: Taxi (Remix)
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