Was war das denn? Am Eingang verteilte ein Mann an jeden Besucher zwei Wertmarken für Getränke. Darauf stand unter anderem dick und fett die Zahl 500. Das niederländische BluesMoose Radio feiert seine fünfhundertste Sendung. Respekt, und natürlich die allerbesten Glückwünsche dazu von RockTimes und wir wünschen hoffentlich noch viele weitere Ausstrahlungen.
Henrik Freischlader war zu Gast im voll besetzten Café De Comm in Groesbeek. Bei der Begrüßung hatte der Blues-Rocker den Namen des Ortes perfekt ausgesprochen und seine Musik war ebenfalls dementsprechend. Natürlich gab es auch Songs aus seinem zum momentanen Zeitpunkt aktuellen Album Recorded By Martin Meinschäfer. So zeigte das Quartett mit dem flotten "Got It Made (Like This)" gleich, wo der Hammer des Blues Rocks hing. Leckere Henrik-Riffs, eine klasse Rhythmusarbeit von Drummer Björn Krüger sowie Bassmann Theofilos Fotiadis und herrliche Hammond-Sounds von Moritz Fuhrhop ebneten den Weg für ein gigantisches Konzert. Freischladers Solo war zum mit der Zunge schnalzen.
Gleich zu Anfang sparte das Publikum nicht mit berechtigtem Szenenapplaus und man hatte mächtig Freude an Freischladers inspirierten Saitenläufen. Die Band sorgte schon zu Beginn für sehr gute und lockere Stimmung und man konnte richtig entspannt die Dinge des Alltags in eine weit hinten liegende Schublade stecken.
Mit allerfeinster Bassbegleitung und rhythmischem Klatschen der Zuschauer ebnete "The Wrong Way" inklusive Keyboardsolo sowie Leslie-Einsatz den Weg für ein wunderschönes, mit allen nur vorstellbaren Extras ausgestattetes "Bad Dreams (Wolkenreise)". Es war erstaunlich, welche Gabe Freischlader hat, immer wieder neue Varianten in seine Kompositionen zu integrieren. Furios, von Breaks sowie Rhythmuswechseln, Frage - Antwortspielereien zwischen dem Gitarristen und Keyboarder sowie Groove begleitet, waren diese gefühlten zwanzig Minuten ein einzige Endlosschleife des 12-Takters. Bei den ganz leisen Passagen war endlich mal Ruhe im Saal. Die Anwesenden konnten tatsächlich gut zuhören.
Kurz vor dem Ausbruch des Karnevals hatte der Protagonist die richtige Antwort auf das anstehende närrische Treiben parat. Ein krachendes "Breakout" ließ den Rock'n'Roll aufleben und immer wieder war man fasziniert von den urplötzlich eingestreuten Breaks nach denen die Fahrt rausgenommen wurde, nur um mit ganz viel Gefühl wieder Gas zu geben. Oft streute Fuhrhop herrliches Keyboard-Konfetti in die Songs. Dabei war "Breakout" auch von einer leckeren Länge gekennzeichnet und konnte wohl nur durch den Notausgang zum Ende gebracht werden.
Die Rollenverteilung innerhalb der Band war stimmig und das Zusammenspielt top. Der Drummer Björn Krüger bekam gedanklich von mir den Spitznamen 'das Tier' verpasst. Enorm, wie er trommelte. Unbeschreibliche Freude und Dynamik waren Merkmale seines melodischen Spiels und in den ruhigeren Phasen hatte er ebenfalls das richtige Feeling in beiden Hölzern.
Nicht abwertend gemeint konnte man Peter Greens "I Loved Another Woman" schon als Klassiker im Repertoire des Wuppertalers verstehen. Logisch wurde auch dieser Track begeistert gefeiert und nicht erst "Bridge" war Freischladers Blues eine Ausgabe in freier Interpretation, Improvisation und Intonation. Aus dem, was der Mann anpackte, wurde ein Fest der Töne. Für diesen Song machte der Gitarrist ein langes Bein, um mit dem Wah Wah-Pedal tolle Feinheiten in seinem Spiel unterzubringen. In dieser Nummer schlug der Kappenträger eine Hängebrücke zu Hendrix. Vor dem Gig hörte ich mit einem Ohr, dass manche Anwesenden Freischlader noch nicht so gut kannten. Ich bin der festen Überzeugung, dass er dieses Unternehmen geschafft hat, denn am CD-Stand war viel los.
Vor der Zugabe und kurz vor zehn Uhr gab es dann etwas vom verstorbenen Gitarrenhexer persönlich: "Foxy Lady". Der Adrenalinpegel stieg stetig an und Freischlader traktierte den Korpus seines Arbeitsgerätes sogar mit der Faust. Diese Version war eine der wohl energetischsten, die mir bisher untergekommen sind. Die Gruppe war mit fast ausschließlich langen Versionen der Songs unterwegs und das zeigte wieder einmal, wie ausgeprägt die Kompositionen des Mannes sind und immer noch Platz für einen Ausbau hatten.
Als Zugabe folgte das Titelstück aus dem Album, mit dem wohl so alles unter eigenem Namen richtig ins Rollen kam: The Blues. Ein Titel, der den Gig krönte.
Henrik Freischlader hat auch bei seinem BluesMoose Radio-Auftritt gezeigt, dass er zu den besten Blues-Rockern gehört. Auf seiner Tour durch die Niederlande kann sich das Publikum auf was gefasst machen. Es war wunderschön, Henrik & Co. bei der Arbeit zuzuschauen und zuzuhören.
Line-up:
Henrik Freischlader (guitar, vocals)
Moritz Fuhrhop (keyboards)
Theofilos Fotiadis (bass)
Björn Krüger (drums)
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