Kirk Fletcher / Burning Blues
Burning Blues Spielzeit: 73:03
Medium: CD
Label: M2 Music, 2016
Stil: Blues

Review vom 21.02.2016


Jürgen Bauerochse
Der 40-jährige kalifornische Gitarrist Kirk Fletcher ist schon lange in der amerikanischen Bluesszene aktiv. Schon in jungen Jahren war er mit Blueslegenden wie James Cotton, Pinetop Perkins, Hubert Sumlin, Mojo Buford oder Ronnie Earl unterwegs und spielte mit solchen Virtuosen wie Larry Cotton, Robben Ford und Michael Landau zusammen.
Ein erstes großes Ausrufezeichen setzte er in den Jahren 2005 bis 2008, als ihn Kim Wilson als festes Mitglied zu den Fabulous Thunderbirds holte und er in dieser Zeit die Band tatkräftig unterstützte.
In jüngerer Vergangenheit tourte Fletcher des Öfteren mit Charlie Musselwhite, trieb aber auch seine Solokarriere weiter voran. Auch bei RockTimes konnte er voll punkten, als mein Bluesbruder Joe im Jahr 2010 sein Album My Turn unter die Lupe nahm und sehr angetan war.
Im Jahr 2016 nun will der Sänger/Gitarrist auch den europäischen Kontinent beackern und sich in der alten Welt ins Gespäch bringen. Dazu sind erste Konzerte in Deutschland für den Juli geplant, bevor Kirk Fletcher im November im Doppelpack mit Josh Smith auf unseren Bühnen zu sehen sein wird.
Einen ersten Eindruck seiner Live-Qualitäten soll nun vorab schon mal der Mitschnitt "Burning Blues" bringen. Das Album wurde im Dezember 2013 im Baked Tomato, Los Angeles aufgenommen und erschien schon Anfang 2014 in den USA. Nun also steht die europaweite Veröffentlichung an und zeigt auf, was für ein hervorragender Gitarrist Kirk Fletcher doch ist. Von vorne bis hinten rockt, groovt und shuffelt es auf diesem Silberling.
Fünf der elf Songs wurden in Trio-Besetzung eingespielt, wobei Drummer Lemar Carter auf allen Titeln zu hören ist, während sich Travis Carlton und Calvin Turner die Arbeit an den dicken Saiten teilen. Auf sechs Stücken verstärkt Jeff Babko die Band an den Tasten.
Schon gleich der instrumentale Opener "Funnybone" macht klar, über welche technischen Fähigkeiten Kirk Fletcher verfügt. Ein idealer Einstand. Es folgt mit "Rockwithme" ein Song, der nicht treffender heißen könnte. Rock'n'Roll im Boogie-Gewand. Richtig toll gemacht und mit einem schneidenden Solo am Sechssaiter garniert. Die Nummer erzwingt quasi die Fußwippe. Genau wie "El Medio Stomp", das nächste Instrumentalstück. Die Schlagzeugarbeit von Lemar Carter kommt hier besonders differenziert und vielseitig rüber, und das Orgelsolo von Jeff Babko ist einfach großartig. Hier kann sich der Tastenmann sowas von austoben. Erster Anspieltipp!
Mindestens zwei Gänge zurück geschaltet wird danach bei "Lenny". Eine herrlich gefühlvolle Gitarre dominiert den Song und wird durch ein extrem differenziertes Bassspiel klasse unterstützt. Der wohl anspruchsvollste und intensivste Song des ganzen Albums! Mit der relativ seichten Ballade "I'm In Love" geht es weiter. Hier fällt erneut Babko, diesmal am Rhodes-Piano, auf. Der ganze Titel kommt sehr einfühlsam rüber und erfordert die ganze Konzentration des Zuhörers.
"Blues For Kleopatra" ist für mich eines der besten Stücke des Albums. Fletcher glänzt hier mit hervorragedem Einsatz des Wah Wah-Pedals. Der ganze Song ist ein einziges Solo des Gitarristen. Die ganz hohe Schule der Bluesmusik!
Richtig funkig kommt "Congo Square" daher. Rhodes und Gitarre erzeugen einen mächtigen Drive. Das Stück geht voll in die Beine und enthält erneut ein Top-Orgelsolo im Mittelteil. Nach dem cool vor sich hinshuffelnden "Natural Anthem", einem weiteren Instrumental, kommt mit "Found Love" mein persönlicher Favorit des Silberlings. Ein herrlich vor sich hingroovender Country Blues, der einfach cool swingt und ein ganz lockeres Gitarrensolo beinhaltet.
Und noch ein weiterer Höhepunkt ist auf dem Album enthalten. "Blues For Robben & Larry" ist ein wunderschöner Slow Blues, der aufzeigt, über wieviel Feeling Kirk Fletcher verfügt. Erneut instrumental kann sich der Hörer voll auf den Sechssaiter konzentrieren.
Das Album klingt mit dem groovenden Boogie "Ain't No Way" aus. Noch einmal bearbeitet Jeff Babko die schwarzen und weißen Tasten. Die Band swingt gekonnt vor sich hin und wird wahrscheinlich ein begeistertes Publikum zurückgelassen haben.
Und das ist gleichzeitig der einzige Grund zum Meckern. Während die Songs allesamt in einer großartigen Aufnahmequalität zu hören sind, sind so gut wie keine Publikumsreaktionen zu vernehmen. Ich hätte sehr gern etwas von der Stimmung mitbekommen, die im Baked Tomato geherrscht haben muss. Aber die Atmosphäre wurde so gut wie gar nicht eingefangen. So hört sich das Ganze ziemlich steril an. Musikalisch ist "Burning Blues" allerdings ein großartiges Album. Absolute Hörempfehlung!
Line-up:
Kirk Fletcher (guitar, vocals)
Lemar Carter (drums)
Calvin Turner (bass - #1,3,5,7,8,11)
Travis Carlton (bass - #2,4,6,9,10)
Jeff Babko (organ, Rhodes - #1,3,5,7,8,11)
Tracklist
01:Funnybone
02:Rockwithme
03:El Medio Stomp
04:Lenny
05:I'm In Love
06:Blues For Kleopatra
07:Congo Square
08:Natural Anthem
09:Found Love
10:Blues For Robben & Larry
11:Ain't No Way
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