Marc Ford / Weary And Wired
Weary And Wired Spielzeit: 65:14
Medium: CD
Label: Provogue Records, 2007
Stil: Rock

Review vom 10.03.2007


Markus Kerren
Marc Ford dürfte den meisten Musikfreunden wohl am ehesten als mittlerweile zweimaliges Ex-Mitglied der Black Crowes bekannt sein, denn er hatte maßgeblich zum Erfolg deren Alben "The Southern Harmony And Musical Companion", "Amorica" und "Three Snakes And One Charm" beigetragen. Bevor er im Herbst 1997 offiziell wegen 'exzessivem Drogenkonsum' von den Bandleadern Chris und Rich Robinson gefeuert wurde.
Nachdem die Crowes vor ca. zwei Jahren eine lange, selbstauferlegte Pause beendet hatten und sich reformierten, war Ford dann aber wieder mit an Bord.
Kreuz und quer wurden die Bühnen der USA beackert, unterbrochen nur von einem kurzen Abstecher nach England. Und dann, wieder mal war es Herbst, das Jahr 2006, als sich Ford, ironischerweise diesesmal mit der Begründung, dass er nicht rückfällig werden möchte, freiwillig seines Postens enthob.
Respekt vor dieser Entscheidung, die natürlich sein gutes Recht ist, selbst wenn ich die Tatsache aus musikalischer Sicht sehr bedauerlich fand. Und jetzt ist der gebürtige Kalifornier erstaunlich schnell mit seinem zweiten Soloalbum am Start.
Sehr vielseitig ist "Weary And Wired" geworden! Mit "Featherweight Dreamland" knallt uns erstmal ein heftiger Rocker entgegen, der genauso gut auf dem nächsten Black Crowes-Album stehen könnte. Eine treibende Gitarre wird nach allen Kräften von Bass, Schlagzeug und hintergründigem Piano nicht nur unterstützt, sondern sogar noch angespornt. Schade nur, dass der Song sich anhört, als wenn er nebenan in der Garage eingespielt worden wäre. Da scheppert so einiges durch die Gegend, was das Stück nicht gerade bereichert. Dazu ist der Gesang für meinen Geschmack etwas zu weit im Hintergrund.
Etwas besser klingt "Don't Come Around", wobei der Track an sich, wie auch der Opener, klasse ist. Ein kerniges Gitarrenriff, Marc Ford in Bestform beim Solo und eigentlich wäre alles in Ordnung, wenn bloß die Produktion etwas besser wäre.
Jeden einzelnen Song zu analysieren, würde den gesteckten Rahmen sprengen, aber es gibt einige Titel, auf die man dennoch genauer eingehen sollte. So z.B. "Dirty Girl", bei dem mittlerweile auch der Sound stimmt. Ein schleppender Rocker, der direkt in die Beine geht und irgendwo an Tom Petty erinnert, den man sich aber auch gut im Repertoire der 'Schwarzen Krähen' vorstellen kann.
In dieselbe Kategorie fällt auch "The Other Side", das erneut mit gutem Songwriting, guter Bandleistung und der alles dominierenden Gitarre glänzt.
Okay, Marc Ford ist kein Chris Robinson, aber die Tatsache, dass er mit Elan bei der Sache und ein Höllengitarrist mit wahnsinnigem Feeling ist, macht die hier und da auftauchenden Unzulänglichkeiten beim Gesang mehr als wett.
"Smoke Signals" ist ein stark an Neil Young angelehnter Midtempo-Rocker, "Greazy Chicken" ein atmosphärisches, sich in den Sümpfen Louisianas oder in einer heißen, stickigen Nacht in New Orleans rumtreibendes Instrumental und "Medicine Time" ist von Funk-Rock durchsetzt. Alles überzeugend, authentisch und richtig gut.
Mit "Running Man Blues" gibt es einen Rolling Stones-mäßigen Rocker, bei "Bye Bye Suzy" zollt Ford der lebenden Legende Chuck Berry gebührend Tribut und "The Big Callback" stellt mit dem zweiten Instrumental und einer klasse Trompete den würdigen Abschluss eines starken Albums dar.
Meine beiden Favoriten befinden sich jedoch in der Mitte von "Weary And Wired". Und zwar wäre das zum einen "Current", ein wunderschönes, langsames Stück mit Akustikgitarre, dezenter Rhythmusabteilung und Organ im Hintergrund, starkem Gesang und Gitarrensolo. Außerdem haben wir da mit "Just Take The Money" noch einen kräftigen Rocker mit einem Spitzentext über die dunkleren Stunden des Tourlebens als Mitglied einer großen Rockband. Dazu diese Gitarre...
Nach It's About Time ist Marc Ford mit "Weary And Wired" ein großartiges zweites Soloalbum gelungen. Abstriche gibt es lediglich für den etwas schwankenden Sound (es wurde wohl in mehreren Studios aufgenommen) und den bei wenigen Stücken etwas schwachen Gesang. Ich für meinen Teil würde in jedem Fall knappe 8,5 von 10 Rocktimes-Uhren zücken. Für die Songs, die Band und dann...diese Gitarre!!
Line-up:
Marc Ford (vocals and guitars)
Muddy (bass)
Doni Gray (drums)
Elijah Ford (bass on #1, 2nd guitar on #6)
Mike Malone (hammond organ and piano)
Afton (organ on #7)
Aaron West (saxophone)
Will Artope (trumpet)
Tracklist
01:Featherweight Dreamland
02:Don't Come Around
03:It'll Be Over Soon
04:Dirty Girl
05:The Other Side
06:1000 Ways
07:Smoke Signals
08:Greazy Chicken
09:Current
10:Just Take The Money
11:Medicine Time
12:Same Thing
13:Running Man Blues
14:Bye Bye Suzy
15:The Big Callback
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