Herrlich, diese Springflut an Musik-DVDs, die den Markt regelrecht niederzuwalzen scheinen.
Und damit ein herzliches Willkommen liebe Leserin/lieber Leser, zu einer weiteren Runde 'Spreu-vom-Weizen-trennen' in den Veröffentlichungsüberschwemmungsfluten.
Diesmal ist der rührige WDR-Rockpalast dran, der im Rahmen seiner vorzüglichen Crossroads-Reihe in den Kölner Untergrund einlud, einer kanadischen (Blues) Dame namens Sue Foley zu huldigen. Wer unser Magazin einigermaßen intensiv verfolgt, wird festgestellt haben, dass ich die Lady bereits zweimal ( Blues Caravan Tour 2005 und New Used Car) abgefeiert habe. Leider scheinen in Köln und Umgebung noch nicht genug Leute auf unser Magazin aufmerksam geworden zu sein, denn am Nikolaustag des letzten Jahres hielt sich der Besucheransturm im kleinen Underground in arg bescheidenen Grenzen.
Alle Musikfreunde, die wirklich etwas auf sich halten, bekommen nun mit dieser DVD präsentiert, was sie damals schändlicherweise verpasst haben - nämlich ein großartiges, wenn nicht sogar fantastisches Konzert einer Enddreißigerin, die es versteht, in der Welt der 12 Takte dermaßen variationsreich und versiert zu Werke zu gehen, dass kaum jemand mitbekommt, dass sie auch gerne mal die ausgetrampelten Pfade der Bluesschemata verlässt, bzw. diese Schemata einfach in Luft auflösen kann. Grandios!
Dabei steckt implizit immer ein traditioneller Kern in ihrer Musik und ihrem künstlerischen Ausdruck. Das kann nicht verwundern, beschäftigt sich Sue Foley doch schon länger mit den historischen Zusammenhängen von Bluesmusik und Frauen, die sich in selbiger betätigt haben, vorzugsweise als Gitarristinnen. Das verfolgt sie bis in das Hier und Jetzt und tritt auch als Buchautorin ("Guitar Woman") in Erscheinung.
Aber ihr Vortrag und ihre Musik erstarren nie in traditionellen Formeln, sie orientieren sich daran, um diese Grundlage für spannende und abwechslungsreiche Ausflüge zu nutzen, die sich nie im Niemandsland der reinen Selbstdarstellung verlieren. Dabei kann einmal mehr ihr herausragend pointiertes Spiel auf den sechs Saiten begeistern, welches sie ausgesprochen facettenreich in Szene zu setzen weiß, mit erstaunlich großem Ausdrucksvermögen und jeder Menge Feeling und Emotionen. Ich mag da gar keine Vergleiche heranziehen, Sue Foley steht längst für sich selbst!
Im ersten Teil des Sets offeriert sie unprätentiös diverse persönliche Vorbilder wie James Moore, Jody Williams, Memphis Minnie, Precious Bryant und Willie Dixon, um dann mitreißend Earl Hooker zu huldigen ("Hooker Thing"). Anschließend bringt sie uns noch ein unglaublich leckeres, stimmungsvolles und rhythmisches "Mediterranean Breakfast" (aus dem 2000er "Love Coming Down"-Album), bevor sie ihr damals noch zur Veröffentlichung anstehendes neues Album ("New Used Car") näher vorstellt. Hier gestaltet sich für mich der Song "Absolution" zum absoluten Highlight der gesamten DVD, denn damit ist der legitime Nachfolger von Eric Claptons und Robert Crays Gemeinschaftswerk "Old Love" (vom 1989er Clapton-Album "Journeyman") gefunden! Alleine die hier demonstrierte Lehrstunde an 'Slow-Picking' hievt Sue Foley in den Adelsstand aller Saitenzupfer, die sich 'Slowhand' nennen dürfen. Und das sind nicht viele!!!
Es ist mir allerdings von der Konzeption der DVD her ziemlich unverständlich, warum das Konzert nur in Auszügen verwendet wurde.
Stattdessen gibt es einen üppigen und ebenfalls sehr leckeren Bonus in Form eines Mitschnitts von Sue Foley's Auftritt im Rahmen der Blues-Caravan-Tour in Amsterdam (30.01.2005). Damals dominierte natürlich eher das "Change"-Album (2004), ansonsten ist sehr interessant, wie die Band agiert. Denn im Unterschied zum 'Underground-Auftritt', wo Sue Foley mit ihrer seit fünf Jahren konstanten kanadischen Tourband (spielten auch "Change" und "New Used Car" ein) agiert, waren bei der Blueskarawane die Rhythmusgruppe von Michael Hill's Blues Mob (Mike Griot am Bass und Billy McClellan an den Fellen und Becken) aktiv, ergänzt um die Keyboarderin Lisa Otey. Billy McClellan profilierte sich dabei als dauergrinsender Naldo-Lookalike (brasilianischer Innenverteidiger von Werder Bremen) und glich somit die etwas spröde Art Sue Foleys aus. Die Performance an sich geriet im direkten Vergleich nicht so stimmig, wie wir es beim Kölner Auftritt nachverfolgen dürfen. Hier ist zwar unzweifelhaft erkennbar, dass kein Protagonist sich als Bühnen-Tier gerieren möchte/kann, aber als homogene, stimmige und gewaltig groovende Einheit wissen die Kanadier zu punkten. Ein ums andere Mal setzt Keyboarder Graham Guest mit wundervollen Tastenläufen Akzente.
Darüber hinaus bleibt noch festzuhalten, dass sich die Zusammenarbeit mit inakustik (»"Willkommen im Klangparadies"«) hörbar auszahlt. Die Live-Atmosphäre im eigenen Wohnzimmer ist jedenfalls beängstigend realistisch. Auch das Bild scheint höheren Ansprüchen zu genügen. Dabei halten sich hektische Umschnitte in Grenzen, das Geschehen auf der kleinen Bühne wird so plastisch und spannend wie irgendmöglich eingefangen. Einfach faszinierend, Sue Foley bei ihren Fingerübungen auf der sehr gefällig designten Fender Stratocaster aus nächster Nähe verfolgen zu können.
Fazit:
Ja, das kann diesmal nur kurz und knackig ausfallen - Highly Recommended!
Tracklist |
Cologne Show; Gesamtzeit 72:50
01:The Snake (Instr.)
02:Queenbee
03:Hooked On Love (Instr.)
04:Me And My Chauffeur
05:Fool Me Good
06:Same Thing
07:Hooker Thing (Instr.)
08:Mediterranean Breakfast (Instr.)
09:Found My Love
10:Absolution
11:Change Your Mind
12:New Used Car
13:Gone Blind (solo piece)
Bonus: Amsterdam Show 2005, Gesamtzeit 47:50
01:Queenbee
02:Me And My Chauffeur
03:Careless Love
04:Change
05:Mediterranean Breakfast (Instr.)
06:Doggie Treats
07:Absolution
08:Shake That Thing
Bonus Interview; Gesamtzeit 15:00
|
|
Externe Links:
|