The Gates Of Slumber / The Wretch
The Wretch Spielzeit: 55:55
Medium: CD
Label: Rise Above Records, 2011
Stil: Doom Metal

Review vom 30.04.2011


Andrea Groh
Mein erster Gedanke war: Nanu, wer hat denn da die Handbremse angezogen? Etwa der neue Drummer? Kann er nicht schneller spielen?
2010 verließ 'Iron' Bob Fouts die Band, für ihn kam 'Cool' Clyde Paradis (ex-Sourvein).
Jetzt mal im Ernst: The Gates Of Slumber scheinen in letzter Zeit viel Saint Vitus gehört zu haben, diese scheinen gerade bei "Bastards Born" sehr durch. Die Begeisterung der 'Schlummertore' für den 'Heiligen Vitus' ist ja nichts Neues, haben sie doch bereits deren Songs gecovert, ich denke da an die Live-Mitschnitte auf der "From The Ultima Thule"-Split mit Spiritus Mortis.
Aber auch insgesamt gesehen hat hier eine spürbare Temporeduzierung zurück zu den Doom-Wurzeln stattgefunden. Wer die Band seit dem Debüt "…The Awakening" kennt, wird nicht erstaunt sein, wer jedoch erst mit Hymns Of Blood And Thunder auf die R.E. Howard-Fans aus Indianapolis aufmerksam geworden ist, dürfte sich etwas wundern.
Dadurch ging etwas das Hymnenhafte des Vorgängers verloren, wobei Stampfer wie "To The Rack With Them" immer noch eine sich in die Gehörgänge und Gehirnwindungen fressende Titelzeile haben. Die typischen The Gates Of Slumber-Melodien sind also nicht verloren gegangen, nur etwas in den Hintergrund gerückt. Hinter die mächtigen Riffwände, die eher schon Berge sind, die mindestens Mittelgebirgsqualitäten haben.
"The Wretch" (dt. Bösewicht, Schuft) kommt dem Titel entsprechend böser und dunkler daher. Damit auch reduzierter und puristischer. Und 'truer', stopp, das heißt ja heute 'trve'. Ist lateinische Schreibweise jetzt wieder in? Dieser Trend scheint auch in Indianapolis angekommen sein, heißt doch der zweite Song "The Scovrge Ov Drvnkenness".
Doch zurück zur Musik: "The Castle Of The Devil" fesselt durch das Wechselspiel aus ruhigen Passagen und fast schon eruptiv wirkenden Ausbrüchen von Heavy-Parts, nach einen Gitarrensolo in bester Gates-Manier wird dann noch einen Moment schwer abgedoomt. Wer es lieber etwas straighter mag, wird danach mit "Coven Of Cain" gut bedient, bevor beim Titellied wieder die Zeitlupe regiert; pulsierend, düster und mit Anklängen an die Vorväter Black Sabbath.
Zum Schluss gibt es noch einen Longtrack von über 12 Minuten, bei dem ich mich (wie auch teilweise zuvor schon) an die Norweger Reverend Bizarre erinnert fühle, Doom pur.
Einige werden diesen Rückschritt begrüßen (frei nach dem Motto 'Living Backwards'), andere nicht, sondern werden ein paar der Auflockerungen von "Hymns Of Blood And Thunder" vermissen. Hm, irgendwie fand ich, dort waren doch etwas mehr starke Songs. Das Material war gleichzeitig etwas direkter und vielseitiger, während "Conquerer" davor subtiler zu Werke gingen. So hat jede Scheibe einen eigenen Charakter und ihre eigene Stärke, dies setzt sich hier fort.
Die große Masse wird immer noch nicht viel mit The Gates Of Slumber anfangen können und einige werden vielleicht meinen, dass sie noch mehr zum Einschlummern sind als zuvor…
Fakt ist: "The Wretch" ist verdammt heavy geworden, hier wird der Doom nicht nur gelebt, sondern regelrecht zelebriert. Freunde von tonnenschweren Riffs kommen auf ihre Kosten. Fans des Trios bekommen eine weitere herrlich kantige und kauzige Scheibe. Weder diese noch die Band dürfte interessieren, ob dies antikommerziell ist.
Doom ist für Überzeugungstäter und The Gates Of Slumber gehören ganz sicher dazu.
Line-up:
Karl Simon (guitar, vocals, keyboards)
Jason McCash (bass, keyboards)
'Cool' Clyde Paradis (drums)
Tracklist
01:Bastards Born (6:48)
02:The Scovrge Ov Drvnkenness (5:58)
03:To The Rack With Them (3:15)
04:Day Of Farewell (7:14)
05:Castle Of The Devil (7:55)
06:Coven Of Cain (3:44)
07:The Wretch (8:17)
08:Iron And Fire (12:44)
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