Ginfish / Eccotower
Eccotower Spielzeit: 21:06
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2015
Stil: Hard Rock/Metal

Review vom 31.08.2015


Boris Theobald
Veränderung tut gut ... aber Veränderung muss nicht immer gut ankommen. Und Ginfish haben sich geändert, nicht nur, was die Schreibweise angeht - früher Gin-Fish, mittlerweile Ginfish. Was das Line-up angeht, haben wir es zwar immer noch mit demselben Quartett zu tun wie eh und je. Umso größer war bei den Musikern aus Hessen aber offenbar der Drang, sich musikalisch fortzuentwickeln. Auf der Debüt-EP Sailing The Desert war man recht gefühlvoll unterwegs, hatte immer eine Akustikgitarre mit am Start und erinnerte damit schon mal angenehm an Prog Rocker, die aus ruhigen Tönen Edles gewinnen, wie Galleon, Fish oder auch Barclay James Harvest. Die nächste EP "The Calling" hatte schon heftigeres Material an Bord. Anno 2015 gibt es wieder eine EP, "Eccotower".
'Melodic Metal' schreiben sich Ginfish selbst auf die Fahnen. Das geht so weit klar - so schwer (und manchmal unsinnig) Schubladisierungen auch sind. Der Prog Rock mit großem Akustikanteil liegt jedenfalls weit in der Vergangenheit; die Band hat den Härtegrad durchgehend erhöht und rockt hart. Ab den ersten Tönen stelle ich mir jedoch die Frage, wie authentisch dieser Wandel ist, wie gut er Ginfish 'steht'. Der Titeltrack "Eccotower" ist ein Hard Rocker mit gewaltigem, rohem Riffing und könnte beinahe von Accept stammen. Und "Insomnia" hat so ein bisschen 'wildes' Ur-80er-Feeling. Meine erste Assoziation nach den ersten Tönen ist die Queensrÿche-EP von 1982. Aber der Song hat weder den großen Wurf noch kleine Aha-Momente parat.
Als teilweise störend empfinde ich den Gesang Djuro Petkovics. Die ruhigeren Gangarten auf "Sailing The Desert" haben ihm weitaus besser gelegen. Hier singt er aber mit großer Kraft und extrovertiert. Und das klingt arg ungeschliffen und oftmals scharf an der Grenze zum Schrägen. Zudem wendet er als Stilmittel todesmetallische Growls an, wenn dies die Textaussage schön böse unterstreicht, besonders bei "Moaui Monuments". Hier wird im Wechsel gegrunzt und geshoutet. Das ist etwas verstörend und auch irgendwie schade, da der Song nicht nur einen guten Refrain, sondern auch einen richtig starken zweiten Teil hat, der nach drei Minuten beginnt und eindrucksvoll beweist, dass Ginfishs Stärken in der 'atmosphärischen Arbeit' liegen. Die Akustische kommt ins Spiel, wehmütige Vocals, dann die klagevolle Lead-Gitarre mit klasse Solo; und zusammen steigert man sich Takt um Takt, wird energischer und expressiver.
"Emberland" hat ebenfalls seine gewissen 'Momente', was daran liegen mag, dass man auch hier mit der Clean-Gitarre in der Strophe ein bisschen den Fuß vom Power-Pedal nimmt. Unterm Strich stellt sich die Frage, ob sich die Band damit einen Gefallen getan hat, ihren Musikstil ein Mal nahezu komplett durch den Hochofen zu jagen. "Moaui Monuments" zeigt, was für ein gutes Feeling fürs Songschreiben man hat. Sind es dann Hard Rock-Songs wie "Eccotower" wert, sich so zu verändern? Stücke, die auf wenig Aufsehen erregende Art und Weise 'okay' sind, aber die Stimme Djuro Petkovics in unsichere Gefilde schicken und die zudem die schönen Ansätze von Magie von früher kaum weiterverfolgen? Ich glaube es nicht und hoffe, dass das hier ein Experiment bleibt und der Arbeitstitel von Ginfishs kommendem Werk so etwas sein wird wie 'Re-Sailing The Desert' ...
Line-up:
Djuro Petkovic (guitar, vocals)
Christoph Wagner (guitar)
Steffen Jochum (bass)
Pasquale 'Pe' Marino (drums)
Tracklist
01:Moaui Monuments (6:02)
02:Eccotower (5:02)
03:Insomnia (6:21)
04:Emberland (3:41)
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