Bei der schwedischen Band Gin Lady haben wir es tatsächlich mit guten alten Bekannten zu tun, denn sowohl der Gitarrist Joakim Karlsson als auch der Bassist Anthon Johansson waren davor bei Black Bonzo aktiv, einer Band die zwar mittlerweile das Zeitliche gesegnet hat, mit ihren Alben in unserer Redaktion aber durchaus punkten konnte. Mit den neuen Mitstreitern Magnus Kärnebro (Gesang) sowie Fredrik Normark (Schlagzeug) wurde also ein Neubeginn gestartet, der allerdings gar nicht mal allzu weit von dem Material der vorherigen Combo entfernt ist.
Warum das Quartett auf dem Promo-Foto zu fünft abgebildet ist und bei den Songs auch deutliche Orgel- bzw. Keyboard-Klänge zu vernehmen sind, dürfte wahrscheinlich daran liegen, dass der zuständige Mann für die weißen und schwarzen Tasten jeweils nur für Aufnahmen oder Konzerte/Tourneen angeheuert wird. Dennoch seltsam, sich dann nicht auch als Vierer zu verkaufen. Aber wie dem auch sei, die Skandinavier haben hier acht neue Tracks vorgelegt, die mal wieder voll in die Retro Rock-Ecke zielen.
Rein von der Banddynamik erinnert mich das etwas an Back Street Crawler, Paul Kossoffs Band, nachdem Free endgültig in die Ewigen Jagdgründe eingegangen war. Gute, aber auch zurückhaltende Gitarrenriffs, eine solide Rhythmusabteilung, den Sound etwas wärmer, runder und fetter machende Orgelklänge, eine sehr feine Lead-Gitarre (die mit der von Kossoff aber nicht verglichen werden kann) und ein überzeugender, wenn auch nicht außergewöhnlicher oder überdurchschnittlicher Sänger bestimmen das Bild.
Richtig schön auf die Zwölf gerockt wird mit dem Opener "I Can't Change" und Gin Lady lassen bezüglich der Qualität ihrer neuen Stücke auch kaum nach. Selbstverständlich ist in den insgesamt acht Nummern auch ein dicker Batzen Blues enthalten, wenn der 12-Takter auch nicht in seiner Reinform zelebriert wird, sondern vielmehr unterschwellig in den vom Rock bestimmten Titeln ständig präsent ist. Als gutes Beispiel hierfür steht "Call The Nation", der Titelsong, der tatsächlich - wüsste ich es nicht besser - von mir in die frühen bis mittleren Siebziger eingeordnet werden würde.
Die bei der Ankündigung des Albums getroffenen Vergleiche mit u. a. The Black Crowes hinken dann aber doch etwas, was nicht nur den Gesang, sondern die komplette Ausrichtung betrifft. Das fängt schon damit an, dass Gin Lady kaum etwas Amerikanisches an sich hat, sich dagegen sehr europäisch anhört. Macht aber nix, denn wenn was gut ist, dann ist es gut und das ist es, wenn auch nicht sensationell. Neben dem weiter oben aufgeführten Vergleich, tauchen dann immer wieder Free oder auch UFO (von Anfang bis Mitte der Siebziger) vor dem geistigen Auge auf.
Mir macht diese Scheibe sehr viel Spaß, selbst wenn "Call The Nation" in etwa so innovativ ist, wie die Erfindung des Faxgerätes. Aber dass die Jungs genau diesen Sound lieben, den sie zelebrieren, wurde ja auch schon bei Black Bonzo deutlich. Mit Prog haben die knapp 36 Minuten übrigens nullkommanix zu tun, hier wird sehr straight gerockt, inklusive der allseits gegenwärtig bluesigen Grundstimmung. Wer (wie ich) auf diese Sounds steht, der wird auch am neuen Album von Gin Lady seine Freude haben.
Line-up:
Anthon Johansson (bass, background vocals)
Joakim Karlsson (guitars, background vocals)
Magnus Kärnebro (lead vocals)
Fredrik Normark (drums)
Tracklist |
01:I Can't Change
02:Call The Nation
03:Mexico Avenue
04:Heavy Burden
05:Ain't No Use
06:Down Memory Lane
07:Country Landslide
08:I'm Coming Home
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