Giöbia / Magnifier
Magnifier Spielzeit: 45:33
Medium: CD, LP
Label: Sulatron Records, 2015
Stil: Pyschedelic Rock

Review vom 15.09.2015


Joachim 'Joe' Brookes
"Magnifier" ist die vierte Veröffentlichung der Mailänder Psychedelic-Rocker Giöbia und das zweite Album für Sulatron Records. Der Platten-Vorgänger hört auf den Namen Introducing Night Sound.
Nachdem letztgenannte CD auch Coverversionen enthielt, konzentriert man sich nun auf ausschließlich Eigenkompositionen. Giöbia ist mittlerweile eine der angesagten Bands im Psychedelic Rock-Sektor und mit den insgesamt sieben Nummern der Scheibe wird dieser in Beton gegossen.
Das Quartett hat seine Melange aus riffendem Rock und Psychedelic auf bemerkenswerte Weise verfeinert und "Magnifier" ist der Verstärker für diesen Eindruck. Zu Synthesizerklängen schrauben sich die Gitarren bei Giöbia von der Grasnarbe der Bodenständigkeit in den Kosmos der Schwerelosigkeit. Vom Rhythmus her beeinflusst der Opener "This World Was Being Watched Closely" den Blutkreislauf des Hörers. Durchgehend wird das Stück unterlegt von gesprochenen Worten aus Orson Wells' "The War Of The Worlds". Die ersten fast sechseinhalb Minuten sind der Grundstein zu einem tollen Album.
Giöbia hat sich auch am Fass der Heftigkeit bedient. Phasenweise dominieren die Sechssaiter mit Verzerrung und Fuzz. Gut passen dazu auch die den Gesang verfremdenden Effekte und überhaupt bringt das italienische Quartett ein mächtiges Pfund an schwerer Psychedelic auf die Waage. Abschnitte in Richtung Stille im Weltraum und Intermezzi der Dynamik machen "Magnifier" zu einem orbitalen Erlebnis der bekennenden Art. Über groovende Song-Bereiche muss sich der Hörer keine Sorgen machen. Wer sich zur Trance bewegen möchte, findet ebenfalls Gelegenheit dazu.
Auch in relativ kurzen Stücken packt Giöbia jede Menge Varianten. Die Synthesizer-Sounds der Sechzigerjahre treffen auf Stoner Rock und geradezu orchestrale Klänge aus der Jetztzeit. Psychedelic Rock und hypnotische Abzweigungen sind bei den Italienern keine zwei Welten. Mit Geschick verbindet man diese beiden Komponenten zu einer Art Science-Fiction-Rock, der seine Wirkung auch (fast) ohne Worte nicht verfehlt.
Vor dem längsten Track der Scheibe hat man die kürzeste Nummer platziert. "Devil's Hole" ist Stoner Rock mit Blues-Basis und einer gesanglichen Ambition, über die sich selbst der Inner-Space-Rider Jim Morrison erfreut zeigen würde.
Das epische Opus von Giöbias "Magnifier" ist die intergalaktische Jamsession "Sun Spectre". Monströs changiert die Combo zwischen musikalisch verwandten Welten und irisierenden Farbwelten des Stoner-, Psychedelic- und Space Rock.
Wie ein rotglühender Asteroid mit einem beachtlichen Feuerschweif bewegt sich der Klang-Koloss auf die Ohren zu, nur um sich dann zu einer Art schwebenden Introspektive der seelischen Wandlungsfähigkeit zu verwandeln. "Sun Spectre" ist Giöbias Metamorphose der über Pompeii gleitenden Pink Floyd und den metaphysischen Tangerine Dream. Symbolisch schwankt die Wirkung dieser Nummer zwischen Betablocker und Adrenalin.
Mit dem Titelstück "The Magnifier" baut die Gruppe einen vernehmlichen Kontrast zu vorherigen Songs auf. Geradezu von der Melodie geprägte Abschnitte machen die Runde und man ist verblüfft, wie gut auch solche Ausflüge ankommen.
Aus dem Informationsblatt: »Vinyl limitiert auf 500 Stk. schweres Vinyl in Magenta, mit inlay und inside out cover! CD im Jewelcase.« Dieses Album hat alle Ingredienzien einer Scheibe mit großer Spannweite und Vielschichtigkeit. Die Mailänder Giöbia in "Magnifier"-Form hat sich auf der internationalen Bühne der Psychedelic, des Stoner Rock oder Acid Rock manifestiert. Wer gehaltvolle Musik aus diesem Bereich haben möchte, wird seine Wahl treffen und Giöbia spätestens mit dieser Platte im Regal haben.
Line-up:
Saffo
Bazu
Detrji
Plantegong
Tracklist
01:This World Was Being Watched Closely (6:20)
02:The Pond (6:05)
03:The Stain (4:23)
04:Lentamente La Luce Svanirà (5:53)
05:Devil's Hole (3:12)
06:Sun Spectre (15:00)
07:The Magnifier (4:38)
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