In den Jahren rund um 1980 war der Musiker, Komponist und Sänger Wolle Kriwanek mit seinen Alben und Texten in schwäbischem Dialekt richtig erfolgreich in Deutschland. 1986 nahm er seinen erlernten bzw. studierten Beruf wieder auf und die folgenden Platten wurden zeitlich in doch etwas größeren Abständen veröffentlicht. Und auch wenn Kriwanek im Jahr 2003 bundesweit schon etwas länger nicht mehr im ganz großen Rampenlicht stand, so erschütterte sein plötzlicher und unerwarteter Tod im April vor einer Dekade doch die gesamte hiesige Musikbranche.
Viele Fans hat er immer noch und auch der Musiker und Sänger Günter 'Gitze' Deyhle (Ex- Gitze Roadshow, Ex- Werner Nadolny's Jane) gehört dazu. Der ging allerdings noch einen Schritt weiter und tourt bereits seit 2008 mit seinem 'Bescht of... Schwabenrock'-Programm durch das Bundesgebiet, mit dem er die Songs von Wolle Kriwanek am Leben bzw. nach wie vor in Erinnerung der Musikfans erhält.
Im April dieses Jahres galt es, Wolle Kriwanek mit einem Konzert zu dessen zehntem Todestag noch einmal gesondert die Ehre zu erweisen. Die Show wurde aufgenommen und am vergangenen 09. November fand in Ludwigsburg die CD-Präsentation statt.
Nachdem die Band den Wunsch geäußert hatte, diese in einem doch nobleren Etablissement stattfinden zu lassen, fanden sich an diesem kalten Herbstabend dann auch an die 500 (!) Zuschauer im Louis-Bührer-Saal der Sparkasse Ludwigsburg ein. Der erste Gast ( Thomas Roth von den Geyers) eröffnete das Konzert, während er auf seiner Gaita (ein spanischer Dudelsack) blasend quer über die Bühne sowie die komplette Halle marschierte und passenderweise den Titel "Elegie" zum Besten gab.
Und nach einem weiteren kurzen Intro ging es dann los ins Wolle Kriwanek-Land. "Außer Betrieb" machte gleich mal mächtig Dampf und auch "Easy Rider" ließ nicht nach. Etwas skurril anzusehen war, wie arrivierte Smoking-Gentlemen (nee nee, war ne Nichtraucher-Veranstaltung) und Sektglas-balancierende Ladies beim Refrain von "Enne denne dubbe denne" (ein Auszählreim) auf ein bestimmtes Stichwort im Refrain wie von Fäden gezogen von ihren Stühlen hochsprangen, um dann gleich wieder darin zu versinken.
Neben Gitze als klasse Frontmann fiel aber auch direkt von Beginn an die starke Band auf. Werner Müller am Bass und Boonkid Jackson (Drums) zauberten einen manchmal rockigen, manchmal etwas leichter federnden Groove aufs Parkett, der keine Wünsche übrig ließ. Wilco Keller ließ an den Keyboards nichts anbrennen und Kurt 'Kuddel' Stahl (auch Bread Of Charity) spielte eine richtig geile Rockgitarre mit viel Drive und Feeling. Und so war nach fünf weiteren Tracks [inkl. des - natürlich! - Reggaes "Reggae di uf" (auf hochdeutsch "Reg ich dich auf?" bzw. "Geh ich dir auf die Nerven?")] die Zeit rasend verflogen und schon Pause.
Aufgrund der erstklassigen Darbietung und weil die ganz großen Hits noch fehlten, durfte man sich umso mehr auf das zweiten Set freuen, der dann nach etwa zwanzig Minuten mit einer Nyckelharpa-Einlage von Thomas Roth begann. Dann war es schließlich an der Zeit, Wolle Kriwaneks Freund und engsten Mitarbeiter - nämlich Paul Vincent ( Gunia) - auf die Bühne zu bitten. Über die Qualität des Gitarristen Vincent, der seit mehreren Jahrzehnten bereits im Business aktiv ist (u. a. Ex- Freddie Mercury, Ex- Marius Müller-Westernhagen, Ex- Udo Lindenberg, heute Vincent Rocks) braucht man wohl keine Worte mehr zu verlieren und auch an diesem Abend überzeugte er durch seine (u. a. Slide-) Künste auf ganzer Linie.
Was dann folgte, war das Abfeiern der Kriwanek-Klassiker "I fahr Daimler", "Badwanna Blues", "Rattenfänger", "Faul wie'd Sau", "Es schneielet", "U.F.O.", "Herbertstr." oder "Danke, mir geht's gut", sehr stark dargebracht von der mittlerweile noch mehr gelösten Band. Thomas Roth übernahm den Gesang für "Faul wie'd Sau" und als letzter Gast kam dann auch noch der Schauspieler und Komiker Sebastian Scheuthle auf die Bühne. Scheuthles Auftritt wirkte auf die Rezensenten zwar etwas zu aufgetragen und abgehoben, dem Großteil des Publikums schien es aber gefallen zu haben.
Als sich die Band zum ersten Mal unter tosendem Applaus verabschiedete, war eigentlich schon klar, dass noch nicht Schluss sein konnte. Denn schließlich fehlte noch der wohl bekannteste Song des Schwabenbarden Kriwanek, nämlich "Stroßaboh", der nach "Die große Flut" dann auch gebracht und nach allen Regeln der Kunst abgefeiert wurde. Nach einer weiteren kleinen Verschnaufpause wurde schließlich mit "Halbzeit" der Schlusspunkt gesetzt. Vor dem Song fand Paul Vincent (wie auch schon am Anfang des zweiten Sets) noch einmal sehr herzliche Worte für seinen verstorbenen Freund und die Zeit mit ihm, aber auch für Gitze und seine Jungs, die das Erbe am Leben erhalten.
Fazit: Ein wirklich erlebnisreicher, mitreißender und berührender Abend in schönem Ambiente, einem super Sound (das muss ja auch mal gesagt werden!), einem tollen Frontmann Gitze und seiner ganz starken Band plus Gästen. Dazu kommt: Man muss wirklich kein Schwabe (oder des Schwäbischen mächtig) sein, um diese klasse Songs zu mögen!
Wir bedanken uns bei M.O.S. & More für die sehr angenehme Zusammenarbeit.
Bilder vom Konzert
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