Giulio Garghentini / Believe
Believe Spielzeit: 45:22
Medium: CD
Label: Tanzan Music, 2013
Stil: Rock

Review vom 28.11.2013


Boris Theobald
Ja gibt es denn so was auch noch? Ein Album, bei dem du mit einem Blick aufs Cover haargenau weißt, was für seine Sorte Musik drinsteckt? Und ob es das gibt! Giulio Garghentini legt mit seinem ersten Soloalbum "Believe" eine optische Aussage auf den Tisch, die sich im CD-Spieler absolut bestätigen soll. Der Italiener ist seit Jahren auch Sänger bei der Bon Jovi-Covertruppe Dream Company und hat nen Hund namens Slash. Und da sind wir schon in die richtige Richtung unterwegs. Garghentini macht Hard Rock der Marke Achtziger. Er selbst ist ausgebildeter Sänger und Gesangslehrer, unheimlich wissenschaftlich, ehrgeizig und detailversessen. Und sein 'partner in crime', mit dem er zusammen auch die meisten Songs geschrieben hat, das ist der umtriebige
Mario Percudani, bekannt aus vielen Bands und Projekten wie Hungryheart, Lionville, Issa oder auch solo.
Feurig geht es los mit groovenden Gitarrenriffs und Hammond-Frickeleien am Keyboard. Der Gesang ist klar und bei Bedarf ein ganz kleines bisschen dreckig. Der Poser schimmert schon ein wenig durch. Aber erst im Refrain gehen einem so richtig die Lauscher auf. Da schraubt sich dieser Giulio Garghentini plötzlich in unglaubliche Höhen und screamt alles in Grund und Boden, was nicht bei drei auf den Kratzbaum geklettert ist. Holy shit, föhnt es einem da entgegen! Und das mit exzellenter Technik ... Erinnerungen an einen jungen Mike Vescera werden wach, oder an Rob Rock, oder Mark Slaughter ... und weil dann auch noch das Songwriting von vorn bis hinten stimmt, ist die Party schon ab dem ersten Song angerichtet!
Freunde von Bands wie Ratt, Great White oder Winger werden ihre helle Freude haben - plus eine gehörig bluesig-purple'eske Hard Rock-Note, das Ganze in frischem, druckvoll groovendem Sound - das ist eine dreiviertel Stunde "Believe". Bärenstark ist auch und ohnehin und überhaupt die instrumentale Klasse der Akteure und dessen, was sie zeigen. Die megatighten, rhythmisch verspielten Duelle, Duette und Parallel-Riffings aus Orgel und Gitarre sind handwerklich erste Sahne und wirken. Und zu zeitlosen, authentischen Melodic-Ohrwürmern gehören natürlich auch starke Backing Vocals. Davon lebt "I Can't Stand The Rain" (nein, nix Tina Turner). Toller Chorus - butterweich und leidenschaftlich.
Besondere Anspieltipps sind auch die bluesig-funkige Groove-Party "Down The Line" (hat was von Extreme) und das 'langsamere Geschwisterchen' "Love Is Dead" mit diesem atmosphärischen, vielstimmigen Chorus in einer derart guten Poison-Machart, wie sie Poison seit "Native Tongue" nicht hinbekommen haben. Der Titeltrack "Believe" ist viel straighter und betont daher ganz besonders das Melodische - bestimmt eine großartige Live-Hymne. "The Words That I Haven't Said" (Lead Vocals Percudani) und "Sweet Hard Fighter" sind getragenere, ruhigere Nummern, ein bisschen 'laid back', aber bestimmt keine Balladen - dafür sind sie viel zu intensiv ... wie irgendwie alles auf diesem Album.
Das gilt auch für "So Beautiful", wo Garghentini butterweich in die Kopfstimme abhebt ... aber dieses Mal ist es eine Ballade, keine Frage. Aber eine mitreißende, die richtig schön episch anschwillt - und das lange Outro-Solo ist zum Reinsetzen. Erwähnung finden muss beim Thema Balladen unbedingt noch "My Jesus". Das beginnt als Schmachtnummer irgendwo zwischen Kuschelrock und Weihnachtsidylle. Und dann hat der Kuschelrock ausgekuschelt und Weihnachten wird zu Silvester - Jesses [no pun intended!], was haut der Giulio bei "My Jesus" da raus?! Der reißt die Oktaven ein, als gäb es kein Morgen - klasse!
Giulio Garghentini & Konsorten ist da ein ganz, ganz feines Album mit überzeugendem Gesang sowie Werkzeugbedienung für gehobene Ansprüche gelungen. Es ist ein Album für die Zeitlosen unter den Rockfans, die nix Modernes wollen und nix, was heute so Neues im Radio läuft. Sondern Rockstars. Garghentini ist einer - und man definiere den Rockstar jetzt mal nicht durch verkaufte Platten und volle Stadien, sondern durch diese 'Attitude'. Die hat er, und die kann er sich dank Talent, Eifer und Hingabe auch leisten. Der packt einen schon mit den ersten paar Tönen. Und er ist bestimmt so drauf, dass er mit seiner Bon Jovi-Covertruppe beim Konzert als erstes mal "Livin' On A Prayer" raushaut ...
Line-up:
Giulio Garghentini (lead & backing vocals)
Mario Percudani (guitars, lead vocals - #5, backing vocals - #2,8)
Paolo 'Apollo' Negri (keyboards)
Gianni Grecchi (bass)
Paolo Botteschi (drums)
Tracklist
01:No Second Chance (4:14)
02:I Can't Stand The Rain 4:50)
03:My Jesus (4:33)
04:Down The Line (3:20)
05:The Words That I Haven't Said (5:14)
06:Believe (3:57)
07:Rockstar (4:08)
08:Sweet Hard Fighter (5:16)
09:Love Is Dead (3:47)
10:So Beautiful (6:01)
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