Gov't Mule
2015/12/31 New Years Eve, New York
2015/12/31 New Years Eve, New York Spielzeit: 81:03 (Set 1), 59:00 (Set 2),
118:50 (Set 3), 29:05 (Encore)
Medium: Download
Erscheinungsjahr: 2015/2016
Stil: Jam Rock

Review vom 27.02.2016


Jürgen Hauß
Ein Silvester-Konzert von Gov't Mule im Beacon Theatre in New York ohne Gov't Mule? Jedenfalls ohne Gov't Mule-Songs? Geht das? Gibt es das überhaupt? Ja, das gab es im vergangenen Jahr. Und es ging! Und wie es ging!
Doch der Reihe nach: »Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern treten auch die Jam-Rocker von Gov't Mule im Beacon Theatre in New York auf, um dort gemeinsam mit ihren Fans den Jahreswechsel zu begehen. Und beinahe ebenso regelmäßig sind diese Konzerte mit einem musikalischen Schmankerl verbunden. War es vor vier Jahren das Nachspielen des kompletten
Mad Dogs & Englishmen-Albums von Joe Cocker, stand für die Neujahrsnacht 2013/2014 ein Set an, das - im zweiten Teil des gesamten Konzerts - komplett aus Songs aus dem Repertoire der seligen Doors - und zudem unter Mitwirkung von Robby Krieger, dem Gitarristen jener Band - bestand.«

Mit diesen Worten (vorliegend nur zeitlich aktualisiert) habe ich meinen letzten Review über ein Silvesterkonzert der Band vor zwei Jahren eingeleitet; den dazwischen liegenden Jahreswechsel, bei dem die Adaption von AC/DC-Hits auf dem Programm stand, habe ich mir mangels eigenem Interesse 'geschenkt' (Sorry, Mike). Bei all diesen Konzerten war es bislang üblich, dass ein Teil der Setlist aus dem ureigensten Repertoire der Band stammte. Doch dieses Mal war alles anders!
Das Konzert war letztendlich dreigeteilt. Im ersten Set spielten The Grateful Mule, zu denen sich neben den Mule-Mitgliedern die in diesem Umfeld bekannten Sängerinnen Elaine Caswell und Machan Taylor sowie der Gitarrist Steve Kimock und der Bassist Lincoln Schleifer gesellten. Keiner der letztgenannten Musiker war in der Vergangenheit - soweit ersichtlich - Mitglied der Namenspaten. Zumindest aber wird Steve Kimock auf Wikipedia als Musiker vorgestellt, der »has toured and recorded with many Grateful Dead-themed bands«, was ihn dazu berechtigt, unter dem vorliegenden Namen aufzutreten. Und dass Gov't Mule Grateful Dead 'können', haben sie - und insbesondere Warren Haynes als Mitglied der Nachfolgeband The Dead - in der Vergangenheit mehr als einmal bewiesen (übrigens wird Warren Haynes, wie bereits zuvor, in diesem Sommer eine Tour in den USA begleiten, die unter dem Titel "Jerry Garcia Symphonic Celebration" die Musik des Protagonisten symphonisch präsentieren wird - man darf gespannt sein!). Dennoch bestand die Setlist zu 80 % aus Titeln, die die Band angabegemäß zuvor noch nie gespielt hatte. Doch was hier geboten wurde, war eine eindrucksvolle Adaption dieser einst genialen Rockband.
Im zweiten Set spielten The Mule, die wiederum The Band spielten, begleitet von dem Multi-Instrumentalisten Larry Campbell. Seine Beziehung zu The Band ist wiederum nur mittelbar, da er Ende der 90er Jahre bis zum Jahr 2004 Mitglied der Begleitband von Bob Dylan war, die wiederum über viele Jahre hinweg The Band war.
Außerdem hat er mit dem Band-Sänger Levon Helm gemeinsam musiziert und mehrere Alben von diesem produziert. Dargeboten wurde quasi ein 'Best-of', denn alle Titel sind auf den einschlägigen 'Best-of'-Alben von The Band vertreten. Ursprünglich handelt es sich aber im Wesentlichen um Material der ersten drei Studio-Alben "Music From Big Pink" (1968), "The Band" (1969) und "Stage Fright" (1970). Die vorliegenden Cover-Versionen brauchen jedenfalls keinen Vergleich mit den Originalen zu scheuen.
Das dritte Set bestreiten The AllMule Brothers und jedem irgendwie der Rockmusik zugewandten Zeitgenossen dürfte klar sein, dass Warren Haynes hiermit zu den Anfängen seiner Karriere als Gitarrist der Allman Brothers Band zurückkehrt. Zu der Band gehören u. a. die ehemaligen ABB-Mitglieder Chuck Leavell und Jack Pearson. Auch wenn die drei genannten Musiker zu keinem Zeitpunkt zusammen bei ABB waren (Pearson war Ende des vorigen Jahrhunderts sowohl Nachfolger als auch Vorgänger von Haynes!), gibt es dem vorliegenden Projekt doch eine gewisse Authentizität. Geboten wird wiederum das volle Programm! Lange Jams (kein Song dauert weniger als fünf Minuten, für lediglich elf Songs braucht die Band fast zwei Stunden!), die auch angesichts der bereits fortgeschrittenen Stunde keinerlei Müdigkeit der Interpreten andeuten könnten.
Und als man denkt, jetzt geht nichts mehr, wird als Zugabe noch eine fast 30-minütige "Mountain Jam" dran gehängt. ABB- und Mule-Fan: was willst Du mehr? Klar: dabei gewesen zu sein! Wer das - wie ich - nicht war, kann den Auftritt wie gehabt über muletracks.net zu durchaus günstigen Konditionen in beeindruckender Qualität runterladen und nacherleben - leider nur audiophil, aber besser als gar nichts. Aber Vorsicht: Fast fünf Stunden geniale Mucke müssen erst einmal verarbeitet werden können! Und schließlich: Originäre Mule-Songs, die ich im Übrigen zu Genüge besitze, habe ich bei diesem Konzert, das letztendlich doch im Wesentlichen ein Mule-Konzert war, überhaupt nicht vermisst!
Übrigens haben die drei hier präsentierten Bands im Original (mindestens) schon einmal gemeinsam ein beeindruckendes Konzert gegeben. Am 28. Juli 1973 traten sie hintereinander (und miteinander) bei der Summer Jam Of Watkins Glen auf, was mit geschätzt 600.000 Zuschauern einst als größtes Pop-Festival einen Eintrag im "Guinness-Book Of World Records" erzielt hat. Überliefert ist, dass die Veranstaltung seinerzeit 12 Stunden (!) dauerte. Dagegen war das vorliegende Konzert regelrecht ein 'Quickie' - doch dieser Vergleich soll die Leistung von Gov't Mule in keinster Weise schmälern!
Line-up:
Warren Haynes (guitar, vocals)
Matt Abts (drums)
Danny Louis (keyboards)
Jorgen Carlsson (bass)

Special Guests:
Steve Kimock (guitar)
Lincoln Schleifer (bass)
Machan Taylor & Elaine Caswell (background vocals)
Larry Campbell (guitar)
Chuck Leavell (keyboards)
Jack Pearson (guitar)
Paul Riddle (drums)
Shawn Pelton (drums)
Tracklist
Set 1:
01:Watkins Glen Jam (07:47)
02:Bird Song (12:11)
03:Tennessee Jed (08:03)
04:Bertha (08:43)
05:Here Comes Sunshine (09:44)
06:Loose Lucy (05:51)
07:He's Gone (08:41)
08:Truckin' (06:33)
09:China Cat Sunflower (06:34)
10:I Know You Rider (06:56)
Set 2:
01:Watkins Glen Jam (07:47)
02:Bird Song (12:11)
03:Tennessee Jed (08:03)
04:Bertha (08:43)
05:Here Comes Sunshine (09:44)
06:Loose Lucy (05:51)
07:He's Gone (08:41)
08:Truckin' (06:33)
09:China Cat Sunflower (06:34)
10:I Know You Rider (06:56)
Set 3:
01:Wasted Words (10:05)
02:Done Somebody Wrong (05:14)
03:Southbound (10:22)
04:In Memory of Elizabeth Reed (16:59)
05:Come And Go Blues (05:29)
06:Trouble No More (05:19)
07:Blue Sky (10:44)
08:One Way Out (13:09)
09:Statesboro Blues (10:55)
10:Jessica (10:54)
11:Whipping Post (19:39)

Encore:
01:Mountain Jam (29:05)
Externe Links: