...wir waren eine Doom-Band, weil wir nicht schneller spielen konnten.
Fox Ein Interview mit Hindernissen - Fox von Grand Magus philosophierte über Wölfe, Natur, Legenden, Gott und kaputte Plattenspieler


Interview vom 17.12.2010

       
Andrea Groh                  Jens Groh
Das Interview mit Grand Magus schien von einem bösen großen Magier verflucht.
Zunächst war von Theresa Trenks von Roadrunner geplant und verabredet, das Ganze vor dem Konzert und vor dem Soundcheck stattfinden zu lassen.
Als wir gegen 17 Uhr in Wiesbaden eintrafen und dann mit ihr Verbindung aufnahmen, stellte sich heraus, dass sich der Zeitplan geändert hatte und Soundcheck vorgezogen wurde. Nach Abklärung wurde dann der Termin auf 'nach Grand Magus', also die Umbaupause zu Doro verlegt.
Die Zeit bis zum Einlass versuchten wir zu überbrücken, indem wir durch die kalte und verschneite Stadt auf der Suche nach Aufwärmung mittels Kaffee liefen.
Es wurde dann halb Neun (also die Umbaupause nach Doro), bis das Treffen stattfand, zu dem uns Theresa abholte und zum Tourbus von Grand Magus führte, in welchem Fox für uns bereit saß. Dies warf sogleich einen Teil der Fragen über den Haufen, da wir mit JB gerechnet hatten. Es wurde dennoch ein nettes Gespräch während dessen Busfahrer Sven den Bus in Bewegung setzte, um vom Equipment-Einlade-Platz bis zum endgültigen Parkplatz zu fahren.
Der große Haken kam am Schluss: Mittels eines Sony W995 ein Gespräch aufnehmen ist an sich eine gute Idee, was sonst auch gut funktioniert. Nur handelt es sich bei einem Handy eben auch um ein Telefon, welches angerufen werden kann. Genau dies passiert nach einer Viertelstunde. Wäre nicht schlimm gewesen, wenn nicht deswegen die Memo-Aufnahme ungespeichert(!) abgebrochen wäre. Verdammter Mist!! Scheiß digitale Technik, man darf sich eben nicht darauf verlassen. Alles weg und keine Zeit mehr neu anzufangen.
Daher bitten wir Fox, Theresa und natürlich die Leser zu entschuldigen, dass folgender Text keine genaue Wiedergabe des Gespräches ist, sondern aus der Erinnerung versucht wurde aufzuschreiben.
RockTimes: Wie fühlt es sich an mit zwei lebenden Metal/Rock-Legenden zu Touren?
Fox: Das ist natürlich eine Riesenehre für uns mit zwei Legenden auf einer Bühne zu sein, insbesondere Motörhead, die wir schon seit Kindertagen hören. Davon träumt doch jeder, mit Lemmy die Bühne zu teilen.
RockTimes: Müsst ihr Soundeinschränkungen eingehen oder dürft ihr unter den gleichen Bedingungen wie die Hauptacts auf die Bühne?
Fox: Wir dürfen über die gleiche Backline zocken, nur bei Motörhead wird es etwas lauter gestellt, damit sie ihren Ruf als lauteste Band nicht verlieren. Aber ansonsten bekommen wir das gleiche Licht und alles ist sehr fair, Motörhead sind richtige Gentlemen zu uns, wie immer zu ihren Vorbands.
RockTimes: Es ist ja nicht eure erste Tour in Deutschland, was gefällt euch am besten in Deutschland, die Fans oder doch das Bier?
Fox: Wir waren schon einige Male in Deutschland. Was uns gefällt? Beides (lacht). Aber wir sind natürlich wegen den Fans da, nicht zum Saufen (lacht).
An Bier bevorzuge ich Lager statt Weißbier (Das versuchte er auf Deutsch auszusprechen - Anm.d.Verf.), an Sorten mag ich Beck's und Jever. Das Weißbier ist nicht so geeignet für schwedische Mägen (lacht).
RockTimes: Lange galten Grand Magus als Doom-Band, langsam werden aber immer mehr Heavy Metal-Einflüsse bemerkbar. War das ein natürlicher Prozess oder war das geplant?
Ihr musstet euch mit einigen Besetzungswechseln herumschlagen, in wie weit hat sich das beim Songwriting bemerkbar gemacht?
Fox: Geplant war das nicht, es ergab sich durch den Wechsel des Schlagzeugers. Bei einer Triobesetzung wirkt sich das sehr stark aus, wenn ein Mann ausgetauscht wird. Besonders die Kombination Drummer/Bassist ist immer sehr knifflig. Der Neue ist vielfältiger und vor allem kann er schneller spielen. Deswegen waren wir eine Doom-Band, weil wir nicht schneller konnten.
RockTimes: Welche Bands haben euch früher und in letzter Zeit beeinflusst?
JB ist großer Venom-Fan spürt man das auch bei GM?
Fox: JB ist großer Venom-Fan. Aber bei Grand Magus hört man das nicht wirklich raus. Mich haben mehr die schwedischen Death Metal-Bands der frühen 90er beeinflusst. Ich mag den räudigen Sound.
Jens und Fox RockTimes: Ihr seid von Rise Above zu Roadrunner gewechselt, was macht das für einen Unterschied?
Fox: Der größte Unterschied ist in der Promotion, dafür haben wir Theresa, ein großes Lob an sie. Außerdem ist der Vertrieb weltweit, nicht nur in Europa, sondern auch in Japan und in den USA, dort gibt es das Album digital.
Rise Above haben uns auch Freiheiten in Bezug auf Cover, Sound und Studiowünsche gelassen, aber Roadrunner haben einfach mehr Geld zu Verfügung.
RockTimes: Wisst Ihr, was ihr in den USA und Japan absetzt?
Fox: Boah, das kann ich jetzt gar nicht so genau sagen, da müsste ich nachfragen. Also wirklich befasse ich mich damit nicht. Wir setzen wohl genug ab, aber wie viel, hm, das weiß ich nicht.
RockTimes: Was bevorzugst du denn selbst, CDs oder Vinyl?
Fox: Eigentlich Vinyl, aber im Moment ist mein Schallplattenspieler kaputt. Hmm, CDs sind schon praktischer, beim Vinyl kommen halt die Cover besser zur Geltung.
RockTimes: Wie fühlt es sich an, in letzter Zeit fast überall gute Kritiken zu bekommen?
Oder lässt euch so was eher kalt?
Fox: Ich lese schon Reviews und schaue was da so gemeckert oder gut bewertet wird. Ja klar ist das schon geil, wenn du im Metal Hammer oder irgendeinem anderen Magazin liest, dass deine Scheibe 10 Punkte eingeheimst hat. Sogar unsere erste Scheibe hatte bereits gute Kritiken. Das macht einen schon irgendwie Stolz, aber wir machen ja nicht Musik für irgendwelche Kritiker, sondern in erster Linie für uns. Und zuallererst muss es uns gefallen, wenn's dann noch gute Kritiken gibt ist das einfach nur der Bonus.
RockTimes: Als ich das erste Mal ein Foto von euch gesehen habe, dachte ich ihr wärt eine weitere Black Metal-Band, um dann festzustellen, dass ihr gänzlich andere Musik macht.
Ist das mit der Optik Absicht?
Fox: (lacht) Wie alt war das Foto denn?
RockTimes: So vier fünf Jahre.
Fox: Ja, das mit der Optik ist einfach nur weil wir es alle so geil finden mit den schwarzen Klamotten, den Lederjacken, Patronengurten usw. Es ist halt irgendwie wie die alten Heavy Metal-Bands das schon so gemacht haben - 'Chains and Leather' halt. Allerdings ist das mit den Patronengurten schon immer so eine Sache, denn beim Zocken stört das Ding mich manchmal und auf (hier überlegt Fox angestrengt nach dem Wort für 'Airport', kommt allerdings mit dem deutschen Wörtchen Flughafen um die Ecke, was zum allgemeinen Gelächter beiträgt - Anm.d.Verf.) bekommt man heutzutage auch immer Probleme.
Aber Absicht ist es nicht, nur geil halt.
RockTimes:: Ist der 'Grand Magus' der Typ vom ersten Cover und von was ist er der Großmeister?
Fox: So genau kann ich da gar nichts zu sagen, hmm es ist halt mehr so ein Priestertyp einer orthodoxen Gemeinschaft, sieht halt auch irgendwie cool aus, oder?
RockTimes: Auf euren Covern ist oft ein Wolf zu sehen, schon auf eurem Demo. Was bedeutet euch dieses Tier? Ist das ein Zeichen der Stärke oder sieht das Vieh einfach nur gut aus?
Fox: Klar ist das ein Tier das Stärke verkörpert, aber auch ein Symbol für die Natur.
In Schweden gibt es nur noch zweihundert freilebende Wölfe, weil sie gejagt werden, weil die Menschen Angst vor ihnen haben. Ist natürlich Schwachsinn, das ist alles nur Legende, dass Wölfe Menschen anfallen und gefährlich sind. Die meisten Wölfe werden bei uns in Schweden nur in Zoos gehalten und die Regierung hat auch Schiss, dass die wilden Wölfe sich mit denen, die in Reservaten leben, paaren.
RockTimes: Euer neuestes Cover stammt ja mal wieder von Kristian Wahlin.
Fox: Ja, von Necrolord (Necrolord nennt sich Wahlin auch manchmal - Anm.d.Verf.).
RockTimes: Als schwedischer Act ist es irgendwie logisch, Natur bzw. Heidentexte zu verarbeiten, was denkt ihr: Ist das eine, wie soll ich sagen, schwedische Tradition ganz im Sinne Bathorys?
Fox: Ja sicher hat auch Bathory auf uns abgefärbt. Aber das mit den Texten ist eben JBs Sache, weil er die schreibt. Da kann ich jetzt gar nichts Genaues zu sagen. Aber Bathory sind schon ein großer Einfluss, irgendwie.
RockTimes: Was glaubt ihr: Gäbe es das Christentum nicht, wo wäre die Menschheit heute?
Fox: (Die Frage hat der gute Fox irgendwie falsch verstanden. Wahrscheinlich hat er da WO mit WIE verwechselt, die Frage war auf den Fortschritt der Wissenschaft gemünzt, aber egal - Anm.d.Verf.)
Auf jeden Fall wäre die Menschheit um einiges besser. Friedlicher, toleranter, wahrscheinlich besser an sich, oder? (Mit grinsendem Blick auf meinen Thors Hammer-Anhänger - Anm.d.Verf.).
RockTimes: Was sind denn deine Top 3 an Lieblingsfilmen?
Fox: Uhh, ich bin jetzt nicht soo der Filmfan, aber "Apocalypse Now" finde ich sehr gut. Ja, und auf alle Fälle was von Tarantino... "Inglorious Basterds" und ähm, mir fällt der dritte jetzt nicht ein. (Da war er doch sehr am Grübeln, und ihm ist der Englische Titel nicht eingefallen - Anm.d.Verf.)
RockTimes: Deine Top 3 an Büchern?
Fox: Hauptsächlich lese ich Biographien. Zum Beispiel Lemmys White Line Fever (grinst) und "The Dirt" von Mötley Crüe.
RockTimes: Und deine Top 3 an Bands?
Fox: (Wie aus der Pistole geschossen - Anm.d.Verf.) Black Sabbath.
(Nach kurzem Grübeln - Anm.d.Verf.) Entombed und Dismember.
Zu diesem Zeitpunkt kommz der verhängnisvolle Anruf, mit dem Marius uns mitteilt, dass nun Motörhead anfangen. Was bedeutet, dass wir an dieser Stelle abbrechen müssen, da sowohl wir, als auch Fox den Headliner sehen wollen.

Fox: Lemmy muss wohl früh ins Bett (lacht). Er spielt auch höchstens zwei Abende hintereinander und die Tour ist ziemlich kurz. Deswegen freuen wir uns auch darauf, nächstes Jahr im März mit Grave Digger auf Tour zu gehen. Ich denke mal, dass deren Publikum und unseres vielleicht etwas besser zusammen passen als jetzt bei Motörhead, obwohl das jetzt auch ziemlich cool ist.
Daraufhin verabschieden wir uns voneinander und verlassen den Bus, der mittlerweile auf der anderen Seite der Halle hält. Fox verschwindet im Backstagebereich und wir erkämpfen uns unseren Platz in den vorderen Reihen im Publikum, um uns vom 'Doctor Rock' und seiner Roadcrew die Ohren durchblasen zu lassen.
Wir danken Theresa Trenks von Roadrunner Records, die uns das Gespräch mit Fox ermöglicht hat.
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