Grant Creon / In Denial
In Denial Spielzeit: 45:43
Medium: CD
Label: Stargazer Records, 2013
Stil: Independent (Americana)

Review vom 07.11.2013


Ulli Heiser
Alter Schwede ...
Ja, wie ein guter Bekannter präsentiert sich mir das neue Album der Schweden Grant Creon. Vor ziemlich genau einem Jahr, passend zum Einzug der dunklen Jahreszeit, konnte ich das Debüt Damn Those Things besprechen. Was hat sich geändert? Nichts. Draußen ist es genau so dunkel und trist, drinnen bollern die Heizungen, die Kutsche ist mit den Grobstollen beschlagen und die Braten im Topf werden fetter.
Laut Info ist das Leben von »Hauptsongschreiber« Matthias Larrson in dem Jahr zwischen den beiden Alben »derart aus den Fugen geraten, dass es für ihn gar keinen anderen Ausweg gab, als sich in das Schreiben neuer Songs zu stürzen um den kathartischen Effekt zu nutzen.«
Alter Schwede. Das ist gelungen. Sehr gut sogar. Ich bleibe bei meiner Aussage von damals, dass »Desert Rock dagegen Party ist«. Die Band schloss sich für einige Zeit in Matthias' Studio (mit dem Namen 'A Place To Mourn' [!]) ein und verließ es nur kurz, um Golden Kanine ihre neue Scheibe aufnehmen zu lassen.
Dicht und düster sind die Tracks gewebt und besonders dann, wenn Asa Gjerstad zart über die Cellosaiten streicht, meint man, das Weh der gesamten Welt zu spüren. Kongeniale Unterstützung erfahren die Endzeitvocals durch die Instrumente. Die Gitarre schlägt stoisch Akkorde, lässt vor Trauer triefende, angerissene Saitenfetzen aus dem Back schreien, oder soliert gemächlich aber hypnotisierend durch virtuelle Wüsten. Bass und Schlagwerk legen den Rhythmus um Stimme und Gitarre und verstärken die Wirkung, die diese Platte vermitteln will.
Matthias bringt es fertig, schon mal wie Ozzy zu timbrieren. Diese Färbung in Verbindung mit der Pferde-Gitarre drückt so viel Schmerz und Einsamkeit aus, dass der Hörer schon mal besorgt den Blick in Richtung Anlage schweifen lässt, ob sie noch lebt.
Aber es gibt auch Momente, in denen es scheinbar heller wird. In denen zwar kurze, aber geniale proggige Tunes Einzug halten. "Demonface" heißt der Track und ja, Dämonen können durchaus mehrere Gesichter haben. "Home" ist ein dezent treibender Jam mit herrlichen Backings und einer Gitarrenarbeit, die eigentlich jetzt im November die Krokusse aus der Wiese treiben müsste.
"In Denial" ist ein starkes Werk einer Band, die hoffentlich noch viele Alben herausbringen wird. Zum einen, weil die handwerkliche Qualität der Musiker ganz weit oben angesiedelt ist. Keiner, nicht mal der superbe Gitarrist, will sich auch nur ansatzweise in den Vordergrund stellen. Ganz dicht bleibt ein jedes Instrument bei der klagenden Stimme und verstärkt deren Wirkung, wie auch die Intonierung des Sängers den Instrumenten stets eine weitere, spezielle Färbung verleiht. Zum anderen sind Songwriting und dessen Umsetzung absolut gelungen.
Man wird sehen, ob das Album in spe von Matthias mit anderer Gemütslage angegangen wird. Es wäre interessant zu sehen, bzw. zu hören, wie das klingt. Aber eigentlich scheint die momentane Stilausrichtung eine ganz perfekte zu sein. Wer auf absolut düstere Americana-Klänge steht, sollte Grant Creon unbedingt antesten.
Alter Schwede ...
Line-up:
Stefan Rausfält (drums)
P-O Ruppel (guitar, vocals)
Stefan Larsson (bass, vocals)
Matthias Larrson (vocals, guitar)

and
Asa Gjerstad (cello)
Pernilla Wiman (backing vocals)
Tracklist
01:Wish You Were Here
02:Each Night
03:In Denial
04:Baby You're All But Strange
05:Love In Decline
06:Demonface
07:Maintenance Of Fun
08:Odd Things
09:To Be Free
10:Home
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