"Blues For Allah" hatte, mal abgesehen von der Musik, drei Besonderheiten in
der Geschichte der Band zu bieten.
1. Zum erstenmal seit der Unterzeichnung des ersten Plattenvertrages traf
sich die Band im Studio, ohne einen einzigen Song vorbereitet, geschweige
denn fertig komponiert zu haben.
2. Mickey Hart, der Jahre zuvor wegen Schuldgefühlen (sein Vater hatte die
Dead eine Zeitlang gemanagt und gnadenlos abgezockt) ausgestiegen war, war
zurück und die GD hatten nach ca. vier Jahren wieder zwei Schlagzeuger am
Start.
3. Es wurde der bisher größte Charterfolg mit diesem 'Nr. 12 Album'
erreicht, der während der restlichen Karriere der Band nur noch von dem
hochgelobten "In The Dark" übertroffen werden sollte.
"Blues For Allah" hat zwar nicht mehr diese Rock 'n' Roll-Spritzigkeit von
From The Mars Hotel, wirkt aber dennoch frisch und gar spontan. Das
'eingespielte' Songwriter-Duo Hunter/Garcia wird schon mal von Bill
Kreutzman 'gesprengt'. Mickey Hart taucht als Komponist (außerdem als
Grillen-Dompteur und -Aufnahme-Chef) auf und manche Songteile führen gar
alle Bandmitglieder als Komponisten auf. Auch einzigartig für die Band.
Wie bereits erwähnt, geht es nicht mehr ganz so Rock-Song orientiert, wie auf
dem Vorgängeralbum zu, allerdings auch nicht so melancholisch und
introvertiert wie auf Wake Of The Flood. Vielmehr ist es eine schöne
Kreuzung aus "Wake..." und "Mars Hotel" mit längeren Instrumental-Passagen,
stellenweise unterstützt von der Flöte Steven Schusters.
The Grateful Dead versuchten mit dieser Veröffentlichung zweifelsfrei
wieder mal neue Wege zu beschreiten. Wege, die meinen persönlichen
Geschmack nicht unbedingt treffen. Was aber relativ ist, denn Geschmäcker
sind ja bekanntlich wie...äh...Nasen. Jedermann/-frau hat eine.
Wie bereits auf "Wake Of The Flood" und "From The Mars Hotel" ist der
remasterte Sound allererste Sahne. Als Bonustracks gibt es hier fünf
instrumentale Studio Outtakes, sowie das Outtake "Hollywood Cantata" (mit
Gesang), geschrieben von der seltenen Paarung Robert Hunter/Bob Weir.
Um den Kreis zu schließen, darf ich feststellen, dass ich mir von den drei
Alben "From The Mars Hotel" am liebsten zu Gemüte führe und es eigentlich
für das ideale Einsteiger-Album halte, um Interessierte an die Band
heranzuführen, bevor man dann nach gewisser Zeit unweigerlich die
Live-Alben ins Spiel bringt.
Aber direkt nachdem ich das geschrieben habe, fällt mir auf, dass wir schon
wieder bei der Sache mit den 'Nasen' angelangt sind!!
Line-up:
Jerry Garcia (g, v)
Billy Kreutzmann (d, percussion)
Mickey Hart (percussion, crickets)
Bob Weir (g, v)
Phil Lesh (b, v)
Keith Godchaux (kb,v)
Donna Jean Godchaux (v)
Gastmusiker:
Steven Schuster (reeds, flute)
Spielzeit: 79:11, Medium: CD, Rhino, 2006 (1975, 2004)
1:Help On The Way/Slipknot! 2:Franklin's Tower 3:King Solomon's
Marbles (Part I: Stronger Than Dirt; Part II: Milkin' The Turkey) 4:The
Music Never Stopped 5:Crazy Fingers 6:Sage & Spirit 7:Blues For Allah
(a. Sand Castles & Glass Camels; b. Unusual Occurrences In The Desert)
Bonus Tracks
8.Groove #1 (Instrumental Studio Outtake) 9.Groove #2
(Instrumental Studio Outtake) 10:Distorto (Instrumental Studio Outtake) 11:A
to E Flat Jam (Instrumental Studio Outtake) 12:Proto 18 Proper (Instrumental
Studio Outtake) 13:Hollywood Cantata (Studio Outtake)
Markus Kerren, 03.06.2006
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