The Graveltones / Don't Wait Down
Don't Wait Down Spielzeit: 45:19
Medium: CD
Label: Lagoon Dog Records (Eigenproduktion), 2014
Stil: Rock


Review vom 16.02.2014


Ulli Heiser
Ursprünglich aus Australien, trafen sich die beiden Musiker in der musikgeschichtsträchtigen Tin Pan Alley in Manhattan und sorgten ein paar Tage später in London für frischen Wind in der Musikszene. Ihre Mischung aus Rock, Blues Rock und Rock'n'Roll ist nicht neu, hebt sich aber vom Gewöhnlichen dadurch ab, dass die beiden Musiker wahre Könner sind und es neben unbändigem klassischem Vorwärtsdrang auch intelligent gestrickte Kompositionen gibt, die man durchaus progressiv nennen kann. Der Bums, den Schlagwerker Mike Sorbello an den Tag legt, lässt gerne an den Fellgott Bonham denken. Hinzu kommt, dass auch Jimmy O mit Stimme und Gitarrenspiel immer wieder an den Zeppelin gemahnt. Um die Kiste schließlich voll zu machen, sind auch in einigen Tracks das genial vertrackte Zepp'sche Songwriting auszumachen.
Energiebündel Jimmy schafft es aber mühelos, auch Howlin' Wolf oder der nicht totzukriegenden Schmalzlocke (eine kurze) Referenz zu erweisen. Ein bunter Mix, professionell unter dem großen Rock-Mantel vereint also, der dem Debütalbum (eine EP steht allerdings bereits in den jungen Band-Annalen) die bereits erwähnte Frische verleiht.
Jimmy O ist ein Musiker, der mich nach jedem Hördurchgang des Albums immer mehr fasziniert. Spieltechnisch beackert er viele Felder, fährt die Ernte aber auf einem großen Wagen konsolidiert ein. Da finden sich in einem Stück schon mal Soli und Riffs vom Schlag eines Gallaghers in Koexistenz mit Power Chords à la Angus Young. Diese Rocker alleine stünden vielen Bands gut zu Gesicht, sind aber nur ein Teil der Medaille bzw. vorliegender Platte. Die wahre Größe zeigt sich, wenn die nach vorne gestampften Pfade verlassen werden und es um Nummern wie z. B. "Crime To Be Talkin'" geht.

Wäre Plant zu Zepp-Zeiten eine Allianz mit Frauenstimme eingegangen, wie er das später tat und zwar MIT dem kompletten Zeppelin und hätte diese Frauenstimme ein Rohr wie Lauren Tate... ja dann hätte es wie "Crime To Be Talkin'" geklungen.
Überhaupt sind die Gaststimmen auf "Don't Wait Down" das berühmte Tüpfelchen auf dem i. Sie geben den Tracks das gewisse Extra und katapultieren sie in die erste Liga. Davon, dass außer den beiden Protagonisten noch andere Musiker beteiligt waren, ist weder im Booklet was zu lesen noch auf den im Netz kursierenden Videos etwas zu sehen. Auf vorliegender Platte allerdings stehen außer den Gastvocals keine weiteren Instrumente im Line-up. Ich meine aber schon, einen Bass zu hören. Und Tasten hat es auch. Warum diese Musiker nicht aufgeführt sind, kann ich nicht sagen. Auch wenn die beiden Akteure die zusätzlichen Instrumente selbst im Studio eingespielt haben, könnte das in den Infos vermerkt sein.
Wie auch immer, alle Stücke stammen aus eigener Feder und Songs wie "Six Billion", "I Am A Liar" sowie das bereits mehrfach erwähnte "Crime To Be Talkin'" sind von der Art Sowas-schreibt-man-nur-einmal. Auch die nicht explizit genannten Nummern halten, was der Gesamttenor verspricht. Wer als Rockband in heutiger Zeit London auf den Kopf stellt und eine Nominierung beim Classic Rock Award als 'Best New Band' einheimst, den muss man als Rockliebhaber auf dem Schirm behalten. Als Co-Produzent war Charlie Francis (u. a. R.E.M., The Noisettes, Future Of The Left) tätig, was sich in der überragenden Qualität des kompletten Produkts widerspiegelt. Die Band hat hunderte von Auftritten auf der Insel (dort zusammen mit den Rival Sons), in Europa und Australien hinter sich. Ich bin sicher, da rollt was auf uns zu.

Wenn die Graveltones so weitermachen, ihrem Stil treu bleiben und nicht in falsche Hände geraten, werden wir noch einiges zu erwarten haben. Wenn es ein Debüt verdient hat, dann dieses: absolute Empfehlung. Ohne Wenn und Aber!
Line-up:
Jimmy O (vocals, guitar)
Mikey Sorbello (drums)

Lauren Tate (guest vocals - #6, backing vocals -#5,6)
Hannah Berney (guest vocals - #8)
Mark Foley (backing vocals - #1,2,5)
Tracklist
01:Bang Bang
02:Forget About The Trouble
03:Dying On Your Feet
04:St. Lucia
05:Money
06:Crime To Be Talkin'
07:Lightning Bolt
08:I Am A Liar
09:You're No Good
10:Catch Me On The Fly
11:Never Going Back
12:Six Billion
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