Im September 2010 wird David Kearney (aka Guitar Shorty) einundsiebzig Jahre alt. Seit über fünf Dekaden ist er nun im Blues (Rock)-Business und hat für We The People einen Blues Music Award bekommen. Schwache Platten von ihm bisher gibt es nicht.
"We The People" ist sein bisher letztes Album und da wurde es wirklich Zeit für eine neue Scheibe. Der Bassist Wyzard ist ja fast nicht mehr aus dem Line-up zu eliminieren. Ansonsten gibt es in der Stammformation einige Änderungen. Alvino Bennett trommelt noch in zwei Songs und Harold Seay ist der andere Mann am Schlagzeug. Er war bereits bei Blackfoot oder Bobby Caldwell aktiv. Keyboarder Alex Alessandroni ist ein ganz erfahrener Musiker, der auch mit John Sykes beziehungsweise Bobby Brown spielte. Die Rhythmusarbeit an der Gitarre teilten sich Spacey T. ( Fishbone) sowie Rickey Rouse, der ein bekennender Hendrix-Fan ist.
Mit der Bob Halligan-Komposition "Neverland" schickt der Gitarrist und Sänger eine Grußkarte an Carlos Santana. So locker, flockig in der Latin-Musik verwurzelt habe ich den Protagonisten noch nicht gehört. Wow, das hat ein verdammt gutes Flair und seine Gitarre passt hier perfekt. Dafür braucht sich der Blues-Mann noch nicht einmal zu verbiegen. Etwas langsamer kommt "Slow Burn" daher und schon hat man ein weiteres Genre mit dem Blues vermengt, denn dem Hörer begegnen leichte Reggae-Anleihen. Diese Nummer ist definitiv eines der Highlights des Albums, nicht nur, weil Guitar Shorty einen Teil des Textes spricht. Zum Ende hin überschlägt er sich förmlich mit seiner Gitarre, ohne auch nur einen Moment peinlich zu werden.
Wenn Guitar Shorty in die Saiten seines Arbeitsgerätes greift, ist was los im Blues.
Er kann natürlich auch die Songs anderer Leute interpretieren. "True Lies" stammt aus der Feder von Danny Tate sowie Kenny Wayne Shepherd und der Song ist ein echter Kracher Marke Kearney. Zum 12-Takter-Rock und der fuzzigen Gitarre serviert Alessandroni heftig funkende Keyboards. Klasse!
Auf der Suche nach dem Groove in den zwölf Stücken wird der Hörer selbstredend auch fündig. Da darf man sich fast viereinhalb Minuten an "Texas Women" laben. Hier gehören auch dem Frontmann die Songcredits. Was er auf dem Griffbrett veranstaltet, ist bemerkenswert. Wyzards Bass klingt richtig schön und dieser Alessandroni sorgt ein ums andere Mal für Aufsehen. Mit einem nur von Shorty geschriebenen Track tauchen wir in die nicht ganz so gefüllte Abteilung der balladesken Songs ein. Da kann man auch ruhig einmal die Augen schließen und ein wenig träumen. Tadashi Namba knüpft hier einen feinen Keyboardteppich und gegen Ende baut man auch noch ein richtig ruhiges Versatzstück ein. Auffallend ist, dass viele Songs ein Fade-out haben, was aber nicht weiter stört.
Für den Opener "Please Mr. President" hat er sich einen ganz besonderen Gast an Land gezogen: Keb' Mo' spielt die akustische Rhythmusgitarre und im Text widmet man sich den Dauerbrennern Wirtschaft sowie Arbeitsmarkt. Der erste Song des Albums knüpft quasi nahtlos den Faden zum Vorgänger "We The People" und "Too Hard To Love You" ist heavy Funk.
Weil wir gerade bei 'heftig' sind: Als Rocker im Blues ist Shorty ja bestens bekannt und diese Duftmarke setzt er auch mit "The Sting". Bestens arrangiert und mit einigen rhythmischen Feinheiten versehen, spielt man sich durch die tollen dreieinhalb Minuten. Was es vorher bereits balladesk, muss man bis "Betrayed" warten, um auf den ultimativen Slow-Song des Albums zu stoßen. Mit "Get Off", geschrieben von Tom Hambridge und Tommy Castro, fügt der Gitarrist einen Trainsong hinzu. Feinstes Piano pur mit ein bisschen honky Feeling liefert Tadashi Namba.
Der Altmeister macht den jüngeren Vertretern des Genres immer noch etwas vor. Wer von den Youngstern Guitary Shorty als Vorbild wählt, ist sehr gut aufgehoben. Auch wenn "Bare Knuckle" nicht ganz so krass rockt wie "We The People" darf ich diese Platte dennoch mit einer dicken Empfehlung versehen.
Line-up:
Guitar Shorty (lead guitar, vocals)
Keb' Mo' (additional rhythm guitar - #1)
Rickey Rouse (rhythm guitar - #1,4,5,7,8,9,11)
Spacey T. (rhythm guitar - #2,3,6,10,12)
Larry Goetz (additional rhythm guitar - #4, percussion - #9)
Alex Alessandroni (keyboards)
Tadashi Namba (piano - #9,10, additional keyboards - 6,7,11)
Vida Simon (organ - #12)
Wyzard (bass, additional rhythm guitar - #3,10)
Harold Seay (drums, percussion - #8)
Alvino Bennett (drums - #10,12)
Tracklist |
01:Please Mr. President (4:13)
02:Too Hard To Love You (3:45)
03:The Sting (3:23)
04:Slow Burn (5:08)
05:True Lies (4:15)
06:Texas Women (4:23)
07:Too Late (4:14)
08:Neverland (3:58)
09:Betrayed (5:51)
10:Get Off (3:16)
11:Bad Memory (3:47)
12:Temporary Man (3:28)
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