Ian Gillan / Live In Anaheim
Live In Anaheim Spielzeit: 48:31 (CD 1), 53:51 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Edel Records, 2008
Stil: Rock

Review vom 28.02.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Der Deep Purple-Shouter ist mit Gillan's Inn auf Tour gegangen, machte unter anderem Station in Anaheim, genauer im House Of Blues und präsentierte eine Mischung aus eigenen Songs und Purple-Sachen.
20 Tracks und schon nach dem ersten Durchgang des Doppeldeckers muss man feststellen: Yep, passt schon!
Unterwegs war der Kapitän mit jener Thekenmannschaft, die bereits "Gillan's Inn" einspielte.
Wir erleben einen richtig aufgeräumten Sänger, der sich nach "Hang Me Out To Dry" nicht so ganz auf der Höhe der Setlist, aber seiner Stimmbänder befindet und was die Abfolge der Songs angeht schon ein wenig Unterstützung von seinen Sidemen benötigt. Spielt aber jetzt auch keine Geige.
In einer Stunde und vierzig Minuten macht die Band ein prall gefülltes Fass auf und der Rezensent hat schon die Finger am Kronkorkenheber.
Dann wollen wir uns mal zwischen die Zuschauer mischen und, nach dem Zuckerguss-Intro "Second Sight" von einem furiosen "No Laughing In Heaven" auf Betriebstemperatur bringen lassen. Randy Cooke (Long John Baldry, Rik Emmett) liefert einen simpel stampfenden Rhythmus und Rodney Applebys Bass blubbert beträchlicht. Die Gitarren-Saiten glühen schon nach wenigen Momenten und auch Joe Mennonna (Roger Glover) an den Tasten geht in die Vollen. "No Laughing In Heaven"? Doch, denn die Combo lässt die Englein steppen.
Tonnenschwer fällt das Purple-Monster "Into The Fire" aus den Boxen, durch die Tischplatte und auf den Boden. Mennonna spielt mit Bravour gegen die riffenden Gitarren an. Das Gitarrensolo ist nicht von schlechten Eltern und man freut sich jetzt schon auf mehr.
Für "Hang Me Out To Dry" wechselt man das Gelände, denn der Song hat durchaus Boogie-Qualitäten und Blues-rockt somit ab wie ein geölter Blitz. Das gilt abermals für die Gitarren und ganz besonders für das ausladende Solo.
Hammer, da weht ein ganz kräftiger Wind durch das Zimmer.
Von seinem Freund und Gitarristen Michael Lee Jackson borgt er sich "Have Love I'll Travel" und auch dieser Song passt perfekt in die Setlist. Joe Mennonna gönnt seinen Keyboards eine Pause, hat das Blättchen seines Saxofons angefeuchtet und bläst, zur Freude aller, ein sauberes Solo.
Mehr davon gibt es auf CD 2, wenn Gillan & Co. ganz tief in die Deep Purple-Kiste greifen. "When A Blind Man Cries" scheint sich zu einem Liebling der Purple-Gilde zu mausern, denn auch ein
Jon Lord hat die Nummer auf dem Plan.
Mit "Wasted Sunsets" und "Not Responsible" gibt es zwei seltenere Songs des "Perfect Strangers"-Albums. Besonders knackig rockt der letztgenannte Track. Die beiden Gitarristen sind wirklich in Hochform und bieten sehr Spezielles auf ihren Arbeitsgeräten.
Uh, dann kommt "No Worries" mit dem Gillan an der Blues-Harp und es rockt auch schwer bluesig. Allerdings nicht durchgängig, denn es werden einige leicht Reggae-betonte Passagen eingeschoben. Feiner Stoff kommt da an die Ohren des Hörers.
Abwechslung steht auf dem Programm und erst recht, wenn das instrumentale "Rivers Of Chocolate (Band Jam)", mit dem ersten Intermezzo von Michael Bradford, folgt. 'Band Jam' ist gut: Hier übertreffen sich drei Saiten-Hexer gleichzeitig und nacheinander. Dessen nicht genug, spielt Rodney Appleby ebenfalls eine Bass-Attacke, nach der das Publikum aus dem Häuschen ist.
"Unchain Your Brain" ist kurzer und heftiger Hard Rock in "Highway Star"-Manier. Puh, das war CD 1.
Nach dem nicht domestizierten Ende von Disc Eins eröffnet "Bluesy Blue Sea" die Zweite. Mennonna sorgt immer wieder für einen kernigen Keyboard-Sound, der richtig gut ist. Für "Moonshine" werden die Knöpfe auf E-Piano gestellt und wir erleben, was es heißt, wenn es um den Rock'n'Roll nach Gillan-Art geht.
Auch in "Sugar Plum" hält der Mann an den Tasten alles zusammen. Durch Applebys Bass groovt das Ding gut und bei "Men Of War" muss die Luftgitarre neu besaitet werden, weil sie vorher schon heftig in Gebrauch war. Gespickt ist der Track mit einem tollen echt hörenswerten "Drum Solo" von Herrn Cooke.
Dann kommt, was kommen muss: Der Purple-Klassiker "Smoke On The Water", bei dem Michael Bradford wieder mit von der Party ist. Die Zuschauer feiern und singen mit. Ohne Worte!
Für die abschließenden beiden Songs "Trouble" sowie "Knocking At Your Back Door" bleibt Bradford auf der Bühne und es kommt zu einem krönenden Abschluss des Doppeldeckers.
Hätte man nicht unbedingt erwarten können und so wird "Live In Anaheim" eines der Gillan-Alben sein, mit dem man immer wieder gerne den Player füttert.
Bei der zuweilen gewählten Lautstärke vernimmt man selten das Ticken der
8 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Ian Gillan (vocals, harmonica)
Michael Lee Jackson (guitar)
Dean Howard (guitar)
Joe Mennonna (keyboards, saxophone, backing vocals)
Rodney Appleby (bass, backing vocals)
Randy Cooke (drums)
Special Guest:
Michael Bradford (guitar, - CD1 - #9 , CD 2 - #8 ,9, 10)
Tracklist
CD 1:
01:Second Sight (Intro) (1:21)
02:No Laughing In Heaven (4:27)
03:Into The Fire (4:42)
04:Hang Me Out To Dry (5:09)
05:Have Love I'll Travel (4:02)
06:Wasted Sunsets (4:32)
07:Not Responsible (5:47)
08:No Worries (6:46)
09:Rivers Of Chocolate (Band Jam) (8:10)
10:Unchain Your Brain (3:30)
CD 2:
01:Bluesy Blue Sea (4:52)
02:Moonshine (3:21)
03:Texas State Of Mind (5:08)
04:Sugar Plum (5:18)
05:When A Blind Man Cries (5:12)
06:Men Of War (4:55)
07:Drum Solo (7:13)
08:Smoke On The Water (7:14)
09:Trouble (3:17)
10:Knocking At Your Back Door (7:15)
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