Jon Gomm / 15.03.2013, Franks Bodega, Großkarlbach
Franks Bodega Jon Gomm
Franks Bodega, Großkarlbach
15. März 2013
Stil: Acoustic Guitar
Konzertbericht


Artikel vom 22.03.2013

       
Markus Kerren                  Sabine Feickert
Jon GommPrall gefüllt war die gemütliche Bodega an diesem doch noch recht kühlen Märztag im beschaulichen Großkarlbach an der Weinstraße. Und das hatte einen guten Grund, denn der englische Gitarrenvirtuose Jon Gomm war für diesen Abend zu seinem einzigen Deutschland-Konzert des Jahres 2013 angereist. Der eigentlich bereits für den letzten Herbst geplante Auftritt musste seinerzeit aber aufgrund eines Todesfalls im Umkreis des Gitarristen kurzfristig abgesagt werden.
Der Mann aus dem Norden Englands war mit riesigen Vorschusslorbeeren beworben worden, die sich nicht alleine aus der rekordverdächtigen Tatsache ableiten ließen, dass sein Song "Passionflower" mittlerweile über vier Millionen Mal auf einem großen Videoportal angeklickt wurde. Und irgendwie war auch alles ein bisschen anders an diesem Abend, was man alleine schon am Publikum feststellen konnte. Selbstverständlich waren viele Gesichter der Stammkundschaft auszumachen, allerdings auch sehr viele, die die Bodega für diesen Anlass zum ersten Mal besuchten. Umfallen war nicht mehr möglich und man tat gut daran, sich seine Verpflegung bei einem Gang an die Bar gleich für einen längeren Zeitraum zu sichern.
Jon Gomm Die Spannung war riesig, als Gomm gegen 20:00 Uhr die Bühne betrat. Und die herunter geklappten Kinnladen sehr zahlreich, als er dann mit seinem ersten Song loslegte. Was der Mann an diesem Abend bot, war nicht nur außergewöhnlich, sondern geradezu spektakulär. Der Klangkörper seiner Gitarre wurde als Percussioninstrument mitbenutzt, das Verstimmen und wieder Stimmen der Saiten waren Bestandteile der Komposition und die sehr langen wie schlanken Finger wirbelten äußerst flink über das Griffbrett. Getoppt wurde dies sogar noch mit dem zweiten Song, als der Angelsachse mit zehn Fingern über den Gitarrenhals gebeugt in atemberaubendem Tempo Piano darauf zu spielen schien.
Jon Gomm Ein konventioneller Gitarrist ist definitiv was anderes. Manchmal auch zum Leidwesen des Protagonisten selbst, denn wie er vor dem letzten Song des ersten Sets ("Stupid Blues") mit verschmitzter Selbstironie erklärte: »Als Teenager habe ich den Blues geliebt, habe ihn von ganzem Herzen geliebt und eigentlich kaum was anderes gespielt. Dann ging ich an die Uni um Jazz-Gitarre zu studieren. Wieder zurück wollte ich einen Blues komponieren und musste feststellen, dass es mir nicht gelang, weil ich mittlerweile einfach viel zu viele Noten kannte...« Jon Gomm war übrigens auch ein richtig guter Entertainer, der keiner Frage aus dem Publikum eine Antwort schuldig blieb. Als er den Gästen seine doch schon sehr mitgenommen aussehende Gitarre vorstellte, die er liebevoll 'Wilma' getauft hatte, und aus den mittleren Reihen die Frage kam, wie alt sie denn sei, meinte er schlagfertig: »Das ist eine sehr persönliche Frage... eine Dame fragt man sowas doch nicht...«
Auf die zunächst eher belustigt aufgenommene Aussage, dass im Klangkörper seines Arbeitsgerätes eigentlich eine ganze Band wohne, war er anschließend nicht verlegen, dies auch am praktischen Beispiel vorzuführen. So erzeugte er mit seinen Händen sowohl den Sound einer Bass-Drum, einer Snare, der Toms und einer Hi-Hat, als auch eines Basses und selbstverständlich einer Gitarre. Anschließend dann alles zusammen. Es war schon atemberaubend, was Gomm da ablieferte. Und logischerweise durfte auch sein Hitsong "Passionflower" nicht fehlen, den er als letzte Nummer des Abends vor der Zugabe präsentierte.
Jon Gomm Dass die Konzerte Jon Gomms keine Überlänge haben können, dürfte wohl jedem Besucher aufgrund der gebrachten, physisch wie auch psychisch sehr anstrengenden, Leistung dieses Musikers klar gewesen sein. Dennoch ist dieser Mann definitiv einen Konzertbesuch wert und ihr solltet euch die Möglichkeit, falls sie sich ergibt, auf keinen Fall entgehen lassen. Ihr werdet es nicht bereuen und ein sehr spezieller Abend ist garantiert. Man kommt sprichwörtlich aus dem Staunen gar nicht mehr raus, wie und wo man einer Gitarre noch den einen oder anderen Ton bzw. Sound entlocken kann.
Wir danken dem Team von Franks Bodega für die sehr angenehme Zusammenarbeit.
Line-up:
Jon Gomm (acoustic guitar, vocals)
Bilder vom Konzert
McMallm   Jon Gomm
Jon Gomm   Jon Gomm   Jon Gomm   Jon Gomm
Toby   Toby   Jon Gomm
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