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Lee Garland / Hummingbird
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Ich wette, Lee Garland ist 99 Prozent unserer RockTimes-Leser noch nie unter gekommen. Zumindest nicht DER Lee Garland. Oder im sicher ebenso seltenen Fall DER Lee Garland, aber in ganz anderer Funktion als als Singer/Songwriter.
Die Infos im www sind sehr spärlich, was den musikalischen Hintergrund des Kalifornieres betrifft. Er hat früher in einem Singer/Songwriter-Projekt in Los Angeles gespielt, das ist praktisch alles. Kein Bandnamen-, kein Veröffentlichungshinweis. "Hummingbird" ist der Solo-Erstling für den Mann, der bald die 60 erreicht, soviel verrät das Cover. Mehr finden wir über seine Funktion als Leiter eines Sozialprojekts in Carmel, CA, das sich 'Breaktrough Men' nennt. Aber darum geht es hier nicht und so konzentrieren wir uns auf das, was wir haben, das ist seine Musik.
Und da haben wir gut gemachte Songs, mal mehr Pop, mal mehr gemäßigter Americana-Rock mit einem richtigen Kracher zum Finale. Der Ohrwurm "She's So…" ist gleich die richtige Gute Laune-Nummer als Opener. Dann wartet der stimmungsvolle Titeltrack mit feiner Harmonika-Begleitung à la Toots Thielemans auf.
Ab Nr. 3 spitze ich noch mehr die Ohren, der groovige Popsong wird mit einem anregenden Marschrhythmus unterlegt. Aber die Stimme am Anfang - die erinnert mich doch an… Mit dem atmosphärischen "Miss You" ist es klar: an Anders Osborne
und dessen schönes New Orleans-Album Coming Down. Die Stimmung ist ähnlich entspannt und das gilt genauso für "It Wasn't Me", der nächste Song, der sich im Hirn festsetzt. Das Akkordeon sorgt für Gemütlichkeit, aber das Thema ist ernst und wohl die eigene Geschichte der früheren Selbstverleugnung. Dann wird's rockiger, "Took The Best & Leave The Rest" ist eine astreine Ballade (im ursprünglichen Sinn) mit schöne Akustik-Gitarren-Begleitung. Auch das üppigere Arrangement mit zurückhaltender Chorbegleitung bei "Tender, Affectionate & Kind" steht Mr. Garland bestens. "Beating Heart" kommt ruhiger, aber mit "Tried To Take Our Love Away" langt die komplette Truppe noch einmal richtig zu, ein erstklassiger Americana-Rocker zum Schluss. Das Reprise von "She's So …" mit schönen Harmony Vocals ist eine nette 'California Feeling'-Zugabe Marke Beach Boys.
Lee Garland zeigt mit seinem späten Debüt eine ausgesprochen reife Leistung als Singer/Songwriter. Der Mann hat die Songs, das Gespür für gute Melodien und die richtigen Arrangements und zuletzt auch noch eine angenehme Stimme. Der interessierte Hörer aus dem Rocklager tippt vielleicht bei den ersten Popnummern eher auf 'Easy Listening', aber spätestens wenn er sich weiter eingehört hat, wird er auch diese Stücke nicht mehr überspringen. Das Album stammt aus dem Jahr 2009, wurde aber erst jetzt bei uns veröffentlicht. "Hummingbird" ist die Scheibe für die ersten warmen Abende auf der Terrasse oder für den gemütlichen Sonntagmorgen. Und für zwischendurch.
Für September wird eine Europa-Tour angekündigt, Termine sind derzeit noch nicht veröffentlicht.
Line-up:
Lee Garland (guitar, piano, accordion, vocals) Richard Bryant (vocals) Dennis Murphy (bass, guitar, vocals) Gary Machado (drums) Ross Garen (harmonica, keyboards)
Externe Links:
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