»Covert er oder ist das so eingängig?« war meine große Frage, als "Chasing The Moon" von Paul Guzzone nach einiger Zeit wieder den Weg in meinen Player fand. Ein paar erste Hördurchläufe im Auto hatte sie schon hinter sich, als sie auf meinem Stapel nach unten rutschte und jetzt den endgültigen Anlauf zum Review starten durfte. Die Songs kamen mir nach dieser kurzen Pause so bekannt vor, dass der Gedanke, es könne sich um Stücke »bekannt aus Funk und Fernsehen« handeln, nicht ganz von der Hand zu weisen war.
Aber weit gefehlt, hier hat Paul Guzzone tatsächlich sieben Songs aus eigener Feder (wenn auch teilweise mit ortbarer Inspirationsquelle) auf Silberling gebannt, den Opener "I Will Carry You" gleich noch als Rausschmeißer in einer Radio Edit-Version. Zwar hatte er sich beim Songwriting zu besagtem Opener und "Everything Happens For A Reason" Unterstützung durch Mike Greenly geholt und für "I Saw Elvis" bei Raffaele D'Onofrio mit an Bord, doch wirkliche Cover sind hier Fehlanzeige.
Guzzone, Co-Produzent und Mitglied der Bacon Brothers Band, tourte auch schon mit Tom Rush, Tom Chapin u. a.
Er schrieb Songs für Ruthie Foster und Shara Strand und nahm sie mit ihnen auf. In unserem Index findet er sich darüber hinaus beim John Lennon Song Project Imagined als einer der mitwirkenden Bassisten.
Er komponiert für Firmen (unter anderem die Musik für die Einführung der neuen Corvette Stingray auf der internationalen Automobilausstellung in Detroit) und den Rundfunk, lehrt an der Pace Universität. Ganz grob zusammengefasst also einer, der sein Handwerk versteht. Wenn man dieses Handwerk da ansiedelt, Musik zu schreiben, zu spielen, zu produzieren, die auch ein breiteres Publikum ansprechen kann.
»"Chasing the Moon" is a mini collection of songs I’ve written over the past few years whenever I could steal time from my other projects...« erklärt Guzzone sein Solo-Projekt auf seiner Homepage.
Und so fügt sich dieser (zweite) Höreindruck, die Eingängigkeit, logisch in das Gesamtgebilde ein. An dieser Stelle jedoch Eingängigkeit mit Oberflächlichkeit gleichzusetzen, wäre eine ganz grobe Fehleinschätzung. Guzzone verbindet auf "Chasing The Moon" unterschiedlichste Stilrichtungen – zwar durchaus mit (auch) poppiger Note, aber keinesfalls banal.
Wehmütiger Reggae gibt den Ton bei "I Will Carry You" an und lässt mich einen Moment denken, dass hier eigentlich das umgesetzt ist, was das hier wohl hätte werden sollen. Sogar der etwas gefälligere Radio Edit tut nicht weh. Keineswegs simpel sind "The Simple Things", die mit Gescratche und Sprechgesang spielen, aber in eine ausgesprochen schöne Melodie eingebettet sind – eine Kombination, die ungewöhnlich genug ist. Hier ist sie aber auch noch so selbstverständlich wirkend umgesetzt, dass ich leise erahnen kann, wieviel Können und Arbeit dahinter steckt. Ähnliches gilt für die Lyrics: Auch die wirken so einfach und selbstverständlich, dass sie vermutlich nur das Ergebnis vieler Überarbeitungen sein können. Ich möchte an dieser Stelle auch gar kein Zitat anführen, die Texte zu allen Songs sind in voller Länge und schlichter Schönheit auf Pauls Homepage zu finden.
Ein bisschen (gekonnt) schräg bohrt sich der Titelsong "Chasing The Moon" in die Gehörgänge aller Nachtaktiven. "Everything Happens For A Reason" klingt nach ganz großer Pop-Hymne. Vor meinem inneren Auge sehe ich Whitney Houston (R.I.P.) im glitzernden Abendkleid in irgendeinem Stadion irgendein internationales Event der Größenordnung 'Olympische Spiele' eröffnen, doch der kritische Text dürfte selbiges auch in anderer personeller Konstellation verhindern. "Blue Caribbean Waltz" definiert den Zeitraum » the past few years« etwas genauer, 1996 datiert, ist dieser langsame Walzer die älteste Nummer, die Einzug auf dieses Album gefunden hat. "I Saw Elvis" zitiert – wen wundert's? - den King.
Sein "Modern Man" (hat der in seiner Jugend vielleicht gern Kinks gehört?), protzt mit Jaguar und Fitnessstudio und bietet (biedert?) sich als Gegenstück zu Madonnas "Material Girl" geradezu an – mit sehr viel Augenzwinkern.
"Chasing The Moon" ist vielleicht nicht unbedingt essentiell, überzeugt aber als richtig gut gemachtes Stilmixalbum, in dem Geschichten mal nicht in Singer/Songwriter-Manier, aber dennoch tiefgründig erzählt werden. Reinhören lohnt sich!!
Line-up:
Paul Guzzone (vocals, all instruments)
Dennis Collins & Curtis King (background vocals - #1,2,3,6)
LaJuan Carter (featured vocals - #2)
J-Smoke (scratching & cutting - #2)
Tracklist |
01:I Will Carry You
02:The Simple Things
03:Chasing The Moon
04:Everything Happens For A Reason
05:Blue Caribbean Waltz
06:I Saw Elvis
07:Modern Man
08:I Will Carry You (Radio Edit)
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