Peter Green
An Evening with Peter Green Splinter Group
An Evening with Peter Green Splinter Group in Concert Medium: DVD & CD
Spielzeit: ca. 147 (DVD), 70:02 (CD)
Label: Eagle Vision, 2003/2006
Format: DVD9 Bildschirm-Format: 16:9
Sound-Format: DTS Surround Sound, Dolby 5.1 Surround Sound, Dolby Digital Stereo
Sprache: Englisch
Ländercode: ohne
Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Stil: Blues, Blues Rock

Review vom 18.11.2006


Norbert Neugebauer
Blues on Greeny!
Dass Peter Green (früherer Kopf, Songschreiber, Gitarrist und Sänger der legendären
Fleetwood Mac) einer der einflussreichsten Gitarristen der Rockmusik ist und mit seinem gefühlvollen Spiel bis heute stilbildend, ist unbestritten. Und dass er durch die Folgen seines Drogenkonsums zu einer tragischen Figur mit völligem sozialen Abstieg, Verwirrung und der Unfähigkeit, seine Gitarre auch nur in die Hand zu nehmen, wurde, weiß auch jeder Rockfan.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde der Gitarren-Magier vergangener Tage am 29.10.2006 60 Jahre alt. Auch die Wiederveröffentlichung dieser DVD, der nun erstmals die Aufnahmen auf CD beigefügt sind, wurde in keinem Zusammenhang mit dem Ereignis angekündigt. Selbst seine deutsche Fan-Page hat den Termin ganz offensichtlich verpennt …. Dafür hat das deutschsprachige Magazin guitar in seiner Ausgabe vom November 2006 ein 12-seitiges Special zu Peter Green gebracht. Auf der Titelseite sieht er erfreulich frisch, schlanker und um Jahre jünger gegenüber den Konzertaufnahmen aus!
RockTimes wünscht dem großen Gitarristen und Autor hervorragender Songs, dass er sein Leben wieder konstant im Griff hat und aus eigenem Antrieb fit zurück auf die Bühne kommt!
Doch zunächst ein Blick in seine Vita der letzten Jahrzehnte: Nach einem beeindruckenden und hoffnungsvollen Comeback 1979 mit dem Album "In The Skies" (auf dem er jedoch Snowy White die Soloparts weitgehend überlies), schien er wieder gefestigt und seine Karriere fortsetzen zu können. Allerdings war das leider nur ein vorübergehendes schöpferisches Intermezzo und er tauchte wieder ab in die alte Depression und Isolation. Erst die Ende der 90er-Jahre formierte Peter Green Splinter Group brachte ihn dann zurück ins Studio und nach langer Pause auch wieder auf die Bühne. Allerdings war er dort oft bloß ein Schatten früherer Tage, unkonzentriert, mit großen Formschwankungen und nur von seiner Band gehalten. Das erlebte auch unsere Kollegin Ilka bei einem Konzertbesuch in Glauchau 2001 mit. Nun, dass es auch wieder bessere Tage gab, ist mit dem 2003er Gig in England (nähere Angaben fehlen) dokumentiert, der im gleichen Jahr erstmals auf DVD auf dem Eagle Visions-Label veröffentlicht wurde.
Allerdings löste er die Splinter Group 2004 auf und seine Anwälte verhängten darüber ein Informationsverbot(?!). Mittlerweile soll der Engländer in Schweden leben, aber weiterhin musikalisch aktiv sein.
Aber jetzt zu den beiden Scheiben. Die als 'Collectorīs Edition' gekennzeichnete DVD ist (zumindest dem Inhaltsverzeichnis nach) identisch mit der 2003er Veröffentlichung, auch technische Veränderungen sind nicht ersichtlich. Auf der CD sind aus beiden Konzertteilen 13 teilweise (gekonnt) gekürzte Tracks vereinigt. Soundmäßig gibt es keine Abstriche für diesen Live-Mitschnitt. Auf dem zunächst von mir angetesteten Tonträger höre ich eine gut abgestimmte Band, die sich durch eigene Stücke, echte und nachgemachte Robert Johnson-Standards und natürlich die großen Fleetwood Mac-Hits der Blues-Ära spielt. Die damals neuen Stücke der "Reaching The Cold 100" - CD sind allesamt recht hörenswert, meist rockiger, als der gewohnte PG-Sound. Ausgesprochen gut gefällt mir "Ainīt Nothing Gonna Change it" mit einem starken Nigel Watson im Fokus und Green, der 'heavy' spielt.
Zu Beginn ist der auch noch relativ gut bei Stimme, die mittlerweile halt auch 'echt vintage' klingt - ein großer Sänger war er eh nie. Später, bei "Green Manalishi" bricht sie jedoch ziemlich weg, was aber wohl eher emotionale als physische Ursachen hat (er erwähnt auf der DVD, das einzige Mal, bei dem er zum Publikum spricht, wie es damals mit diesem Song vor dem Fleetwood Mac-Split, dem Weggeben seines Vermögens und seiner Krankheit war). Das sollte man ihm einfach zugestehen, das ist der leibhaftige Blues! Bei den Leadvocals wechseln sich PG, Watson und Cotton ab. Welche instrumentalen Beiträge von PG stammen, ist nur zu erahnen.
Ich gehe mal davon aus, dass die sehr flüssige Leadgitarre von Watson stammt. Bass und Schlagzeug unterstützen, jede nach Bedarf sanft oder rockig. Piano- und Keyboard bringen ebenfalls ansprechende Beiträge, insgesamt macht die Splinter Group einen sehr ausgewogenen Eindruck. Das Repertoire wird angemessen interpretiert. Spektakulär ist sicher anders, aber dass eine gute Mannschaft am Werk ist, ist auch klar. Und trotz alledem, der Unterschied ist halt ein Peter Green, dessen Mitwirken wohl aus fast jedem Song einen Klassiker macht.
So, nun zur DVD. Beim Acoustic Set sehen wir fünf gestandene Herren auf der Bühne sitzen, mittendrin wie ein Buddha Mr. Green. Die Regie traut sich gar nicht, den aufgedunsen wirkenden Gitarrenheiligen mal richtig lang in Szene zu setzen. Immer wieder schaltet sie schnell auf die Mitspieler um, aber es gibt keinen Szenensalat. PG eröffnet auf der Blechgitarre und haut erstmal daneben. Aber dann spielt er überraschend über weite Strecken die Lead- und Slidegitarre, auch im elektrischen Teil. Weil die Kamera immer wieder schnell wegflutscht, schau ich genau hin, ja, das spielt er alles selbst. Und weil auch die Kollegen nicht eben Adonis' Zwillingsbrüder und teilweise ebenso fett (Watson) sind, hätte die Führungskamera den Hauptprotagonisten schon von Anfang an ruhig ausführlicher beobachten können. Und die Überraschung - der Mann ist auch ein astreiner Bluesharper, ähnlich wie Bob Hite von Canned Heat. Dass diese Parts von ihm stammen, hätte ich nicht erwartet. Aber er ist der scheinbar Unbeteiligtste der insgesamt seeehr zurückhaltenden Truppe, die auch ohne ihn kaum miteinander kommuniziert. Der 'Unplugged-Teil' endet mit "Albatross", wobei PG und Watson gegen Ende verhältnismäßig gut harmonieren.
Im 'Electric Set' wechselt PG mehrfach die Gitarren, sein Hauptinstrument ist jetzt allerdings eine rote 'Strat' und nicht mehr die früher von ihm gespielte Les Paul. Dadurch wird sein Ton noch feiner. Wenn Watson die Leadparts spielt, liefert PG zunächst nur Fill Ins und das auch nicht immer sehr inspiriert. Bei "Must Be A Fool" ist er viel zu langsam und ich habe so meine Befürchtungen. Aber dafür überzeugt er umso mehr beim direkt folgenden, schnellen "The Rumble". Er findet sich mehr und mehr hinein und zeigt schließlich gegen Ende, dass er immer noch diesen einmaligen, unnachahmlichen, weichen Blueston drauf hat, der ihn meilenweit von den Fricklern unterscheidet, die vielleicht zehnmal schneller als er spielen können. Besonders deutlich wird das, wenn er mit Watson (der als Blueser auch stimmlich nicht überzeugen kann) im Duett agiert. So bei "Need Your Love So Bad", bei dem der grummelnde Bandchef wesentlich überzeugender ist, als der croonende Kollege. Auch aus dem rein instrumental gespielten "Man Of The World" wird eine Popnummer, weil Watson einfach das Gefühl für diesen zarten Song fehlt (das war auch schon bei "Albatross" festzustellen) . Irgendwie wirkt die ganze Mannschaft recht gehemmt, während der introvertierte Green für seine Verhältnisse immer lockerer wird. Die aufgesetzt humoristischen Ansagen von Watson und Cotton verstärken die seltsame Stimmung. Ich denke, dass zu diesem Zeitpunkt zumindest bei Green der Bandsplit nur eine Frage der Zeit war.
Die letzten beiden Songs sind die Zugaben, schnell gewährt. Und gerade bei "Black Magic Woman" wird deutlich, was den Unterschied zu Fleetwood Mac ausmacht - es fehlt bei solchen Songmonumenten einfach die Magie! Green hat sie noch, aber die Splinter Group nicht. Wenn ich mir jetzt den lachenden (!) Maestro auf den Magazin-Cover anschaue, dann habe ich die Hoffnung, dass er noch mal etwas richtig Großes raushaut. Und sollte es jemals zu einer Fleetwood Mac-Reunion kommen, wird sie sicher nicht wegen dem Mann in die Binsen gehen.
Das Bonusmaterial zeigt ein Promo-Video, die Diskographie und ein Interview mit den beiden "Dicken", bei dem Green jedoch nur schwer verständlich ist. Watson erzählt über das Zusammentreffen und den Tagesablauf mit Studiozeiten. Weiterhin ein Video von der Europatour 2003. Die im Menu angezeigten Untertitel in mehreren Sprachen funktionieren bei mir nicht.
Fazit: 2003 war Peter Green wieder in vernünftiger Form und die Aufnahmen zeigen, dass es sich lohnte, zu einem Auftritt dieser Band zu gehen. Das mondgesichtige Blues-Denkmal mit Wampe überzeugte in dieser gut abgehangenen Combo zunächst als unerwartet guter Harper und am Ende auch wieder als Gitarrist. Abwechslung kommt durch die neueren Stücke, die jedoch nicht unbedingt im Blues Rock-Kontext sind. Schön, das jetzt mitzubekommen (so man die Erstveröffentlichung nicht schon hat), wenngleich die älteren Herren nicht gerade eine Augenweide sind. Ich bin aber sicher, Peter Green wird sich diese DVD kein einziges Mal anschauen. Auch ich gebe der CD den Vorzug.
Line-up:
Peter Green (vocals, lead guitar, slide guitar, harmonica)
Nigel Watson (vocals, lead guitar, rhythm guitar)
Roger Cotton (piano, Hammond C3, rhythm guitar)
Larry Tolfree (drums, percussion)
Pete Stroud (fretless and fretted bass guitars, double bass)
Tracklist
DVD:
Acoustic Set:
01:Hitch Hiking Woman
02:Sweet Home Chicago
03:Dead Shrimp Blues
04:Can You Tell Me Why (Legal Fee Blues)
05:Little Queen Of Spades
06:Hell Hound On My Trail
07:Albatross

Electric Set:
08:I Believe My Time Ain't Long
09:Running After You
10:Little Red Rooster
11:Ain't Nothing Gonna Change It
12:Shadow On My Door
13:Must Be A Fool
14:The Stumble
15:Cool Down
16:Man Of The World
17:Dangerous Man
18:Need Your Love So Bad
19:Real World
20:The Green Manalishi (With The Two Pronged Crown)
21:Black Magic Woman
22:Look On Yonder Wall

Bonus Features:
Interview
European Tour Film
Juke Box
Discography
Real World (Full Video)
CD:
01:Hitch Hiking Woman
02:Sweet Home Chicago
03:Running After You
04:Ain't Nothing Gonna Change It
05:Shadow On My Door
06:Must Be A Fool
07:The Stumble
08:Cool Down
09:Dangerous Man
10:Real World
11:The Green Manalishi (With The Two Pronged Crown)
12:Black Magic Woman
13:Look On Yonder Wall
Externe Links: