Wir schreiben Donnerstag, den 11. Juni 2009, und schon wieder befinden wir uns an einem Werktag auf dem Weg nach Isernhagen. Genau vor einer Woche waren die amerikanischen Hard Rocker von Blackfoot für ein einziges Deutschland-Konzert zu Gast in der Bluesgarage. Ganz klar, dass RockTimes bei diesem Gig nicht fehlen durfte.
Und nun hatte sich eine weitere Legende der Rockmusik bei Henry angesagt. Auf wohl niemand anderen trifft dieser Begriff treffender zu als auf Peter Green, der im Jahr 1967 zusammen mit Mick Fleetwood und John McVie die erste Generation von Fleetwood Mac gründete und der Band zu Weltruhm verhalf. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Songs, die bis in die Gegenwart als Klassiker gelten und unzählige Male gecovert wurden.
Nach seinem Ausstieg aus der Band startete Peter Green Ende der siebziger Jahre eine Solo-Karriere, die mit dem legendären Album "In The Skies" ihren Anfang nahm, das sich allein in Deutschland weit über 200.000 Mal verkaufte.
Doch immer wieder gab es lange Pausen im musikalischen Schaffen des Gitarristen, der öfter an psychischen Problemen litt, die eine kreative Arbeit oder sogar regelmäßiges Touren unmöglich machten. In diesen Zeiten verschwand Peter Green völlig von der Bildfläche, um sich dann urplötzlich mit einem neuen Album zurückzumelden.
Zu den längerfristigen Projekten von Green gehörte die Splinter Group, mit denen der Gitarrist hauptsächlich dem klassischen Blues zusprach. So entstanden eine Reihe von sehr hörenswerten Alben, auf denen Green sowohl elektrisch verstärkt als auch akustisch an seinem Sechssaiter überzeugen konnte.
Doch auch hier holte den sensiblen Musiker sein Schicksal wieder ein, und er verließ die Band ohne jegliche Vorwarnung von einem Tag auf den anderen. Wieder einmal schien Peter dem enormen Druck, den der ständig wachsende Erfolg der Gruppe mit sich brachte, nicht standhalten zu können und tauchte ein weiteres Mal in der Versenkung unter. Erneut durfte gerätselt werden, ob und in welcher Verfassung Peter Green noch einmal ins Rock-Business zurückkehren würde.
Anfang 2009 fanden dann unter der Bezeichnung Peter Green & Friends einige Konzerte in Deutschland statt, die sehr viel versprechend verliefen. In der völlig neu zusammengestellten Formation ist besonders Keyboarder/Sänger Geraint Watkins erwähnenswert, der zu den gefragtesten Studiomusikern der Szene gehört und schon mit solchen Hochkarätern wie Eric Clapton, Mark Knopfler, Paul McCartney und Nick Lowe zusammenarbeitete und zur momentanen Besetzung von Bill Wyman's Rhythm Kings gehört. Die restlichen Bandmitglieder Mike Dodd, Mat Radford und Andrew Flude dagegen sind weitgehend unbeschriebene Blätter in der Rock- und Blues-Szene Englands.
Schon bei unserem Eintreffen in Isernhagen um Punkt 19.00 Uhr waren die Parkmöglichkeiten ziemlich rar gesät, und vor dem Eingang der Bluesgarage hatte sich eine lange Menschenschlange gebildet. Das war eigentlich völlig untypisch, denn Henrys Publikum erscheint meistens relativ spät zu den Konzerten. Auch im Saal waren die Stehtische, die sonst über die gesamte Fläche verteilt sind, gänzlich verschwunden, ein weiteres Indiz dafür, dass es heute mal wieder rappelvoll werden würde. Und so kam es dann auch. Schon etwa vierzig Minuten vor Konzertbeginn musste ich mich vor die Bühne begeben, denn sonst hätte ich keinen Platz mehr gefunden, um anständige Live-Bilder vom Gig zu machen.
Es war auch schnell klar, dass Peter Green noch immer eine treue Fan-Gemeinde hat, denn am heutigen Abend waren fast ausschließlich ältere Semester im Publikum, die schon mit dem ersten Line-up von Fleetwood Mac groß geworden sind und somit Peter Green in seinen ganz großen Zeiten erlebt hatten. Wahrscheinlich gehörte ich erstmalig zu den 'jüngeren' Besuchern in der Bluesgarage!
So wurde die Band und besonders die Hauptperson des Events mit warmem Applaus empfangen, als sie gegen 21.30 Uhr die Bühne enterten. Und es begann auch recht viel versprechend mit einer schön rhythmischen Version von "Pretty Woman", bei der ein sichtlich gut gelaunter Peter Green schon mal eine Kostprobe seiner Gitarrenkünste abgab.
Doch das war auch schon mal eines der wenigen Highlights dieses Abends. Die Begleitmusiker ließen es doch sehr ruhig angehen. Insgesamt wollte man Green wohl nicht überfordern. Lediglich das ein oder andere Orgel-Solo brachte mal etwas Schwung in den Laden. Mike Dodd machte den Moderator des Gigs und übernahm die Rolle, die Nigel Watson bei der Splinter Group innehatte, beschränkte sich aber sonst auf eine rein begleitende Tätigkeit, ohne auch nur einmal die Initiative zu übernehmen. So wurde also nur recht biedere Hausmannskost geboten. Nur äußerst selten blitzte das große Können von Green mal auf, und auch stimmlich wirkte er ziemlich dünn.
Selbst bei den alten Bluesstandards "Key To The Highway" und "The Thrill Is Gone" vermisste man jeglichen Druck. Die Band unterstützte Peter Green einfach zu wenig, und auch der Meister selbst hielt sich doch sehr zurück. Natürlich war es schon stark, diesem großen Musiker mal aus allernächster Nähe auf die Finger zu schauen, aber insgesamt hätte ich doch mehr von Peter Green erwartet. Meistens wirkte sein Gitarrenspiel unsicher und fahrig, und auch die Texte seiner Songs musste er Wort für Wort vom Blatt ablesen.
Richtig Schwung in die Bude kam eigentlich nur noch einmal, als die Band den Fleetwood Mac-Hit "Oh Well" anstimmte. Jetzt war endlich der nötige Drive zu spüren und die Post ging ein wenig mehr ab. Nun kam das alte Feeling auf, das vor vierzig Jahren bei den Macs an der Tagesordnung war.
Gleich danach folgte "Albatross", ebenfalls stark rüber gebracht und ließ mich für eine kurze Weile in die alten Zeiten zurückkehren. Diesen Song kann wirklich nur ein Mann perfekt spielen, und der heißt Peter Green!
Enttäuschend war dagegen für mich der Zugabenteil. Eine ganz müde Version von "Black Magic Woman" und eine Fassung des Tony Joe White-Songs "Rainy Night In Georgia", die mich auch nicht unbedingt aus meiner Lethargie herausholen konnte.
So fällt mein persönliches Fazit dieser hundert Minuten doch etwas gemischt aus. Sicherlich hat Peter Green einen absoluten Legenden-Status, und es war für mich wichtig, diesen Mann noch einmal auf der Bühne zu sehen, aber legt man die reine musikalische Qualität dieser Show zugrunde, so bleibt nur festzustellen, dass Peter Green seine besten Zeiten schon sehr lange überschritten hat.
Vielleicht hätte eine andere Songauswahl dem Gig gut getan, aber auch da befürchte ich, wäre nicht viel mehr heraus gekommen. In einer eher unauffälligen Band wirkte Peter Green noch unauffälliger.
Line-up:
Peter Green (guitars, vocals, harp)
Mike Dodd (rhythm guitar, vocals)
Geraint Watkins (keyboards, vocals)
Mat Radford (bass)
Andrew Flude (drums)
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