Blackfoot / 04.06.2009, Bluesgarage, Isernhagen
Bluesgarage
Blackfoot
Bluesgarage, Isernhagen
04. Juni 2009
Stil: Hard Rock


Artikel vom 08.06.2009


Jürgen Bauerochse
BlackfootAuf dem Weg zum Sweden Rock-Festival machte die amerikanische Hard Rock-Band Blackfoot für ein einziges Konzert auf deutschem Boden in Isernhagen einen Zwischenstopp.
Die Gruppe wurde von Rick Medlocke schon zu Schulzeiten gegründet und nannte sich zunächst Fresh Carbage. Im Jahr 1971 gab sich die Truppe ihren endgültigen Namen und etablierte sich mit über 200 Konzerten per anno ganz allmählich bei den Musikfans. Der richtige Durchbruch gelang aber erst, als Blackfoot ihren Stil änderten und vom Southern Rock zum Hard Rock übersiedelten.
BlackfootIm Jahr 1975 bekam man endlich die Gelegenheit, ein erstes Album einzuspielen, doch gelang es den Jungs nicht, ihre Energie der Konzerte auf die Studiowerke zu übertragen. Erst 1979 hatten Blackfoot ihr Ziel erreicht und landeten mit "Strikes" einen ersten großen Erfolg. Auch die Folgescheiben "Tomcattin" (1980) und "Marauder" (1981) konnten überzeugen. Blackfoot hatten sich an der Spitze der Hard Rock-Liga festgesetzt.
BlackfootAls Mitte der achtziger Jahre der ehemalige Uriah HeepTastenmann Ken Hensley zu der Band stieß, ging es allerdings musikalisch stark bergab. Hensley lenkte die Gruppe durch sein Instrumentarium in eine Mainstream Richtung und verwässerte so den bisher knackigen Band-Sound immer mehr. Die logische Folge dieses Abrutschens ließ nicht lange auf sich warten und geschah im Jahr 1984. Blackfoot löste sich auf!
1990 reformierte Medlocke die Band mit drei ehemaligen Mother's Finest-Musikern, bevor er vier Jahre später als festes Mitglied bei Lynyrd Skynyrd einstieg.
BlackfootUnd nun ist Blackfoot wieder da. Ohne den Gründer und auch ohne den am 16.03.2005 verstorbenen Ur-Schlagzeuger/Sänger Jackson 'Thunderfoot' Spires haben Greg T. Walker und Charlie Hargrett Blackfoot wieder reanimiert und aktiviert. Zusammen mit Bobby Barth und Michael Sollars wollen sie die erfolgreichen alten Zeiten wieder aufleben lassen und ihre Fans zurück gewinnen.
BlackfootUnd dazu scheinen sie auf einem guten Weg zu sein. Allein die Autokennzeichen vor der Bluesgarage vermittelten an diesem Donnerstagabend einen Eindruck, dass Fans aus allen Teilen der Republik angereist waren, um Blackfoot 2009 zu erleben. Der Saal war wirklich sehr gut gefüllt, wenn auch nicht ganz ausverkauft, und im Publikum herrschte eine erwartungsvolle Stimmung. Auch ich hatte Blackfoot bisher noch nicht live gesehen, war aber in der Vorbereitung auf den Gig beim Anhören des Live-Albums "Highway Song Live" sehr schnell zu der Überzeugung gekommen, dass hier gleich ganz heftig die Post abgehen würde.
BlackfootAuf die Minute pünktlich um 21.00 Uhr ging es los. Bassist Greg T. Walker, ganz in indianischem Outfit und Blackfoot-Stirnband war der optische Mittelpunkt. Im Zentrum der Bühne platziert war er ständig in Bewegung und sorgte für eine tolle Show, die optimal zu seinen schwer rollenden Bassläufen passte. Immer wieder sprang er aufs Schlagzeug-Podest, griff sich einen Drum-Stick und unterstützte Michael Sollars, der sein Arbeitsgerät heftig und knochentrocken nach allen Regeln der Kunst traktierte. Die beiden ließen die Bluesgarage im wahrsten Sinne des Wortes erzittern.
BlackfootHargrett und Barth spielten sich die Soloarbeit an den Gitarren immer wieder geschickt zu, wechselten sich laufend ab, oder erzeugten bei ihren Jams einige Male einen Gleichklang in schönster Wishbone Ash-Manier. Allerdings waren die Sechssaiter für meinen Geschmack eindeutig zu leise, sodass sie gegen die geballte Power der Rhythmus-Sektion klanglich kaum ankamen. Auch so etwas gibt es noch bei Rockkonzerten, wo es ansonsten meistens 'zu laut' abgeht. Trotzdem war die ganze Klasse der beiden Axemen natürlich nicht zu überhören.
BlackfootZum größten Teil ging es im Programm von Blackfoot straight und hart zur Sache. Nur ab und zu veränderte sich das Klangbild etwas. So war auch ein Slow-Blues mit im Repertoire, bei dem die Leadgitarre sehr gefühlvoll eingesetzt wurde. Außerdem muss auch ein Solopart von Hargrett erwähnt werden, bei dem er ganz alleine, nur von seiner Slide begleitet, den Opfern des Wirbelsturms Katrina gedachte. Das war für alle Leute im Saal einer der ergreifendsten Augenblicke des Sets.
Natürlich durften sich Walker und Sollars auch ausführlich an ihren Instrumenten austoben. So gab es nach beiden Einlagen, die direkt hintereinander folgten, jedes Mal stürmischen Zwischenapplaus. Walkers Solo am Tieftöner war mit seinen Tempo- und Rhythmuswechseln aber auch ganz großes Kino.
BlackfootNeben dem von mir erwarteten Cover des Free-Klassikers "Wishing Well", das ja schon immer bei Auftritten von Blackfoot zum festen Repertoire gehört, spielte die Band aber auch noch "Morning Dew", mit dem vor allem Nazareth Rockgeschichte schrieben. Auch diese Version war richtig gut gespielt, wobei besonders die Vocals gut zur Geltung kamen, die ansonsten bei diesem Gig insgesamt etwas untergingen. Es war also soundtechnisch leider nicht alles Gold was glänzt. Allerdings tat das der durchweg guten Stimmung in der Halle keinerlei Abbruch.
BlackfootUnd genau diese erreichte zum Schluss des Konzertes seinen absoluten Höhepunkt. Denn nun wurden die beiden Blackfoot-Klassiker "Train Train" und "Highway Song" nacheinander auf die Fans losgelassen. Jetzt erreichte der Gig einen wahren Jam-Charakter. Besonders beim "Highway Song" fielen mir die Gigs von Lynyrd Skynyrd und Doc Holliday ein, wenn "Free Bird" oder "Lonesome Guitar" angestimmt wurde, denn hier kam der Southern Rock doch noch mal durch. Jetzt war die ganze Band in Bewegung und feuerte sich gegenseitig an. Überhaupt wirkte der Gig von Anfang bis Ende sehr inspiriert und engagiert. Da war keine Spur von gelangweilter Routine spürbar. Genau so wollte das Publikum die Gruppe sehen.
BlackfootDoch nach genau neunzig Minuten war dann Schluss. Trotz fordernden, stürmischen Beifalls ließen sich Blackfoot nicht mehr zu einer Zugabe bewegen. Wirklich sehr schade. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass diese Show trotz nicht optimalem Sound, einiger technischer Probleme (ab und zu versagte der Bass seinen Dienst) und nur eineinhalb Stunden Dauer, immer noch als sehr hörenswert angesehen werden kann. Für mich ist Blackfoot eine hervorragende Live-Band, die jeden Zuhörer in ihren Bann ziehen kann.
Line-up:
Greg T. Walker (bass, vocals)
Charlie Hargrett (guitar, vocals)
Bobby Barth (guitar)
Michael Sollars (drums)
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