Um es gleich vorweg zu schreiben: Mit "The Peter Green Story - Man Of The World" bekommt man lediglich einen Überblick der Fleetwood Mac-Jahre bis zu dem Zeitpunkt, als der Gitarrist und Sänger die Band verließ und einen winzigen Abriss über den zeitlichen Tellerrand hinaus.
Was hier allerdings in zwei Stunden Dokumentation geboten wird, hat es in sich. Oben drauf enthält das halbstündige Bonusmaterial weitere sehr interessante Zusatzinformationen. In der Hauptsache kommen viele Weggefährten aus der damaligen Zeit und natürlich der Mann, um den es geht, zu Wort. Peter Green ist bei allen, über den gesamten Film verteilten Interviewteilen in erstaunlich guter Form.
Neben ihm äußern sich Mick Fleetwood Blues Band, Jeremy Spencer sowie John Mc Vie als Bandmitglieder aus der Gründerzeit. Carlos Santana, der ja einen großen Hit mit Black Magic Woman hatte, ist ebenfalls dabei. John Mayall erzählt über den Wechsel der Gitarristen von Eric Clapton zu Peter Green bei seinen Bluesbreakers. Der Manager Clifford Adams, Mike Vernon, Produzent sowie Gründer des Blue Horizon-Labels und Journalist Keith Altham sind genauso mit von der Partie wie der Green-Biograf Martin Celmins.
Sonderbar ist schon das Mitwirken von Noel Gallagher. Gottlob taucht der Oasis-Mann nicht so oft auf. Was er an Kommentaren abgibt, hat verdammt wenig mit dem zu tun, worum es wirklich geht. Sollte er als ein Musiker der nächsten Generation ausgewählt worden sein, dann handelte es sich um die falsche Entscheidung.
Viel wichtiger sind all die Hintergrundinformationen aus erster Hand.
Dabei sind auch Peters Brüder Mike und Len, der seinem damals zehnjährigen Bruder eine Gitarre gab. Die gesamte DVD gibt durch viele Details einen tiefen Einblick in Geschichte der Band. Die Macher der DVD haben die Gesprächsteile mit vielen Bildern beziehungsweise Musikvideos, die zum Teil bisher unveröffentlicht waren, geschickt aufgelockert. Dennoch bekommt man keinen Song in Gänze zu sehen. Das ist allerdings kein einschneidender Kritikpunkt an der DVD.
Als Zuschauer kann man sehr schön verfolgen, mit welcher Hingabe und Freude die unmittelbar beteiligten Personen über die Anfänge erzählen. Der Enthusiasmus sowie die positive Einstellung sind spürbar und man sieht fast nur in lächelnde Gesichter. Genauso ist festzustellen, dass je weiter am Rad der Bandgeschichte gedreht wird, die Erzähler, ganz gleich, wer es ist, nachdenklicher werden, ja selbst nach mehr als vierzig Jahren bei ihren Äußerungen Sprechpausen entstehen, in denen die Leute nach Worten suchen. Die Körpersprache eines Jeremy Spencer spricht Bände, wenn er sein Gesicht hinter der rechten Hand versteckt. Der direkte Blick in die Kamera wird seltener. Selbstredend befinden wir uns zu diesem Zeitpunkt bereits beim Niedergang von Fleetwood Mac mit Peter Green.
En détail werden wir über Songs wie "Black Magic Woman" informiert. Green hatte damals Sandra Elsen als Freundin. Sie erzählt kurz, dass Peter ihr den Kosenamen 'Magic Mama' gab. Sie beschäftigte sich mit spirituellen Dingen, die nicht seine Zustimmung fanden. Daraus entstand die Textzeile »Don't Turn Your Back On Me Baby«.
Wenn es um die Plattendeals geht, erklärt Mike Vernon, warum Green nicht zu Decca wollte. Dort war zu dem Zeitpunkt John Mayall unter Vertrag und Green wollte keine Konkurrenz. Also wurde Fleetwood Mac eine Band von Blue Horizon. Geschickt hat man Statements von Clifford Adams und Vernon unmittelbar hintereinander gesetzt, als es um einen Labelwechsel ging. Adams erzählt, selbst jetzt noch mit großer Zufriedenheit in seinem Gesicht, dass er dem Blue Horizon-Gründer ein Schnippchen geschlagen hat, weil die Plattenfirma vergaß, die vertraglich festgelegte Option zur Verlängerung zu ziehen. Der Weg zu Warner/Reprise war frei.
Peter Green kann sich nach so vielen Jahren noch sehr gut an viele interessante Details der Aufnahmen zu den angesprochenen Songs/Alben erinnern. Nach dem Erfolg von "Albatross" war, wie Altham sagt, "Man Of The World" der erste Hilferuf eines Künstlers, der den Druck und die Intensität des Musikgeschäfts hautnah zu spüren bekam.
Green, Fleetwood und Spencer wissen übereinstimmend zu berichten, dass es Owsley Stanley (Tontechniker bei Grateful Dead) war, der sie mit den harten Drogen konfrontierte. Die Folgen für Green sind hinlänglich bekannt... ein Stopp in München zog den Gitarristen schließlich vollends in den LSD-Sumpf. Es kam zur Trennung von der Band.
Danach gab es eine kurze Reunion, denn bei der Amerikatournee war Jeremy Spencer plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Adams rief Green an und tatsächlich kam er zurück zur Band, um die Tour zu einem guten Ende zu bringen. Dabei besteht der Saitenmagier darauf, dass die Setlist ausschließlich Jams von "Black Magic Woman" enthalten sollte. Adams spricht von einem Auftritt in San Francisco, bei dem Green im Hintergrund zehn Minuten nur Rhythmusgitarre spielte, dann nach vorne ging und es folgten vier Stunden "Black Magic Woman".
Die Zeit nach Fleetwood Mac wird dann ziemlich kurz im letzten Kapital angesprochen. "Robert Johnson Songbook" und "Hot Foot Powder" werden erwähnt. Dazu gibt es einige Fotos und schließlich sieht man Green bei der Verleihung der BMI Awards. "Black Magic Woman" wurde vier Millionen Mal im Radio gespielt.
Auch der Bonusteil ist höchst interessant: Wir befinden uns im Keller von seinem Haus, in dem es zig Metallkäfige gibt. Unter anderem sind dort seine Gitarren gelagert. Zusammen mit dem Interviewer werden einige Exemplar ausgepackt, begutachtet, Geschichten dazu erzählt und man fachsimpelt darüber. Ab und an spielt Green auch ein wenig.
Adams ist im Besitz des alten Führerscheines und liest nicht ohne Emotionen einen Brief vor, den ihm der Gitarrist Anfang der Siebzigerjahre aus Hawaii geschickt hatte. In einem weiteren Teil erzählen Spencer, Fleetwood sowie Mc Vie, alle an einem Tisch sitzend nochmals über die alte Zeit und ganz zum Schluss ist es Rick Vito, der seine Faszination von Peter Green erklärt. Vito spielt in der neu formierten Mick Fleetwood Blues Band.
"The Peter Green Story - Man Of The World" ist eine tolle Dokumentation, die sich auf die Mac-Jahre beschränkt, diese allerdings sehr ausführlich beleuchtet. Leider gibt es keine Sprachauswahl vor, sodass der interessierte Konsument schon des Englischen mächtig sein muss.
Tracklist |
01:Introduction
02:Peter Replaces Eric In The Bluesbreakers
03:The Formation Of Fleetwood Mac
04:Fleetwood Mac In America
05:Albatross
06:Cry For Help
07:The German Jet Set
08:Peter Leaves Fleetwood Mac
09:The Drugs Effect And ETC
10:Tribute
Bonus Material:
Peter Takes Us Through His Guitar Collection
Clifford Adams Reads Out Of Peter Green's Letter From Hawaii
Jeremy Spencer, Mick Fleetwood & John Mc Vie Reminisce About The Old Days
Rick Vito Tells How He Saw Fleetwood Mac For The First Time
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