Rorys Irish Tour zählt nicht nur für mich, sondern auch in den Musikkreisen zu den besten Livealben aller Zeiten. Ja, ihr habt richtig gehört. Es gibt nur vier Alben aus den 70ern, die sehr nahe an den irischen Virtuosen herankommen: "Made In Japan" von
Deep Purple,
Foghats "Live" von 1977, die
Lynyrd Skynyrd-Scheibe "One More From The Road" und ganz knapp hinter
Rory dann die
Allman Brothers mit ihrem "At Fillmore East"-Album. Ganz sicher nicht
Thin LizzysLive And Dangerous, denn da wurde nachträglich mit sehr viel Overdubs gearbeitet! Ist bei vielen Künstlern leider so üblich! Hört mal nebenbei in
Def Leppards neuen Live-Opus rein!
Nein, bei
Rorys "Irish Tour"-Aufnahme wurde nicht nachträglich mit Overdubs nachgebessert! Live, liebe Freunde, voller Spielwitz, wahnwitzigen Soli, eine Rhythmustruppe, die das Gerüst für
Rory festigt, damit er seiner Fender freien Lauf geben kann. Mit "Cradle Rock" ein Konzertbeginn, der einen schon in die hinteren Reihen pustet. Oh, diese Gitarre … ich glaube schon zu wissen, wieso Herr
Joe Bonamassa dieses Stück gecovert hat.
Weiter geht's mit "I Wonder Who", ein richtiger
Rory-Blues, authentisch wie es nur eben
Rory hinbekam, ein in Whiskey getränktes Stück. Ja, und jetzt kommen wir zum ersten Höhepunkt: "Tattoo'd Lady". Ein Stück zum Lieben. Super Melodie, Gesang passt und dann liebe Puristen, aufgepasst! Nach 3:12 kommt das
Rory-Solo aus dem Nichts - mit Steigerung wird gefiedelt und zwar glasklar, was die Fender hergibt. Wer da nicht mitwippen muss, der sollte ins Altersheim gehen. Es folgt "Too Much Alcohol", wieder ein Whiskey gefällig? Über acht Minuten Blues Rock vom Feinsten. Kaum eine Verschnaufspause und ja, jetzt, das famose "As The Crow Flies". Eine Akustiknummer, wie sie wirklich nur
Rory bringen konnte. Hören und staunen!
Nun zum nächsten Höhepunkt: "A Million Miles Away". Schön langsamer Aufbau, intensiver, eindringlicher Gesang, feinfühlig gespielt und irgendwie nicht von dieser Welt, was da
Rory ab ca. Minute 3:50 mit seiner Fender herzaubert. Man höre und staune über die 'Übertöne', die seine sanften Gitarrenläufe da hergeben. Ist da ein Zauberer am Werk? Geht das mit rechten Dingen zu? Ja, es ist
Rory, der uns aus dem Zauber herausholt und dann die nächste Salve mit "Walk On Hot Coals" auf uns loslässt. Auch da der Mittelteil … selten so was gehört. Welche Saiten zupft er da wieder, um uns mit solch eloquenten Tönen in die Knie zu zwingen? Man riecht förmlich den Schweiß, der da auf der Bühne fliesen muß. Mensch, die Fans in der Ulster Hall zu Belfast … wir beneiden euch! Gibt es eine Zeitmaschine? Ja, so geht es weiter mit "Who's That Coming?" und "Back On My Stompin' Ground (After Hours)" und zuletzt das ausklingende "Maritime".
Ich bin geschafft! Nach so viel Intensität ist man erledigt, Freunde des Blues Rocks. Wer's nicht glaubt, soll's nachhören. Schon länger gibt es die Aufnahme als Remaster.
Rory steckt sie alle in den Sack, die
Claptons,
Ray Vaughans,
Buchanans etc.
Das soll nicht abwertend wirken, die sind auch alle top, aber
Rory ist eine Klasse für sich. Ich kann für mich in Anspruch nehmen, dass ich ihn zweimal live gesehen habe, beim ersten Mal standen die Zuschauer im Volkshaus zu Zürich am Schluss auf den Bänken. Beim zweiten Mal war er leider schon sehr krank. Ich kann nur sagen, liebe Iren, ihr seid zwar voll in der Euro-Wirtschaftskrise, aber ihr könnt
Rory immer in eurem Herzen tragen und sehr stolz auf so einen Jahrhundertmusiker sein!